Asylanträge stauen sich Flüchtlingszahl erreicht Rekordhoch
31.07.2015, 17:03 Uhr
In einer Auffangeinrichtung in Trier leben etwa 1400 Flüchtlinge, ausgelegt ist sie nur für 844 Plätze.
(Foto: picture alliance / dpa)
Nur in diesem Monat kommen 79.000 Flüchtlinge nach Deutschland – das sind so viele wie noch nie in so kurzer Zeit. Viele von ihnen suchen Schutz vor Krieg wie etwa in Syrien. Die Ämter kommen so schnell nicht hinterher, sie haben noch Tausende Asylanträge liegen.
Im Juli sind so viele Asylbewerber nach Deutschland gelangt wie noch nie zuvor in einem Monat. Derzeit kämen sehr viele Asylbewerber aus den Kriegs- und Krisenregionen in Syrien, im Irak und in Afghanistan, sagte der Präsident des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF), Manfred Schmidt. Er sprach von einem "Allzeitrekord".
Mit 79.000 Menschen habe es im Juli "den höchsten Zugang aller Zeiten" gegeben, betonte auch Bayerns Sozialministerin Emilia Müller. In diesem Jahr rechnet Schmidt bisher mit insgesamt 450.000 Asylbewerbern. Das Bundesamt will Ende August seine Prognose für das laufende Jahr aktualisieren.
Erste Priorität für den BAMF-Chef hat die beschleunigte "Rückführung" von Asylbewerbern aus Südosteuropa, möglichst innerhalb von vier bis sechs Wochen nach der Ankunft. "Wir werden uns im ersten Schritt auf Albanien konzentrieren." Innerhalb weniger Wochen habe es "über 30.000 Zugänge allein aus Albanien mit einer Schutzquote von nur 0,1 Prozent" gegeben. Momentan seien 209.000 Asylanträge in Bearbeitung, sagte Schmidt. Davon seien 94.000 vom Balkan und 40.000 aus Syrien.
Nach Einschätzung des Migrationsforschers Dietrich Thränhardt sind ineffiziente Strukturen im deutschen Asylsystem der Grund für den enormen Stau bei der Bearbeitung von Asylanträgen. Im europäischen Vergleich liege Deutschland hier weit an der Spitze, und eine Besserung sei nicht in Sicht.
Verfassungsschutz warnt vor Anschlägen
Angesichts der Stimmungsmache gegen Flüchtlinge in Deutschland warnt der Verfassungsschutz vor rechtsextremistischen Anschlägen. "Die Lage hat sich in den vergangenen Wochen zugespitzt", sagte Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen dem Magazin "Focus". Er schließt nicht mehr aus, dass Rechtsextremisten gezielt Anschläge auf bewohnte Flüchtlingsunterkünfte verüben, bei denen es auch zu Opfern kommen könnte.
Die mehr als 200 Straftaten gegen Flüchtlingsheime allein im ersten Halbjahr zeigten, wie sehr sich die fremdenfeindliche Stimmung in Teilen der Bevölkerung aufgeheizt habe. Erst in der Nacht zum Freitag hatten Unbekannte Brandflaschen auf ein künftiges Flüchtlingsheim in Lunzenau in Mittelsachsen geworfen. Verletzt wurde Niemand.
Quelle: ntv.de, hul/dpa