Politik

Wegweisender Erfolg in Paris Klimakonferenz einigt sich auf Abkommen

Historischer Tag: Die internationale Staaten-Gemeinschaft verständigt sich auf einen Weltklimavertrag. Die Erderwärmung soll auf deutlich unter zwei Grad begrenzt werden. Das Abkommen wird auch als klares Signal an die globalen Märkte gewertet.

Die UN-Klimakonferenz hat in Le Bourget bei Paris das neue weltweite Klimaschutzabkommen beschlossen. Es ist das erste Mal, dass sich alle 195 beteiligten Staaten vertraglich dazu bekennen, Anstrengungen im Kampf gegen die Erderwärmung zu unternehmen. Der Vertrag sieht eine Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 bis 2 Grad sowie finanzielle und technische Unterstützung für Entwicklungsländer vor. Die Einigung ist auch ein diplomatischer Erfolg für Frankreich.

Staaatpräsident Francois Hollande (r.) Außenminister Laurent Fabius (2 v.r.) UN-Klimachefin Christiana Figueres (l.) und UN-Generalsekretär Ban ki-Moon (2.l.).

Staaatpräsident Francois Hollande (r.) Außenminister Laurent Fabius (2 v.r.) UN-Klimachefin Christiana Figueres (l.) und UN-Generalsekretär Ban ki-Moon (2.l.).

(Foto: AP)

Langfristig sollen nicht mehr Treibhausgase wie CO2 ausgestoßen werden, als gleichzeitig zum Beispiel von Wäldern wieder aufgenommen werden können. Allerdings werden die nationalen Klimaziele weiterhin von den einzelnen Ländern festgelegt - bislang reichen die vorliegenden Pläne nicht aus, um den Klimawandel auf ein erträgliches Maß zu begrenzen. Zahlreiche Umweltschützer werteten den Vertragstext als starkes Signal zur Abkehr von den fossilen Energien Kohle, Öl und Gas.

Klares Signal an Investoren

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks ging davon aus, dass der Vertrag auch ein klares Signal an Investoren sei, nicht mehr auf fossile Energieträger zu setzen. US-Außenminister John Kerry sagte, das Abkommen werde eine "Botschaft an die internationalen Märkte" senden. Investoren würden nun verstärkt auf erneuerbare Energien setzen. Auch viele Umweltschützer werteten den Vertrag als "starkes Signal" zur Abkehr von den fossilen Energien. Sie hätten sich aber konkretere Verpflichtungen für die einzelnen Staaten und noch mehr Unterstützung für Entwicklungsländer gewünscht. Christoph Bals von Germanwatch meinte: "Dass sich alle auf einen Pfad zum Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas begeben, bedeutet einen Wendepunkt in der Klimageschichte."

Das Abkommen von Paris
  • Die Erderwärmung soll auf unter zwei Grad begrenzt werden - angepeilt sind 1,5 Grad.
  • Die Welt soll in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts treibhausgasneutral werden.
  • Ab 2020 werden alle Staaten im Fünf-Jahres-Rhythmus neue Klimaschutzpläne vorlegen.
  • Diese sollen so ambitioniert wie möglich sein und dürfen nicht abgeschwächt werden.
  • Jedes Land muss über seine Treibhausgasemissionen berichten.
  • Entwicklungsländern ist versprochen, sie beim Klimaschutz und der Anpassung an den Klimawandel zu unterstützen.
  • Den ärmsten und verwundbarsten Ländern wird geholfen, Schäden und Verluste durch den Klimawandel zu bewältigen - etwa durch Klimarisikoversicherungen oder eine bessere Schadensvorsorge.

Hendricks lobte das Abkommen. "Zum ersten Mal machen sich alle Länder dieser Welt gemeinsam auf den Weg, den Planeten zu retten", sagte die SPD-Politikerin. "Wir haben lange gekämpft und heute ein starkes Abkommen erreicht. Das ist ein historischer Wendepunkt." Milliarden Menschen hätten lange darauf gewartet, dass die Weltgemeinschaft handelt. "Heute kann ich sagen: Jetzt geht es endlich los", sagte sie weiter.

"Der Text, den wir vor uns haben, ist nicht perfekt", sagte die südafrikanische Umweltministerin Edna Molewa, die für eine Gruppe von mehr als 130 Entwicklungs- und Schwellenländern einschließlich Chinas sprach. "Aber wir glauben, dass er eine solide Basis darstellt, von der wir unser verstärktes Handeln mit neuer Entschlossenheit beginnen können."

"Historische Verantwortung"

In den vergangenen zwei Wochen hatten die Vertreter der Staaten in teils harten und zähen Verhandlungen um die Einigung gerungen. Wenige Stunden vor endgültigen Zustimmung hatten Frankreichs Präsident François Hollande und UN-Generalsekretär Ban Ki Moon in dramatischen Worten um Zustimmung für das Klimaschutzabkommen geworben. "Es ist selten, dass es im Leben die Gelegenheit gibt, die Welt zu verändern. Sie haben diese Gelegenheit", sagte Hollande. "Dieses Abkommen wird ein großer Schritt für die Menschheit sein."

Frankreichs Außenminister und Konferenzpräsident Laurent Fabius hatte den Text für das geplante Abkommen zuvor den Delegierten vorgestellt. Dieser sei ehrgeizig, ausgewogen und rechtlich bindend. Der Text enthalte wichtige Fortschritte, die viele vorher für unmöglich gehalten hätten. "Wir sind fast am Ende des Weges", sagte auch er. Die Delegierten hätten nun "eine enorme historische Verantwortung". Die Folgen eines Fehlschlages wären immens: "Unsere Kinder würden uns nicht verstehen, noch würden sie uns vergeben."

Kritiker hatten erklärt, der Entwurf weise einige schwerwiegende Schwächen auf. So reichten die angekündigten Kürzungen beim Ausstoß von Treibhausgasen nicht aus, um die Erderwärmung unter zwei Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter zu halten. Dies wäre nach Einschätzung von Wissenschaftlern aber nötig, um die schlimmsten Auswirkungen wie schwere Dürren und einen steigenden Meeresspiegel zu vermeiden. Abgesehen davon wird das Abkommen von Paris - anders als sein Vorgänger 1997 in Kyoto - nicht rechtlich bindend sein. Stattdessen bleibt es weitgehend jeder Nation selbst überlassen, ihre Umweltversprechen einzulösen.

Quelle: ntv.de, jwu/bdk/AFP/dpa

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