Eine "übersichtliche Wegstrecke" Iran-Verhandlungen werden verlängert
28.06.2015, 17:17 Uhr
US-Außenminister Kerry (l.) am Samstag im Gespräch mit seinem iranischen Kollegen Sarif (r.).
(Foto: AP)
Am 30. Juni sollten die Atomverhandlungen mit dem Iran abgeschlossen sein. Doch die Frist wird ohne Ergebnis verstreichen. Trotzdem sollen die Gespräche weitergehen - die Beteiligten sind optimistisch.
Die Atomgespräche in Wien werden nach Angaben des Sprechers der iranischen Delegation über die Frist des 30. Juni hinaus verlängert. "Da noch viel Arbeit zu tun bleibt, werden die Delegationen über den 1. Juli hinaus in Wien bleiben, um die Verhandlungen fortzusetzen, um ein gutes globales Ergebnis zu erreichen", sagte der Sprecher.
Kurz zuvor hatten iranische Medien unter Berufung auf die iranische Delegation berichtet, Außenminister Mohammed Dschawad Sarif werde die Verhandlungen verlassen, um für einen Tag nach Teheran zurückzukehren. Die Reise sei bereits im Vorfeld geplant gewesen, hieß es.
Sarif und sein US-Kollege John Kerry hätten ihren Teams die nötigen Anweisungen gegeben, wie weiter zu verfahren sei. Sarif und Kerry hatten am Samstag mit einem Treffen die Endrunde in dem jahrelangen Atomstreit eingeläutet. Der Iran und die Gruppe der fünf UN-Vetomächte und Deutschland wollen bis Ende Juni ein vollständiges Abkommen zur Beilegung des jahrelangen Streits ausarbeiten.
"Übersichtliche Wegstrecke"
Frankreichs Außenminister Laurent Fabius traf bereits am Samstag in Wien ein, am Sonntag kamen zudem die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini und sein britischer Kollege Philipp Hammond hinzu. Auch Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier reiste nach Wien. Er sagte, es sei nur noch eine "übersichtliche Wegstrecke" bis zu einer Einigung zurückzulegen. Niemand hätte Verständnis, wenn in diesem Moment die Beteiligten Mut und Kraft verlasse. "Sollte es zu keiner Einigung kommen, verlieren alle", hatte er zuvor der "Welt am Sonntag" gesagt.
Die Verhandlungen über das Atomabkommen sind schon weit fortgeschritten, doch bleiben in einigen besonders schwierigen Punkten noch Differenzen. Für Diskussionen sorgt insbesondere die Forderungen der 5+1-Gruppe, dass die Inspektoren der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) auch Zugang zu iranischen Militäranlagen erhalten, um sicherzustellen, dass dort nicht insgeheim neue Atomanlagen aufgebaut werden. Zudem sorgt der Zeitplan für die Aufhebung der Sanktionen für Streit. Teheran will die schmerzhaften Finanz- und Handelssanktionen sofort bei Unterzeichnung des Abkommens aufgehoben sehen. Die 5+1-Gruppe will dies aber erst tun, wenn der Iran seine wichtigsten Verpflichtungen erfüllt hat.
Ein Atomvertrag soll die Islamische Republik daran hindern, eine Nuklearwaffe zu bauen. Die 5+1-Gruppe verhandelt im Auftrag der Vereinten Nationen seit rund zwei Jahren äußerst intensiv mit Teheran über die genaue Ausgestaltung von dessen Atomprogramm.
Quelle: ntv.de, mli/AFP/dpa