Politik

"Wir schaffen das" Merkel mag ihr Zitat nicht mehr so

Am Mittwoch

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(Foto: imago/Christian Mang)

Der kurze Satz "wir schaffen das" von Bundeskanzlerin Merkel ist zu einem Leitmotiv ihrer Anhänger und Gegner geworden. Sie selbst will ihn nicht mehr wiederholen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich vorsichtig von ihrem legendären Satz "wir schaffen das" distanziert. Der "Wirtschaftswoche" sagte sie, der Satz werde so stark überhöht, "dass ich ihn am liebsten kaum noch wiederholen mag".

Die "Wirtschaftswoche" interpretiert Merkels Aussage dahingehend, dass sie ihren Kritikern wie dem CSU-Vorsitzenden Horst Seehofer entgegenkomme. Über ihren Satz von 2015 sagte sie der Zeitschrift: "Er ist Teil meiner politischen Arbeit, weil ich davon überzeugt bin, dass wir ein starkes Land sind, das auch aus dieser Phase gestärkt herauskommen wird. ... Manchmal denke ich aber auch, dass dieser Satz etwas überhöht wird, dass zu viel in ihn geheimnist wird. So viel, dass ich ihn am liebsten kaum noch wiederholen mag, ist er doch zu einer Art schlichtem Motto, fast zu einer Leerformel geworden."

Merkel sagte weiter, sie verstehe die Skepsis in der Bevölkerung über den Satz. "Manch einer fühlt sich von ihm sogar provoziert." So sei das aber nicht gemeint gewesen.

Erstmals hatte Merkel den umstrittenen Satz am 31. August 2015 in ihrer jährlichen Sommerpressekonferenz benutzt: "Deutschland ist ein starkes Land. Das Motiv, mit dem wir an diese Dinge herangehen, muss sein: Wir haben so vieles geschafft - wir schaffen das! Wir schaffen das, und dort, wo uns etwas im Wege steht, muss es überwunden werden, muss daran gearbeitet werden."

Erst vor gut zwei Monaten, bei ihrer diesjährigen Sommerpressekonferenz am 28. Juli, bekräftigte sie diese Aussage. Sie sei "heute wie damals davon überzeugt, dass wir es schaffen, unserer historischen Aufgabe - dies ist eine historische Bewährungsaufgabe in Zeiten der Globalisierung - gerecht zu werden". Im Übrigen sei "in den letzten elf Monaten bereits sehr, sehr viel geschafft" worden.

Was schafft die CDU am Sonntag in Berlin?

An diesem Sonntag steht "wir schaffen das" wieder einmal auf dem Prüfstand - bei der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus. Zwar taugt die Wählerschaft in der Hauptstadt nur bedingt als Abbild der gesamtdeutschen Gesellschaft, und auch die Berliner Politik ist eher durch Kiez- und Kleingartensparten-Mentalität geprägt. Aber trotzdem gilt auch diese Wahl als Test für die politische Stimmung in Deutschland.

Die letzten Umfragen legen nahe, dass die CDU diesen Test nicht bestehen wird. Vielmehr muss sie fürchten, auf unter 20 Prozent abzustürzen. Bereits nach der Wahl in Mecklenburg-Vorpommern vor zwei Wochen hatte Merkel eingeräumt, dass sie Verantwortung für das Ergebnis trägt. "Natürlich hat das was mit der Flüchtlingspolitik zu tun", sagte sie am Rande des G20-Gipfels in China. Und fügte hinzu: "Ich halte dennoch die Entscheidungen, so wie sie getroffen wurden, für richtig."

Mit solchen Reaktionen bringt sie ihre Kritiker vor allem in der CSU zur Weißglut. Die Flüchtlingspolitik sei bei der Wahl in Mecklenburg-Vorpommern nur ein Ventil gewesen, "die Problematik liegt wesentlich tiefer", sagte Horst Seehofer am Tag danach der "Süddeutschen Zeitung". Am kommenden Montag dürfte es eine ähnliche, vielleicht noch schärfere Wahlanalyse von Seehofer geben.

Urheberrecht liegt bei Sigmar Gabriel

Aus Sicht von Merkels Gegnern und Anhängern ist "wir schaffen das" längst zu einem Leitmotiv geworden. Auf der Wahlkampfabschlussveranstaltung der Berliner CDU am vergangenen Mittwoch waren einige Schilder mit der Aufschrift "wir schaffen das" zu sehen, aber auch Plakate von AfD-Anhängern, auf denen "wir schaffen das nicht" stand.

Auch innerhalb der Koalition werden die drei Wörter noch immer benutzt, um sich von Merkel abzugrenzen. Seehofer sagte vor zwei Wochen, den Satz "wir schaffen das" könne er sich "beim besten Willen nicht zu eigen machen". SPD-Chef Sigmar Gabriel unterstellte nach der Wahl in Mecklenburg-Vorpommern, Merkel habe nur geredet und nichts gemacht. "Nur zu sagen, wir schaffen das, und andere müssen es dann machen, geht eben nicht."

Das Urheberrecht für "wir schaffen das" liegt übrigens nicht bei Angela Merkel, sondern (wenn man einmal von Barack Obama und Bob dem Baumeister absieht) bei Sigmar Gabriel. Bereits am 22. August 2015 sagte der Vizekanzler in einem Video auf seiner Internetseite, Europa müsse jetzt seine Werte unter Beweis stellen. "Ich bin sicher, wir schaffen das."

Quelle: ntv.de

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