"Definieren Sie 'am Tisch'" Kellogg schließt Europa von direkten Ukraine-Verhandlungen aus
15.02.2025, 21:21 Uhr Artikel anhören
Kellog hatte schon 2023 Ideen entwickelt, wie er die Ukraine und Russland zu Verhandlungen zwingen würde.
(Foto: IMAGO/Andreas Stroh)
Ohne sich vorab mit den Europäern oder der Ukraine abzustimmen, telefoniert Trump mit Putin. In Europa wachsen Sorgen, man könne bei einer Vereinbarung über einen Friedensschluss außen vor bleiben. Jetzt bestätigt der US-Sonderbeauftragte Kellogg die Befürchtungen.
Die USA wollen nach den Worten ihres Ukraine-Beauftragten Keith Kellogg bei Gesprächen über einen Frieden in der Ukraine keine Vertreter Europas am Verhandlungstisch sehen. Auf der Münchner Sicherheitskonferenz sagte Kellogg auf die Frage, ob er dem Publikum bestätigen könne, dass Ukrainer und Europäer bei Gesprächen am Tisch sitzen würden: "Definieren Sie 'am Tisch'. Die Antwort auf diese letzte Frage (bezüglich der Europäer), so wie Sie sie formuliert haben, lautet Nein." Die Ukrainer allerdings würden "natürlich" mit am Tisch sitzen, sagte er. "Da werden zwei Protagonisten und ein Vermittler sitzen", sagte Kellogg nach Informationen von ntv.de wörtlich.
Zuvor hatte der US-Sondergesandte für Russland und die Ukraine der britischen Zeitung "The Guardian" gesagt, es sei unrealistisch zu glauben, dass Europa an direkten Gesprächen beteiligt werde. Vorschläge aus Europa seien jedoch willkommen. Es sei aber falsch zu denken, US-Präsident Donald Trump werde das allein machen. "Wir haben das nie, er hat das nie gesagt. Es ist alles eine Definition von Begrifflichkeiten", sagte Kellogg.
"Amerika zuerst ist niemals Amerika allein", so der Sonderbeauftragte. Und: "Wenn wir mit einer Friedensvereinbarung einen Friedensdeal vereinbaren, stellen wir sicher, dass er durchführbar ist, ein guter Deal, ein fairer Deal."
Seit dem Telefonat zwischen US-Präsident Trump und Russlands Staatschef Wladimir Putin gibt es in Europa Sorgen, die Europäer könnten bei einer Vereinbarung über einen Friedensschluss außen vor bleiben. Aus Kreisen der Teilnehmerländer verlautete zuvor, es gebe Signale, dass die Europäer mit am Tisch sitzen könnten.
Baerbock: Hinter den Kulissen klingen die Amerikaner ganz anders
Aus der US-Regierung waren zuletzt unterschiedliche Signale über ihr geplantes Vorgehen im Zusammenhang mit der angestrebten Beendigung des Kriegs zwischen Russland und der Ukraine gekommen. Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock betonte, dass sie auf der Konferenz auch versöhnliche Töne der US-Regierung vernommen habe.
Dies sei ein Kontrast zu der Rede von US-Vizepräsident JD Vance gewesen. "Ich habe heute einen Außenminister getroffen und den Sonderbeauftragten des US-Präsidenten für die Ukraine und da ganz andere Töne gehört", sagt Baerbock RTL/ntv mit Blick auf ihre Treffen mit Außenminister Marco Rubio und Kellogg. Beide hätten in den Gesprächen deutlich gemacht, dass es um die Geschlossenheit der Nato gehe. "Es geht darum, dass die Souveränität der Staaten gewährleistet wird, dass es einen dauerhaften Frieden gibt. Und genau daran werden wir Europäer weiterhin unsere Partnerschaften messen", sagt die Grünen-Politikerin.
Indes wollen die EU-Staats- und Regierungschefs in Antwort auf den von US-Präsident Donald Trump eingeschlagenen Kurs zu einer möglichen Beendigung des Ukraine-Kriegs sich kurzfristig auf einem Sondergipfel beraten. "Es gibt laufende Gespräche zwischen führenden europäischen Politikern über ein mögliches informelles Treffen, aber noch nichts Festgelegtes", hieß es aus dem Élysée-Palast.
Dass ein Treffen für Sonntag oder Montag in Paris geplant sei, wurde nicht bestätigt. Dies hatte der polnische Außenminister Radoslaw Sikorski zunächst auf X mitgeteilt, den Post aber später zurückgezogen.
Quelle: ntv.de, gut/dpa/rts