Politik

"Bittersüße" Baerbock-Kandidatur Habeck nennt Verzicht "schmerzhaftesten Tag"

Dank oder Aufmunterung? Nach den Worten von Habeck übernimmt Baerbock die Bühne.

Dank oder Aufmunterung? Nach den Worten von Habeck übernimmt Baerbock die Bühne.

(Foto: picture alliance/dpa)

Der Co-Vorsitzende Habeck verzichtet zugunsten von Baerbock auf die Kanzlerkandidatur der Grünen. "Nichts wollte ich mehr, als dieser Republik als Kanzler zu dienen", sagt Habeck über seine "persönliche Niederlage" - und beklagt eine Reduzierung auf sein Aussehen.

Mit den Worten "Annalena, bitte, die Bühne gehört dir", überließ Robert Habeck seiner Co-Vorsitzenden Baerbock am Montag die Kanzlerkandidatur der Grünen. Es war die Bekanntgabe einer mit Spannung erwarteten, von den Grünen sorgsam inszenierten Entscheidung. Im Gespräch mit der "Zeit" offenbarte Habeck, wie schwer ihm persönlich dieser Schritt gefallen ist, nachdem er lange Zeit als Favorit der beiden auf die Kanzlerkandidatur gehandelt worden war. Der Tag der Nominierung sei für ihn "der schmerzhafteste Tag in meiner politischen Laufbahn" gewesen, sagte der frühere Umwelt- und Energiewendeminister von Schleswig-Holstein.

Habeck sagte demnach, seine künftige Rolle bestehe darin, die "Entscheidung nach außen zu vertreten und daraus, obwohl sie für mich eine persönliche Niederlage ist, einen politischen Sieg zu machen". Er bekannte, wie gerne er selbst diese Rolle ausgefüllt hätte: "Nichts wollte ich mehr, als dieser Republik als Kanzler zu dienen. Und das werde ich nach diesem Wahlkampf nicht."

Die Grünen hätten nun die Chance, das Kanzleramt zu erobern. "Und das ist größer als das, was man sich persönlich zutraut oder will." Der Tag der Nominierung sei "ein bittersüßer" gewesen. Er habe sein Ministeramt in Schleswig-Holstein aufgegeben, um die Partei dahin zu bringen, wo sie nun sei. "Aber ich werde diesen Kampf nicht von der Spitze aus führen, wie ich es wollte. Das ist der bittere Teil." Habeck habe trotz dieser Niederlage im Ringen mit Baerbock keinen Rückzug erwogen, zitiert ihn die "Zeit".

Neues Umfrage-Hoch

Weniger überraschend ist, dass es Habeck stattdessen nun in ein Ministeramt zieht: "Wenn wir es gut machen, werde ich Teil der Bundesregierung sein. Die Wirklichkeit zu gestalten, ist für mich der Sinn von Politik. Das bedeutet für mich Verantwortung."

Der Grünen-Co-Vorsitzende beklagte seine öffentliche Wahrnehmung nach seinem Wechsel aus Schleswig-Holstein in die Bundespolitik. Seine Erfahrung in Regierungsämtern habe keine Rolle mehr gespielt. "Ich wurde auf einmal über Äußerlichkeiten beschrieben und nicht über meine Leistungsbilanz und Erfahrung. Das hat genervt und war irritierend. Bei Frauen würde man das sexistische Zuschreibungen nennen", sagte Habeck. Ihm sei es nicht gelungen, dagegen anzugehen.

Zumindest kurzfristig könnte sich die Entscheidung der Grünen für Baerbock als richtig erwiesen haben. Das am Tag nach Baerbocks Nominierung veröffentlichte RTL/ntv-Trendbarometer sieht die Partei plötzlich deutlich vor der im Zuge ihres Kanzler-Streits eingebrochenen Union - mit 28 zu 21 Prozent der Befragten. Die Nominierung Baerbocks halten 54 Prozent der Befragten für eine gute Entscheidung. Dabei fällt das Votum im Westen mit 56 Prozent deutlich höher aus als im Osten mit 41 Prozent. Außer den AfD-Anhängern beurteilen die Sympathisanten aller anderen Parteien die Entscheidung mehrheitlich als gut.

Quelle: ntv.de, shu

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