Angriffe auf PKK bestätigt Nato: Türken können sich allein verteidigen
27.07.2015, 18:37 Uhr
Türkische Soldaten positionieren eine Luftabwehrrakte auf dem Flughafen Incirlik.
(Foto: REUTERS)
Die Türken räumen ein, Lager der PKK angegriffen zu haben und beantragen eine Sondersitzung der Nato. Wollen sie das Bündnis um Hilfe anrufen? Nato-Generalsekretär Stoltenberg hat dazu eine klare Meinung.
Vor einer Sondersitzung der Nato hat die Türkei den militärischen Druck auf die Kurden sowohl im Irak als auch in Syrien mit neuen Angriffen verstärkt. Die türkische Regierung bestätigte neue Luftangriffe auf die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK. Man habe am Sonntag Lager und Verstecke der PKK beschossen, teilte das Büro des Ministerpräsidenten mit. Zum Ort der Angriffe gab es keine Angaben. Türkische Medien hatten zuvor berichtet, türkische F-16 Kampfjets hätten Stützpunkte der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK in der nordirakischen Region Hakurk bombardiert.
Die PKK erklärte, drei ihrer Kämpfer seien getötet worden. Auf ihrer Website teilte der militärische Flügel der PKK außerdem mit, die türkische Armee habe am Mittag erneut Luftschläge in den nordirakischen Kandil-Bergen geflogen. Die türkische Regierung bestätigte dies zunächst nicht.
Im "eigentlichen" Kriegsgeschehen in Syrien im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) ist nach US-Medienberichten ein sogenannter Sicherheitskorridor entlang der Grenze zur Türkei geplant, den syrische Flüchtlinge nutzen könnten. Dafür sollten US-Kampfflieger, syrische Rebellen und das türkische Militär in der umkämpften Region eng kooperieren.
Stoltenberg: "Keine Anfrage in Sicht"
Ankara hatte am Sonntagabend eine Sondersitzung der Nato-Botschafter beantragt, die für Dienstag angesetzt wurde. Man wolle aufgrund der Angriffe auf die nationale Sicherheit und der Bedrohungen das weitere Vorgehen mit den Verbündeten beraten, erklärte das türkische Außenministerium.
Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg rechnet aber nicht damit, dass die Türkei das Militärbündnis um Unterstützung bitten wird. "Die Türkei hat eine sehr starke Armee und sehr starke Sicherheitskräfte", sagte Stoltenberg der BBC. "Es ist deshalb keine Anfrage nach einer substanziellen militärischen Unterstützung in Sicht."
Er begrüßte das Vorgehen der Türkei gegen den IS. Zugleich mahnte er, dass "Selbstverteidigung angemessen" sein müsse. In einem Interview mit dem norwegischen Fernsehen hatte er davor gewarnt, den jahrelangen mühsamen Friedensprozess zwischen Ankara und den Kurden zu gefährden.
Der deutsche Außenminister Frank Walter Steinmeier sagte, sein türkischer Kollege Mevlut Cavusoglu habe ihm am Telefon zugesichert, dass Ankara an einer Fortsetzung des Friedensprozesses mit den Kurden interessiert sei. Steinmeier sagte ihm nach Angaben des Auswärtigen Amtes "gemeinsame Anstrengungen" im Kampf gegen den IS zu. Ziel bleibe, dass sich die Terrormiliz nicht weiter in der Region ausbreite, erklärte Steinmeier.
Unterdessen gingen die Razzien gegen Anhänger des IS und der PKK weiter. Nach Regierungsangaben wurden seit Freitag 1050 Menschen festgenommen. Eine genaue Aufschlüsselung dazu fehlte. Im Istanbuler Viertel Gazi kam es am dritten Tag in Folge zu Zusammenstößen zwischen Polizei und Anwohnern.
Quelle: ntv.de, vpe/dpa/AFP