Politik

Kehrtwende in Ankara Erdogan erklärt IS den Krieg

Türkische Soldaten patrouillieren an der syrischen Grenze, östlich von Kilis.

Türkische Soldaten patrouillieren an der syrischen Grenze, östlich von Kilis.

(Foto: AP)

Bislang hatte der Sturz des Assad-Regimes für die Türkei oberste Priorität. Dafür ließ Ankara sogar der IS-Terrormiliz weitgehend freie Hand. Damit ist jetzt Schluss: Ankara nimmt die Dschihadisten ins Visier.

Nach Jahren der abwartenden Politik handelt Ankara: Erstmals griff die Türkei Stellungen der IS-Terrormiliz in Syrien mit Kampfflugzeugen an. Zudem gab Ankara dem Drängen Washingtons nach und gestattet jetzt die Nutzung des türkischen Luftwaffenstützpunktes Incirlik für US-Kampfeinsätze gegen den IS.

Damit können die USA die Hochburgen des sogenannten Islamischen Staates im Norden Syriens wesentlich schneller und effektiver angreifen, als bisher von Jordanien, vom Irak oder von den Golfstaaten aus. Sie können außerdem Kampfhubschrauber einsetzen. Alle angegriffenen IS-Ziele seien zerstört worden, sagte Ministerpräsident Ahmet Davutoglu. Auslöser der Entwicklung war der mutmaßlich vom IS verübte Bombenanschlag im südtürkischen Suruc am Montag mit 32 Toten. "Wer uns Schaden zufügt, muss den zehnfachen Preis zahlen", drohte Davutoglu.

Die Luftschläge seien Teil eines fortlaufenden "Prozesses", sagte Davutoglu weiter und betonte, die Türkei werde trotz der Luftangriffe nicht Teil des Bürgerkriegs in Syrien. Mit Blick auf die in der Türkei verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK warnte er, sein Land werde gegen jede Art von Terrororganisation vorgehen.

Luftangriffe waren "erster Schritt"

Präsident Recep Tayyip Erdogan stimmte sein Volk auf einen längeren Kampf gegen die radikalislamische Miliz ein. Die Luftangriffe seien ein "erster Schritt" gewesen, sagte er. Weitere würden folgen. Das gelte auch für kurdische oder linke Extremisten. Alle militanten Gruppen müssten ihre Waffen niederlegen oder mit Konsequenzen rechnen.

Mehrere Kampfjets flogen am frühen Morgen Angriffe auf syrischem Gebiet und trafen zwei Hauptquartiere und einen Sammelpunkt der Extremisten. Die drei türkischen Kampfflugzeuge kehrten demnach anschließend unbeschadet auf die südliche Basis Diyarbakir zurück.

Zeitgleich mit den Angriffen auf Stellungen des IS in Syrien gingen türkische Sicherheitskräfte bei Razzien in Istanbul und anderen Städten massiv gegen mutmaßliche Anhänger des IS sowie der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK vor. Die Beamten haben mehr als 250 Menschen festgenommen.

Ihnen werde die "Mitgliedschaft in einer Terrororganisation" vorgeworfen, hieß es von der Regierung. Ein weibliches Mitglied der marxistischen DHKP-C wurde nach Angaben der Nachrichtenagentur Anadolu bei einer Schießerei mit Polizisten im Zuge der Razzien getötet. Sie starb den Angaben zufolge im Bezirk Bagcilar in Istanbul.

Quelle: ntv.de, dsi/dpa/AFP

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