Frank S. beim Haftrichter Kölner Attentäter ist voll schuldfähig
18.10.2015, 13:01 Uhr
Die Kölner OB-Wahl findet dem Anschlag auf Kandidatin Reker zum Trotz wie geplant statt.
(Foto: dpa)
Der 44-Jährige, der die Kölner OB-Kandidatin Reker und vier weitere Personen niederstach, muss sich wohl wegen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung verantworten. Nach Einschätzung eines Gutachters ist Frank S. voll schuldfähig.
Der Attentäter, der die Kölner OB-Kandidatin Henriette Reker schwer verletzt hat, soll noch am Sonntag dem Haftrichter vorgeführt werden. Die Ermittlungen konzentrierten sich auf einen fremdenfeindlichen Hintergrund, sagte eine Sprecherin der Kölner Polizei.
Eine erste Begutachtung des 44-jährigen Frank S. ergab, dass er voll schuldfähig ist. Es gebe keine Anhaltspunkte, nach der psychologischen Begutachtung daran zu zweifeln, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft mit. Der Staatsanwalt werde daher Haftbefehl wegen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung in vier Fällen beantragen.
Frank S. soll einem noch immer unbestätigten Bericht von Spiegel Online zufolge in den 90er Jahren in der Neonazi-Szene aktiv gewesen sein. Der aus Bonn stammende Mann soll der Freiheitlichen Deutschen Arbeitspartei (FAP) angehört haben - eine 1995 verbotene rechtsextreme Gruppe.
S. soll zudem 1993 und 1994 bei Rudolf-Hess-Gedenkmärschen in Fulda und Luxemburg mitgelaufen sein. S. fiel zuletzt mit ausländerfeindlichen Kommentaren im Internet auf. Die FAP galt als besonders aggressive Neonazi-Partei, aus deren Reihen auch rassistische Gewalttaten verübt wurden.
Die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, Polizeikreise hätten bestätigt, dass S. bei seiner Festnahmen drei Stichwörter genannt habe: "Merkel, Reker, Flüchtlingsschwemme". Seine damit offenbaren fremdenfeindlichen Motive äußerte er in der späteren Vernehmung demnach dann aber nicht wieder.
Reker wünscht sich Personenschutz
Unterdessen lief in Köln die Oberbürgermeister-Wahl ohne weitere Zwischenfälle an. Auch Reker selbst will sich beteiligen. Ein Sprecher der Stadt sagte der "Bild"-Zeitung: "Das ist auch möglich. Wir werden einen Wahlvorstand zum Krankenhaus schicken. Er wird ihr ein Briefwahl-Formular geben, auf dem sie ihr Kreuz machen wird."
Rekers Zustand ist stabil. Karl-Bernd Hüttenbrink, Direktor des behandelnden Uniklinikums, hatte am Abend gesagt: "Wir halten zum jetzigen Stand und bei normalem Verlauf die vollständige Wiederherstellung der Gesundheit von Frau Reker für wahrscheinlich." Der "Bild"-Zeitung zufolge könne Reker jedoch derzeit nicht sprechen.
Sollte Reker die OB-Wahl gewinnen, ist noch nicht klar, wann sie das Amt wird übernehmen können. Aus ihrem Umfeld verlautete, dass sie die Wahl annehmen werde. Sie werde aber auf ständige Begleitung durch Personenschützer bestehen.
Wahl wurde bereits einmal verschoben
Reker gilt neben SPD-Kandidat Jochen Ott als aussichtsreichste Kandidatin. Die Parteilose wird von CDU, Grünen und FDP unterstützt. Sie könnte die erste Frau an der Spitze des Kölner Rathauses sein. Über die Stadtgrenzen hinaus hatte sich die Sozialdezernentin einen Namen mit ihrem Engagement gegen Fremdenfeindlichkeit und für Flüchtlingshilfen gemacht. Gibt es kein klares Votum, entscheidet eine Stichwahl am 8. November.
Wie in anderen Kommunen in Nordrhein-Westfalen sollte auch in Köln eigentlich schon Mitte September gewählt werden. Die Bezirksregierung hatte aber die Stimmzettel beanstandet, das Votum wurde verschoben.
Der Vorsitzende der Kölner CDU, Bernd Petelkau, rief zu einer hohen Wahlbeteiligung auf: "Lassen Sie uns gemeinsam ein Zeichen gegen Gewalt und Hass setzen und deutlich machen, dass wir uns durch solche feigen Anschläge nicht einschüchtern lassen!" Auch Kölns scheidender Oberbürgermeister Jürgen Roters (SPD) rief zu Standhaftigkeit auf. "Es geht jetzt darum, dass wir uns nicht unterkriegen lassen", sagte Roters
Quelle: ntv.de, jog/rts/dpa