Das Massaker von "Bataclan" Journalist filmt Flucht aus dem Club
14.11.2015, 15:31 Uhr
Es sind schockierende Szenen vom Anschlag auf die Pariser Konzerthalle Bataclan: Dutzende Menschen rennen panisch durch den Hinterausgang auf die Straße. Der Augenzeuge selbst entkommt nur knapp dem Tod.
Ein Journalist der französischen Tageszeitung "Le Monde" hat einige der dramatischen Momente während des Terroranschlags in der Pariser Konzerthalle Bataclan in einem Handvideo festgehalten.
Die wackeligen Bilder zeigen die Szenen am Hinterausgang des Musikclubs: Schüsse, Explosionen, Geschrei und Dutzende Menschen, die panisch um ihr Leben rennen. Ein Mann ruft mehrmals laut: "Was passiert? Bitte, was passiert?" Ein anderer ruft immer wieder jemanden bei seinem Namen. "Oscar? Oscar?" Er bekommt keine Antwort. Wieder Schüsse. Mehrere Körper liegen reglos auf der Straße.
Im ersten und zweiten Stockwerk kleben drei Menschen an der Häuserfassade. Mit bloßen Händen klammern sie sich an Mauervorsprünge und Fenstergitter. Offenbar sind sie aus Angst vor den Attentätern aus den Fenstern des Gebäudes geklettert.
Schauplatz ist die kleine Gasse Saint-Pierre Amelot hinter dem Musikclub. Der Journalist Daniel Psenny wohnt im zweiten Stock eines gegenüberliegenden Gebäudes. Aus seinem Fenster hatte er direkten Blick auf den Hinterausgang der Halle.
Als die Detonationen und Schüsse im Video seltener und leiser werden, versuchen Überlebende, liegengebliebene Menschen aus dem Schussfeld zu schleppen. Im Bataclan, wo an dem Abend die amerikanische Band Eagles of Death spielte, wüteten die Terroristen am schlimmsten. Die Halle war mit 1500 Fans ausverkauft. 100 von ihnen starben, die Bandmitglieder kamen mit dem Leben davon.
"Ich fühlte, wie mein Arm explodierte"
Psenny hatte ferngesehen, als er die Explosionen hörte, wie er seiner Zeitung berichtete. Es war kurz vor 22 Uhr. Zunächst hätte er die Explosionen für Feuerwerkskörper gehalten, dann aber das Chaos auf der Straße gesehen. "Die Menschen liefen alle durcheinander. Ich habe Kerle auf dem Boden liegen sehen, Blut gesehen. Ich habe begriffen, dass es etwas Ernstes sein musste", beschrieb er seiner Zeitung die dramatischen Momente.
Er hätte die Tür zur Straße geöffnet, um Menschen Schutzraum zu bieten. Dabei hätte er einen Mann auf der Straße liegen sehen. Mit einem anderen Mann hätte er versucht, diesen ins Treppenhaus zu ziehen. Dann sei er von einer Kugel getroffen worden. Danach könne er sich an nichts mehr erinnern.
"Ich erinnere mich nur noch, wie ich fühlte, dass ein Geschoss in meinem linken Arm explodierte und wie Blut spritzte." Er sei mit ein paar Nachbarn ins vierte Stockwerk geflohen und sei dort geblieben, bis der Überfall vorbei gewesen sei. Psenny wurde mit einem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht. Er soll noch heute operiert werden. Mittlerweile hat sich der Islamische Staat zu der Tat bekannt.
Quelle: ntv.de