Feuer für Twitter-Scharmützel Grüne blamieren sich mit Lindner-Satire
11.07.2017, 17:04 Uhr
Parteichef Christian Lindner ziert die FDP-Wahlplakate - und zwar alle.
(Foto: picture alliance / Wolfgang Kumm)
Dass die Liberalen ihre Wahlwerbung auf Parteichef Lindner zuschneiden, nutzen die Grünen als Steilvorlage: Auf Twitter ziehen sie die Lindner-Plakate genüsslich durch den Kakao - sogar Jürgen Trittin macht mit. Doch die Aktion geht irgendwie nach hinten los.
Die FDP-Wahlkampagne mit klarem Fokus auf den liberalen Spitzenkandidaten Christian Lindner sorgt auf Twitter unter dem Hashtag #Lindnersprueche für Furore. Ein am Montag in Berlin vorgestelltes Plakatmotiv mit Lindner als Blickfang hat es den Nutzern besonders angetan: "Die Digitalisierung ändert alles. Wann ändert sich die Politik?", so lautet der dazugehörige ursprüngliche Slogan. Vor allem für die Grünen war er eine Steilvorlage.
Auf Twitter veröffentlichten zahlreiche Nutzer diverse satirische Variationen des Plakats - nicht wenige unter Anspielung auf das FDP-Image als "Besserverdienenden-Partei". Nah am Original blieb der Grünen-Bundestagsabgeordnete Kai Gehring mit seinem Post: "Ein neues Design ändert alles. Aber wann ändert sich die FDP?" Die Haltung der Liberalen zur Energiepolitik rückte die grüne NRW-Landtagsabgeordnete Wibke Brems ins Zwielicht: "Zukunft! Zumindest für Kohle und Atom. Windkraft ist mir zu sauber."
Die angebliche soziale Kälte der FDP griffen zwei veränderte Slogans auf: "Die Schwächsten der Gesellschaft? Hab ich irgendwie keinen Kopf für!" und "Kostenlose S-Bahn? Sollen sie doch S-Klasse fahren." Auch Lindner selbst musste sich wegen der Bilder von Fotograf Olaf Heine reichlich Spott gefallen lassen: "Ich weiß auch nicht, warum ich auf jedem Plakat bin!", hieß es, oder auch: "Wen interessieren schon Inhalte, wenn man so ein geiler Typ ist."
Gegenwind der Twitter-Gemeinde
Einen Konter im Twitter-Scharmützel setzte der Vorsitzende der Junge Liberalen, Konstantin Kuhle. Er wandte sich direkt an die politische Konkurrenz: "Liebe @Die_Gruenen", schrieb er. "Wenn Eure Hetze gegen die @fdp endet wie unser Grünen-Bashing 2013, könnt Ihr schon mal die Büros räumen!" Kuhle spielte damit auf den Rauswurf der Liberalen aus dem Bundestag vor vier Jahren an - diesem war eine Kampagne gegen die grünen "Fuzzis" vorausgegangen. Rückblickend wohl nicht die beste Idee.
Die Bundes-Grünen versuchten bisher trotzdem nicht, den Eindruck zu zerstreuen, dass sie hinter der satirisch gemeinten Aktion stecken. Stattdessen sprang sogar der frühere Bundesumweltminister Jürgen Trittin auf die Kampagne auf. "Freie Fahrt für freie Porsche-Fahrer", twitterte er im Namen Lindners. "Eigentlich wollte ich nie was anderes."
Das Echo fiel allerdings vernichtend aus. "Herr Trittin", schrieb einer, "das war Ihr selbstformuliertes Renteneintritts-Statement!" Eine andere Nutzerin kritisierte: "Meine Güte, ist das billig und platt." Gut möglich also, dass sich die Grünen mit der Aktion keinen Gefallen getan haben.
Quelle: ntv.de, jug/dpa