Ukraine: Streit um Waffenabzug OSZE-Mandat soll verstärkt werden
24.02.2015, 18:12 Uhr
Ukrainische Soldaten nahe der Stadt Artemiwsk.
(Foto: AP)
Der Abzug schwerer Waffen von der Front in der Ostukraine ist einer der Schlüsselpunkte im Friedensplan von Minsk. Doch es gibt kaum Bewegung. Die Außenminister Deutschlands, Frankreichs, Russland und der Ukraine setzen auf die OSZE.
Wegen der ständigen Verletzungen des Waffenstillstandes im Osten der Ukraine soll die internationale Beobachtermission deutlich verstärkt werden. Darauf verständigten sich die Außenminister aus Frankreich, Deutschland, Russland und der Ukraine bei einem Krisentreffen in Paris. Die Mission der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) solle zudem um ein Jahr verlängert werden, teilte Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier mit. Geplant seien zusätzliches Personal, Ausrüstung und Geld, erklärte sein französischer Kollege Laurent Fabius.
Die Minister riefen zu einer "strikten Umsetzung der Minsker Vereinbarung auf", wie Fabius mitteilte. Dazu zähle insbesondere die Einhaltung des vereinbarten Waffenstillstandes und der komplette Abzug schwerer Waffen. Den OSZE-Beobachtern müsse Zugang zu allen Kampfgebieten gewährt werden. Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Präsidenten Frankreichs, Russlands und der Ukraine hatten sich am 12. Februar in der weißrussischen Hauptstadt auf den Friedensplan verständigt.
OSZE registriert keinen Waffenabzug
Der Streit um den Abzug schwerer Waffen aus dem Kriegsgebiet Donbass dauerte weiter an. Die prorussischen Separatisten begannen nach eigener Darstellung mit dem Abzug ihrer Militärtechnik von der Front in den Regionen Donezk und Lugansk. Die Führung in Kiew bezeichnete dies als "leere Worte" der Aufständischen und lehnte den Rückzug ihrer eigenen Geschütze zunächst ab. "Zuerst muss wenigstens für 24 Stunden eine vollständige Feuerpause eingehalten werden", sagte ein Militärsprecher.
Ein OSZE-Sprecher sagte dem ukrainischen Radiosender Westi, bislang habe die OSZE keinen Waffenabzug beobachtet. Die Situation in den Kriegsgebieten bleibt nach Einschätzung von Steinmeier "höchst fragil". Allen Beteiligten sei klar, dass die gesamte Situation sich "sehr schnell" wieder Richtung Gewalt entwickeln könne, sagte er. Ein Angriff etwa auf Mariupol würde die Geschäftsgrundlage für die bisherigen Vereinbarungen "völlig verändern". Das sei aber noch nicht der Fall. Der russische Außenminister Sergej Lawrow sprach in Paris von einem nützlichen Treffen.
Im Konfliktgebiet warfen sich Regierungstruppen und Aufständische erneut Verstöße gegen die vereinbarte Feuerpause vor. Die Separatisten kritisierten, dass die Ukraine den Aktionsplan von Minsk boykottiere. Sie verlangten ein weiteres Treffen der Ukraine-Kontaktgruppe, an der auch Russland und die OSZE beteiligt sind.
Derzeit sind nach OSZE-Angaben 452 Beobachter in der Ukraine im Einsatz, davon knapp 300 im Osten des Landes. In den kommenden Tagen solle die Zahl der Beobachter im Konfliktgebiet auf 350 erhöht werden, teilte eine Sprecherin der OSZE-Mission in Kiew mit.
Nach einem Bombenanschlag vom Sonntag in Charkow, der zweitgrößten Stadt der Ukraine, erhöhte sich die Zahl der Toten dort auf vier. Ein 18 Jahre alter Student sei seinen Verletzungen erlegen, sagte ein Sprecher des Innenministeriums in Kiew. Die Ukraine spricht von einem Terroranschlag.
Quelle: ntv.de, wne/dpa