Politik

Polen sperrt die "Nachtwölfe" aus Kreml-Biker nehmen Umweg in Kauf

Die "Nachtwölfe" unter ihrem Anführer Alexander Saldostanow gelten als stramme Nationalisten.

Die "Nachtwölfe" unter ihrem Anführer Alexander Saldostanow gelten als stramme Nationalisten.

(Foto: dpa)

Polen sagt "Nein" zur umstrittenen Siegesfahrt der russischen "Nachtwölfe". Die Biker dürfen nicht einreisen bei ihrer Tour von Moskau nach Berlin. Damit ist der kürzeste Landweg dicht. Die anti-ukrainischen "Wölfe" müssten über die Ukraine ausweichen.

Die "Nachtwölfe" müssen draußen bleiben: Polen hat die Einreise des russischen Motorradclubs mit guten Beziehungen zu Präsident Wladimir Putin abgelehnt. Die russische Botschaft in Warschau sei in einer diplomatischen Note darüber informiert worden, dass die Mitglieder des Clubs nicht nach Polen einreisen dürfen, teilte das Ministerium mit. Mit dem Nein aus Polen ist der kürzeste Landweg für die "Nachtwölfe" von Moskau nach Berlin dicht.

Der polnische Außenminister Grzegorz Schetyna und Regierungschefin Ewa Kopacz nannten die Fahrt eine Provokation. "Das ist nicht nur ein Motorradclub, oder eine Gruppe von Touristen. Sie befassen sich auch mit anderen Dingen, rühmen die Politik von Putin." Die "Nachtwölfe" stehen für ihre Rolle bei der Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim durch Russland auf einer schwarzen Liste der USA. Sie gelten als Unterstützer der Separatisten.

Doch die Biker scheint das nicht zu erschüttern. "Alles bleibt wie geplant", sagte der Vize-Präsident des Clubs, Felix Tschernjachowski in einer ersten Reaktion. Der Start sei an diesem Samstag in Moskau vorgesehen. Er sagte zunächst nicht, welche Route genau die Biker nun nehmen wollen. Die Reise sollte über Weißrussland, Polen, Österreich, Tschechien und die Slowakei bis nach Deutschland führen. Fraglich ist, ob die Biker nun den Umweg über die Ukraine wagen.

Zur offiziellen Begründung hieß es in Warschau, die "Nachtwölfe" hätten keine ausreichenden Angaben über ihre Fahrtroute und ihre Übernachtungsstationen gemacht. Diese Informationen seien erforderlich, "um den Teilnehmern der Fahrt ausreichend Sicherheit zu bieten". Eine Veteranenfahrt habe dagegen die Einreiseerlaubnis erhalten.

Der Konflikt in der Ukraine hat in den vergangenen Monaten das Verhältnis zwischen Moskau und Warschau stark belastet. Die "Siegesfahrt" des Motorradclubs von Moskau nach Berlin zur Erinnerung an den Sieg der Roten Armee über das nationalsozialistische Deutschland ist in Polen, Deutschland und anderen Ländern umstritten.

Der Bundesregierung kommt die Tour ebenfalls ungelegen. Diese nach Kenntnis der Regierung private Initiative leiste keinen Beitrag zur Stärkung der deutsch-russischen Beziehungen, hieß es aus dem Auswärtigen Amt.

Slowakei und Tschechien ebenfalls auf Verbot bedacht

Eine Gruppe von 75 slowakischen Intellektuellen forderte die Regierung in Bratislava auf, den Motorradfahrern die Einreise ebenfalls zu verweigern. "Die Botschaft der Motorrad-Gang ist nicht die Niederwerfung des Faschismus, Freiheit und Frieden, sondern die Expansion Russlands. Sie verbreiten Hass gegen die Ukraine und sind eine Bastion anti-ukrainischer Aktivitäten", heißt es in dem Aufruf mit dem Titel "Halten wir die Nachtwölfe auf!".

Ähnliche Reaktionen sind aus Tschechien zu hören. Zudem müssen die Biker dort mit massiven Polizeikontrollen rechnen. "Der Staat sucht nach Wegen, um ihnen den Spaß an der Fahrt zu verderben", berichtete die Zeitung "Lidove noviny". Die Fahrer müssten sich wie andere Verkehrsteilnehmer verhalten und dürften nicht als Kolonne fahren, hieß es demnach aus Polizeikreisen. Die Beamten planten, nach Waffen zu suchen sowie Alkohol-, Drogen- und technische Kontrollen durchzuführen. In einer Onlinepetition forderten 1600 Unterzeichner die Regierung in Prag auf, die Biker-Durchfahrt wie in Polen ganz zu verhindern.

Berlin will keinen Ärger

Das Auswärtige Amt in Berlin wies daraufhin, dass Anliegen Deutschlands sei es, den 70. Jahrestag des Kriegsendes 1945 in Würde zu begehen. Daher werde "mit Nachdruck jegliche Instrumentalisierung des unermesslichen Leids der Opfer und des Widerstands gegen die Nazi-Herrschaft" verurteilt. Nach Auffassung der Berliner Verwaltung muss eine solche politische Tour angemeldet werden. Die Rocker kündigten an, dass sie durch die Hauptstadt in einer Kolonne fahren und mit Fahnen an den Sieg über Nazi-Deutschland erinnern wollen. Im Treptower Park sollen Blumen am Sowjetischen Ehrenmal niedergelegt werden.

Die dem Kreml nahestehenden Rocker wollen an diesem Samstag in Moskau zu ihrer 6000 Kilometer langen Fahrt starten und damit nach eigenen Angaben den Sieg der Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg feiern. Die Tour soll am 9. Mai in Berlin enden. In Berlin-Karlshorst wurde in der Nacht zum 9. Mai 1945 die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht unterzeichnet.

Quelle: ntv.de, ppo/dpa

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