Politik

Lauterbach bei Illner "In kürzester Zeit alle Ungeimpften infiziert"

Lauterbach bleibt auch als Minister in Talkrunden präsent.

Lauterbach bleibt auch als Minister in Talkrunden präsent.

(Foto: REUTERS)

Karl Lauterbach ist seit Beginn der Pandemie Talkshow-Dauergast, jetzt sitzt er zum ersten Mal als Gesundheitsminister bei Maybritt Illner. Wie er Omikron ausbremsen will? Klar, vor allem mit Impfungen. Wie lange der Impfstoff fürs nächste Jahr reicht, soll eine Inventur klären. Außerdem will er die Arbeit der STIKO beschleunigen.

Deutschland hat einen neuen Gesundheitsminister. Und der muss sich beeilen. Noch ist die Delta-Variante des Coronavirus nicht besiegt, da steht mit Omikron ein neuer Erreger vor der Tür. Der ist wesentlich ansteckender als die bisherige Variante. Wie es nun weitergehen könnte, will Maybrit Illner im ZDF mit ihren Gästen diskutieren. Unter ihnen: der neue Gesundheitsminister Karl Lauterbach, der sich am Abend auch bei RTL Direkt geäußert hatte.

Das Wichtigste für den Minister im Moment: "Wir müssen die Boosterimpfungen so stark voranbringen, dass wir einen großen Teil der Bevölkerung geschützt haben, bevor die Omikron-Variante kommt. Ich glaube, dass wir das schaffen werden." Nur mit drei Impfungen sei man gegen sie gut geschützt - wahrscheinlich, so Lauterbach.

Die anderen Gäste scheinen Lauterbach vieles zuzutrauen. Jedenfalls sind sie voll des Lobes für den neuen Minister. Der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans zum Beispiel. Und er verspricht: "Ich werde nicht gleich auf ihm rumhacken, wenn mal ein Fehler passiert. Dazu ist die Lage zu ernst."

Lauterbach macht Inventur

Im Moment ist bei Lauterbach tatsächlich Action angesagt. Er habe schon mit der Arbeit im Ministerium begonnen, da sei er noch gar nicht Minister gewesen, sagt er. Deswegen wisse er: "Bis Ende des Jahres ist genug Impfstoff da." Wie es im nächsten Jahr aussieht, will er an diesem Freitag bei einer Inventur herausfinden. Er werde jedenfalls bilaterale Gespräche führen, um Impfstoffengpässe zu verhindern.

Für Physikerin Viola Priesemann ist das auch absolut wichtig, denn die neue Omikron-Variante breite sich sehr schnell aus. Die Zahl der Infizierten verdopple sich innerhalb von drei bis vier Tagen. "Wenn diese Welle so schnell ansteigt, stehen bald viele Leute gleichzeitig vor den Krankenhaustüren", prophezeit sie und fordert: "Wir sollten uns auf alle Szenarien vorbereiten."

Darauf habe sich auch die Ministerpräsidentenkonferenz am Donnerstag verständigt, erklärt Tobias Hans. Rückblickend gibt er selbstkritisch zu: "Wir haben ohne Frage Zeit verloren", nur um sich später ein wenig auf die Schulter zu klopfen: Im Saarland habe man schon im Oktober in Seniorenheimen mit der Boosterimpfung begonnen. Nun liege sein Bundesland bei der Impfquote deutschlandweit ganz vorne. Man habe erhebliche Fortschritte gemacht. "Und das lag auch an den Menschen, die sich haben impfen lassen. Dafür muss man auch mal Danke sagen", so der CDU-Politiker.

Dann erklärt Karl Lauterbach die Wirksamkeit der Impfstoffe gegen die neue Omikron-Variante. Und die sieht nicht gut aus. Die Booster-Impfung wirke möglicherweise nur zu 20 bis 23 Prozent, sagt er. Wer die dritte Impfung nicht habe, würde möglicherweise nicht schwer erkranken, könne aber andere Menschen anstecken. "Die Infektionen laufen dann durch in die Ungeimpften. Die werden dann in kürzester Zeit schwer erkranken."

STIKO soll mehr Personal bekommen

Ein neuer Impfstoff könnte in drei Monaten verfügbar sein, wenn er zugelassen wird, so Lauterbach. Auf den Hinweis, dass die Ständige Impfkommission (STIKO) immer eine gewisse Zeit für eine Entscheidung brauche, kontert er: "Die STIKO gibt nur Empfehlungen ab." Da gebe es ja immer noch die Europäische Gesundheitsbehörde EMA, fügt Hans hinzu.

Man dürfe keinen politischen Druck auf die STIKO ausüben, sagt Lauterbach, aber: "Jetzt sind wir in einem Galopp!" Zuvor hatte der Minister in der Sendung RTL Direkt angekündigt: "Dafür werde ich sorgen, dass die STIKO besser ausgestattet ist." Die STIKO habe aktuell zu wenig Mitarbeiter. Mit mehr Personal könne sie auch schneller entscheiden.

"Einrichtungsbezogene Impfpflicht kommt"

An diesem Freitag geht es im Bundestag um die Einführung einer einrichtungsbezogenen Impfpflicht. Die kommt, da sind sich Tobias Hans und Karl Lauterbach einig. "Ich finde das völlig richtig", sagt Lauterbach dazu. "Wir sind in der Verantwortung für alle, die sich nicht schützen können."

Für Priesemann reicht das nicht aus. Sie fordert, auch über Worst-Case-Szenarien nachzudenken und sich auf weitere Virusvarianten vorzubereiten. Sie könnte sich auch kurze, aber harte Lockdowns vorstellen. "Schnell sein und hart durchgreifen kann viel Ärger ersparen", sagt sie.

Lauterbach mag das nicht kommentieren. Doch am Ende der Sendung fasst er seine Wünsche für die nächsten Monate in wenigen Worten zusammen: "Delta-Welle runter, Omikron-Welle wenn möglich vermeiden, andere Wellen gar nicht erst aufkommen lassen."

Darum werde die allgemeine Impfpflicht kommen, da ist sich Lauterbach sicher. Und: "Sie wird Konflikte bringen. Denen müssen wir uns stellen."

Quelle: ntv.de

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