Al-Kaida und IS im Zugzwang Experten erwarten Terror-"Wettbewerb"
21.01.2015, 22:04 Uhr
Die Anschläge von Paris rufen weltweit die Antiterror-Einheiten auf den Plan.
(Foto: AP)
Der IS bekommt immer Zulauf. Nicht nur Konvertiten aus aller Welt schließen sich den Dschihadisten an, auch Anhänger der geschwächten Al-Kaida tun das. EU-Experten erwarten einen regelrechten "Wettbewerb" zwischen beiden Terrorgruppen.
Neben der Gefahr durch radikalisierte Einzeltäter und zurückgekehrte Dschihadisten halten europäische Sicherheitsexperten weiter einen größeren Anschlag des Terrornetzwerkes Al-Kaida für möglich. Zwar sei "der Kern von Al-Kaida geschwächt" und einige Ableger seien zur Dschihadistengruppe Islamischer Staat (IS) übergelaufen, sagte ein hochrangiger EU-Vertreter vor Journalisten in Brüssel. Gerade dies könne aber Al-Kaida dazu bringen, Anschläge zu verüben. "Wenn man Al-Kaida ist, könnte man einen großen Angriff im Westen verüben wollen, um zu zeigen, dass man noch immer wichtig ist."
Ein Anschlag könne damit Folge eines "heftigen Wettbewerbs" zwischen Al-Kaida und dem in den vergangenen Jahren aufgestiegenen IS sein, sagte der EU-Vertreter. Konkrete Hinweise auf Vorbereitungen eines solchen Al-Kaida-Anschlags gebe es allerdings nicht. Er gehe aber davon aus, dass die Einschätzung zur andauernden Bedrohung durch Al-Kaida "von den großen Geheimdiensten geteilt wird".
Auch der französische Europaparlamentarier Arnaud Danjean warnte davor, die Gefahr durch Al-Kaida zu unterschätzen. "Ich fürchte einen großen Schlag durch Al-Kaida", sagte der konservative Politiker, der früher für den französischen Auslandsgeheimdienst DGSE arbeitete. Allerdings gehe die "unmittelbare Gefahr" nach den Anschlägen von Paris eher von einem "atomisierten Terrorismus" oder "Gelegenheitsterrorismus" aus, bei dem Täter ohne direkte Verbindung zu einer Organisation oder auf deren Befehl Attentate verüben.
Die Gruppe Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel (Aqap) hatte sich zu dem Anschlag auf die französische Satirezeitung "Charlie Hebdo" bekannt, bei dem vor zwei Wochen in Paris zwei Islamisten zwölf Menschen getötet hatten.
Quelle: ntv.de, ppo/AFP