Deportation nach Russland 31 entführte Kinder in die Ukraine zurückgekehrt
11.04.2023, 09:57 Uhr (aktualisiert) Artikel anhören
Die ukrainischen Familien werden laut der NGO unter Druck gesetzt, ihre Kinder in ein vermeintliches Sommerlager zu schicken.
(Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com)
Unter dem Vorwand eines Sommerlagers werden ukrainische Kinder in russische Gebiete verschleppt. Um sie wiederzuholen, müssen die Familien selbst nach Russland reisen - ein Kraftakt mit hohem Risiko. Unterstützung bekommen sie von einer NGO. Dieser ist nun nach eigenen Angaben eine besonders schwere Mission gelungen.
Der ukrainischen Nichtregierungsorganisation (NGO) "Save Ukraine" ist es nach eigenen Angaben gelungen, 31 nach Russland entführte Kinder zurück zu ihren Familien zu bringen. Videoaufnahmen zufolge überquerten die Kinder mit Rucksäcken und Koffern zu Fuß die Grenze zwischen russisch besetztem und ukrainisch kontrolliertem Gebiet. Nach Angaben von "Save Ukraine" waren sie zuvor aus russisch besetzten Gebieten in den Regionen Charkiw und Cherson entführt worden.
Der Vorsitzende von Save Ukraine, Mykola Kuleba, schrieb in Online-Netzwerken von "31 illegal von Russen entführten Kindern", die seine Organisation nun willkommen heiße. Es habe sich um die bisher schwerste Mission seiner NGO gehandelt. "Save Ukraine" setzt sich für die Rückführung entführter ukrainischer Kinder ein. Kuleba lobte die "heldenhaften Mütter", die sich auf die Suche nach ihren Kindern gemacht hätten. Der russische Geheimdienst FSB habe die Frauen einem 13 Stunden dauernden Verhör unterzogen, eine ältere Frau auf der Suche nach zwei Kleinkindern sei aufgrund von "Stress" verstorben.
Die Kinder sollen aus den besetzten Teilen der ukrainischen Regionen Charkiw und Cherson kommen. Ihre Eltern seien stark unter Druck gesetzt worden, ihre Kinder in ein Sommerlager zu schicken, hieß es auf einer Pressekonferenz in Kiew nach der Rückkehr der Kinder. In Russland angekommen, haben die Kinder unter widrigen Umständen gelebt, berichtete Kuleba, der ehemals der ukrainische Beauftragte für Kinderrechte war. "Es gab Kinder, die innerhalb von fünf Monaten fünf Mal ihren Aufenthaltsort gewechselt haben, und einige Kinder sagten, sie lebten mit Ratten und Kakerlaken."
"Wurden in Gebäude eingesperrt"
Drei Kinder, die im Zuge einer früheren Rettungsmission zu ihren Familien in die Ukraine zurückgekehrt waren, berichteten, dass sie vier bis sechs Monate in russischen Lagern leben mussten. Dabei wurden sie immer wieder an einen anderen Ort gebracht. "Wir wurden in einem separaten Gebäude eingesperrt", sagte Vitaly, ein Kind aus der Region Kherson, dessen Alter nicht bekannt war auf der Pressekonferenz. Er fügte hinzu, dass man ihnen gesagt habe, ihre Eltern wollten sie nicht mehr.
Der Regierung in Kiew zufolge sind seit Beginn des russischen Angriffskriegs am 24. Februar 2022 mehr als 16.000 ukrainische Kinder nach Russland entführt worden. Ein großer Teil davon sei in Heimen und bei Pflegefamilien untergekommen. Moskau weist die Vorwürfe zurück und gibt an, die Kinder vor den Schrecken des Kriegs gerettet zu haben. Im März hatte der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) wegen der mutmaßlichen Verschleppung ukrainischer Kinder Haftbefehle gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin und dessen Kinderschutzbeauftragte Maria Lwowa-Belowa erlassen.
(Dieser Artikel wurde am Samstag, 08. April 2023 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, spl/rts/AFP