Politik

4300 Euro Schulden pro Kopf Großstädte stecken in der Schuldenfalle

Mit einer Pro-Kopf-Verschuldung von 9556 Euro liegt Oberhausen deutschlandweit auf Platz zwei.

Mit einer Pro-Kopf-Verschuldung von 9556 Euro liegt Oberhausen deutschlandweit auf Platz zwei.

(Foto: dpa)

Die Beratungsgesellschaft EY schlägt Alarm: Viele deutsche Großstädte stecken so tief in den Schulden, dass sie ohne Hilfe nicht mehr auf die Beine kommen. Es gibt aber Ausnahme-Städte, die sogar gänzlich schuldenfrei sind.

Die Steuereinnahmen sprudeln, doch Deutschlands Großstädte stecken in der Schuldenspirale fest. Zu diesem Ergebnis kommt die Beratungsgesellschaft EY in einer neuen Studie. Demnach sind die Verbindlichkeiten der 72 deutschen Großstädte im Jahr 2014 um 3,2 Prozent auf 82,8 Milliarden Euro gestiegen. Während die Neuverschuldung 2013 lediglich um 0,7 Prozent gestiegen war, könnte sie im laufenden Jahr noch einmal deutlich ansteigen.

Auf jeden Großstadtbewohner entfallen der EY-Studie zufolge mittlerweile kommunale Schulden in Höhe von 4299 Euro. Drei Viertel der Städte mit mindestens 100.000 Einwohnern hätten steigende Schulden. "Die Mehrheit der Kommunen gerät immer tiefer in die Verschuldung, denn die strukturellen Probleme verschärfen sich", sagte EY-Experte Bernhard Lorentz. "Vor allem die steigenden Sozialausgaben entwickeln sich zu einer massiven Belastung." Im laufenden Jahr dürften diese nach Einschätzung der Kämmerer um durchschnittlich fünf Prozent steigen.

Die Wohlstands-Schere öffnet sich weiter

Die stärkste Pro-Kopf-Verschuldung weist Saarbrücken mit 11.568 Euro auf, gefolgt von Oberhausen (9556) und Offenbach (8785). Am geringsten verschuldet sind Braunschweig (452), Jena (724) und Düsseldorf (1137). Im Kernhaushalt – also ohne Berücksichtigung von Eigenbetrieben und kommunalen Extrahaushalten - sind derzeit Dresden, Göttingen und Wolfsburg schuldenfrei. Stuttgart sei auf dem Weg dorthin.

Die Schere zwischen Arm und Reich dürfte sich in den kommenden Jahren weiter öffnen. "Hoch verschuldete Städte in strukturschwachen Regionen können kaum von der guten Konjunktur und den steigenden Steuereinnahmen profitieren", sagte Lorentz. "Hier sind die Kämmerer Verwalter des Mangels und vielfach auch der Perspektivlosigkeit." Wohlhabende Städte hingegen hätten den nötigen Gestaltungsspielraum und könnten mit attraktiven Angeboten um Firmen und Zuzügler werben.

Die hoch verschuldeten Städte benötigten dringend Hilfe bei der Haushaltssanierung. Andernfalls gerate die kommunale Selbstverwaltung in Gefahr, argumentiert EY. Unterbringung und Betreuung der Flüchtlinge zögen zudem erhebliche Kosten nach sich, die den Kommunen nur teilweise ersetzt würden. Angesichts weiter steigender Flüchtlingszahlen dürfte auch dies die Verschuldung einiger stark betroffener Städte nach oben treiben, erwartet EY.

Quelle: ntv.de, shu/rts

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