Umfrage spricht klare Sprache Griechen wollen Einigung mit EU
26.04.2015, 20:03 Uhr
(Foto: dpa)
Die griechische Regierung irrlichtert durch die Verhandlungsäle der EU - so wie zuletzt Finanzminister Varoufakis in Riga. Durch ihre Politik geistert das Gespenst des Grexit durch Europa. Die Bürger wollen etwas anderes.
Inmitten der Verhandlungen über weitere Finanzhilfen für Griechenland spricht sich eine deutliche Mehrheit der Griechen für eine Einigung mit den internationalen Kreditgebern aus. Auf die Frage nach der "besten Lösung für das Land" nannten knapp 72 Prozent der Befragten in einer Umfrage, die in der Zeitung "To Vima" erschien, ein Abkommen mit den Geldgebern von Europäischer Union und Internationalem Währungsfonds (IWF). Gut 23 Prozent sagten, sie wollten "einen Bruch" mit Europa. Fünf Prozent hatten dazu keine Meinung.
Trotz ihrer Ablehnung der Sparpolitik, die Athen im Gegenzug für die internationalen Finanzhilfen verordnet wurde, ist eine Mehrheit der Griechen für die Beibehaltung des Euro. 73 Prozent sprachen sich für den Euro aus, während 20 Prozent zurück zur Drachme wollten. 69 Prozent befürchteten, dass ein Ausstieg aus der Eurozone droht. 24 Prozent sahen diese Gefahr dagegen nicht. Bei dem Treffen der EU-Finanzminister am Freitag im lettischen Riga hatten die EU-Länder den Mangel an Fortschritten bei den Verhandlungen über Reformen beklagt.
Rund die Hälfte der Befragten unterstützte die Verhandlungstaktik der Regierung von Alexis Tsipras, 46 Prozent kritisierten diese. Tsipras bleibt mit Zustimmungswerten von 61 Prozent der beliebteste Politiker weit vor dem vorherigen konservativen Ministerpräsidenten Antonis Samaras, der nur auf 28 Prozent kam. Die Zustimmung für Finanzminister Yanis Varoufakis lag bei 51 Prozent. Laut "To Vima" machen viele Griechen den Minister für "den Schiffbruch" der Verhandlungen in Riga verantwortlich. Manche fragen sich schon, ob Tsipras ihn bald entlässt.
Keine Annäherung erkennbar
Die griechische Regierung muss nach eigener Darstellung bis Anfang Mai eine Einigung mit den Euro-Partnern im Schuldenstreit erzielen. "Es gibt eindeutig eine Chance und eine dringende Notwendigkeit, in den ersten Mai-Tagen eine vorläufige Einigung zu erzielen, wenn nicht sogar im April", sagte der stellvertretende Ministerpräsident Yannis Dragasakis der Zeitung "Avgi". "Insbesondere bitten wir darum, dass das gegenwärtige Liquiditätsproblem als ein Problem gesehen wird, für das alle die Verantwortung tragen, und das gemeinsam angegangen wird."
Griechenland steht kurz vor der Zahlungsunfähigkeit. Wie lange sich das Land finanziell über Wasser halten kann, ist unklar. Im Schuldenstreit mit EU, Internationalem Währungsfonds und Europäischer Zentralbank ist auch nach einem Treffen der Euro-Finanzminister keine Annäherung erkennbar. Bereits am Freitagabend stimmte das Parlament in Athen Plänen der Regierung zu, Kommunen zur Überweisung ihrer Einlagen an die Zentralbank zu verpflichten.
Mit dieser Maßnahme verspricht sich die Regierung von Ministerpräsident Alexis Tsipras kurzfristig Geld zur Zahlung von Löhnen. Am Samstag stimmten die Gouverneure der Regionen nach einem Treffen mit Tsipras zu. "Uns wurde versichert, dass es sich um eine vorübergehende Notfallmaßnahme handelt", sagte der Vertreter der Lokalregierungen, Kostas Agorastos.
Quelle: ntv.de, vpe/AFP/rts