Politik

"Die Zeit läuft uns davon" Kerry räumt Klimaproblem ein

Die USA zeigen mit dem Finger auf die Schwellenländer: US-Außenminister John Kerry bei seiner Rede auf dem UN-Klimakonferenz COP 20 in Lima.

Die USA zeigen mit dem Finger auf die Schwellenländer: US-Außenminister John Kerry bei seiner Rede auf dem UN-Klimakonferenz COP 20 in Lima.

(Foto: REUTERS)

Sein Auftritt hat Gewicht: Auf der UN-Klimakonferenz in Lima setzt der Vertreter des einflussreichsten Energieverbrauchers zur großen Rede an. Der Außenminister der Vereinigten Staaten, John Kerry, will bei Öl und Kohle künftig die "echten Kosten berechnen" - und auch bei den Schwellenländern ansetzen.

US-Außenminister John Kerry hat die Verantwortung der Industrieländer für den Klimawandel anerkannt, will aber die Entwicklungsländer im Kampf gegen die Erderwärmung mit in die Pflicht nehmen. Der Klimawandel sei menschengemacht und könne von Menschen aufgehalten werden, sagte er bei der UN-Klimakonferenz COP 20 in Lima.

"Jedes Land hat die Verantwortung, seinen Teil zu tun", sagte Kerry. Die Industriestaaten müssten den schwachen Staaten helfen. Aber über 50 Prozent der Treibhausgase kämen aus Entwicklungsländern. Notwendig sei deshalb eine globale Lösung.

Weltweiter Klima-Pakt 2015

Ein Weltklimaabkommen Ende 2015 in Paris sei deshalb nicht nur eine Option, sondern eine "dringende Notwendigkeit". "Tatsache ist, die Zeit läuft uns davon", warnte Kerry. Das Zeitfenster, um den Klimawandel aufzuhalten, schließe sich schnell.

Skeptisch äußerte sich Kerry mit Blick auf fossile Brennstoffe. Kurzfristig erschienen Kohle und Öl die billigere Option zu sein. "Aber wir müssen die echten Kosten berechnen", forderte der Amerikaner mit Verweis auf die Milliardenschäden durch Naturkatastrophen, Krankheiten und Zerstörung.

Emissionsweltmeister USA

Die Vereinigten Staaten sind mit Abstand der weltweit größte Energieverbraucher. In den vergangen Jahren holte die aufstrebende Wirtschaftsmacht China allerdings rapide auf. Volkswirte zählen China trotz der enormen wirtschaftlichen Dynamik nach wie vor noch zu den Schwellenländern.

Eine überzeugende Abkehr der USA von der klimaschädlichen Nutzung fossiler Energieträger würde die Weltklimabilanz auf mehreren Ebenen massiv positiv beeinflussen. Abgesehen von der Schwungmasse des US-amerikanischen Absatzmarkts und den umfangreichen Kapazitäten in Forschung und Entwicklung, dürfte eine Energiewende in den USA auch vielen kleineren Staaten als Blaupause dienen.

Zuletzt hatte allerdings die Erschließung sogenannter unkonventioneller Lagerstätten in den USA die Abhängigkeit der Vereinigten Staaten von Ölimporten deutlich verringert. Öl und Ölprodukte wie Heizöl oder Kraftstoffe wurden dadurch wieder billiger. Die Anreize für Einsparungen oder die verstärkte Nutzung alternativer Energiequellen verloren dadurch an Wirkung.

Teuer, riskant - und zeitlich begrenzt

Experten allerdings gehen davon aus, dass die neu errungene Energieunabhängigkeit der USA nicht lange vorhalten wird. Die Ölförderung mit Techniken wie etwa dem Fracking oder der Abbau von Ölsanden gilt als aufwändig und dadurch als vergleichsweise kostspielig - unabhängig von allen Risiken für Umwelt und Gesundheit.

Selbst bei einer umgehend eingeleiteten Kehrtwende in der Energiepolitik dürften die Industrienationen einer Studie zufolge noch für viele Jahre auf fossile Energieträger wie Öl, Kohle und Gas angewiesen sein. Diese Energierohstoffe sind weltweit noch reichlich vorhanden, wie aus einer Analyse der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) hervorgeht.

Erdöl sei jedoch der einzige nicht erneuerbare Rohstoff, bei dem in den kommenden Jahrzehnten eine steigende Nachfrage wahrscheinlich nicht mehr gedeckt werden könne. Daran ändere auch die zunehmende Nutzung von nicht-konventionellen Reserven wie Schieferöl langfristig nichts, heißt es in der BGR-Studie. Erdgas und Kohle seien dagegen aus geologischer Sicht noch in sehr großen Mengen vorhanden.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa

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