Politik

Russische Biker an der Grenze Litauen weist "Nachtwölfe" ab

Mit dem Kraftrad für Russland, Putin und die Kirche: Alexander Saldostanow führt die "Nachtwölfe" an.

Mit dem Kraftrad für Russland, Putin und die Kirche: Alexander Saldostanow führt die "Nachtwölfe" an.

(Foto: AP)

Die Fahrt nach Berlin erweist sich für die Mitglieder des russischen Motorradclubs als schwieriger als gedacht. An der Grenze ins Baltikum halten litauische Beamte den Schlagbaum geschlossen. Bis zum 9. Mai bleibt nicht mehr viel Zeit.

Nach einem Einreiseverbot in Polen sind auch an der Grenze Litauens mutmaßliche Mitglieder des russischen Motorradclubs "Die Nachtwölfe" abgewiesen worden. Am Montag und Dienstag sei an den Grenzen Litauens zu Weißrussland und zur russischen Enklave Kaliningrad acht russischen Motorradfahrern die Einreise verweigert worden, sagte der Sprecher des litauischen Grenzschutzes, Giedrius Misutis. Mindestens einer von ihnen gehöre den Nachtwölfen an. Die Motorradfahrer hätten nicht die notwendigen Papiere vorweisen können oder ihr Einreisebegehren nicht ausreichend begründet.

Die Nachtwölfe wollen aus Anlass des Sieges über Hitler-Deutschland vor 70 Jahren den 6000 Kilometer langen Weg der Roten Armee im Zweiten Weltkrieg von Moskau quer durch Ost- und Mitteleuropa nachfahren. Eine historisch vorgegebene Route gibt es allerdings nicht: Die Rote Armee rückte bei ihrem Vormarsch auf die damalige Reichshauptstadt auf einer mehrere hundert Kilometer breiten Front nach Westen vor.

Historisch vage Motorrad-Tour

Das Ziel jedoch steht fest: Am 9. Mai, der in Russland als Tag des Kriegsendes gefeiert wird, soll die Tour des russischen Motorradclubs in Berlin enden. Im Baltikum schlägt den Bikern dagegen alles andere als Wohlwollen entgegen: Das Ende des Zweiten Weltkriegs wird von vielen Litauern nicht als Befreiung, sondern als Beginn der Sowjetherrschaft über ihr Land empfunden.

Der Motorradclub steht dem Kreml nahe. Russlands Präsident Wladimir Putin hat sich mehrfach öffentlichkeitswirksam mit Mitgliedern der Nachtwölfe gezeigt. Im Westen fassen Beobachter die geplante Fahrt nach Berlin daher als von Moskau inszenierte Propagandaaktion auf. Chef der Nachtwölfe ist der 53 Jahre alte Alexander Saldostanow, der offenbar auch auf Unterstützer aus Deutschland zählen kann.

Saldostanow ist ein russisch-orthodoxer Nationalist, der den rund 5000 Mann starken Rockerclub in eine private Leibgarde des russischen Präsidenten verwandelt hat. Saldastonows Männer unterstützen unter anderem die Separatisten in der Ostukraine im Kampf gegen Kiew. Deshalb landete Saldostanow auch auf der Sanktionsliste der USA. Mit der Bewegung Anti-Maidan geht er gegen die russische Opposition und den westlichen Einfluss auf das Land vor, obendrein stehen er und seine Motorradkollegen für eine ausgeprägte Homophobie und russische Großmachtsvorstellungen.

Eine "einzige Provokation"

Am Montag hatten polnische Grenzer zehn Mitglieder des russischen Motorradclubs an der Einreise gehindert. Als Begründung hatte das Außenministerium in Warschau angegeben, es fehlten genaue Angaben über das geplante Programm sowie mögliche Unterkünfte der Tour-Teilnehmer, ohne die "deren Sicherheit nicht gewährleistet werden" könne.

Die polnische Ministerpräsidentin Ewa Kopacz hatte die am Samstag gestartete Tour als eine "einzige Provokation" bezeichnet. Auch Deutschland will "führenden Mitgliedern" des Motorradclubs die Einreise verweigern. Die umstrittene Aktion des Clubs droht mittlerweile das Gedenken an den Sieg über Nazi-Deutschland und die Millionen von Kriegstoten auf allen Seiten zu überschatten.

Quelle: ntv.de, mmo/AFP

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