Politik

Warnstufe 4 in Brüssel bleibt Polizei führt Anti-Terror-Einsätze durch

Schwer bewaffnete Einsatzkräfte am Abend in Brüssel.

Schwer bewaffnete Einsatzkräfte am Abend in Brüssel.

(Foto: imago/Belga)

Die Sicherheitskräfte in Brüssel sind wieder im Großeinsatz: Im Zentrum der Stadt errichten Polizeikräfte einen Sicherheitsring. Schwer bewaffnete Soldaten und Polizisten sperren die Straßen und dringen auch in ein Hotel ein. Die Polizei verhängt eine Nachrichtensperre.

In Belgien sind im Zusammenhang mit der erhöhten Terrorgefahr Polizeiangaben zufolge derzeit "verschiedene Operationen im Gange". Das teilte die belgische Bundespolizei mit. Die Staatsanwaltschaft "wird eine Pressekonferenz geben, wenn alles beendet ist", sagte ein Sprecher der Bundespolizei, die die Medien aufforderte, keine Einzelheiten über die Einsätze wie etwa die Einsatzorte zu vermelden.

Laut der belgischen Nachrichtenagentur Belga errichteten Einsatzkräfte einen Sicherheitsring um die Rue du Midi in der Innenstadt. Wie ein Reporter des Radiosenders RTBF berichtet, wurden mehrere Straßen in der Nähe des zentralen Marktplatzes Grand Place abgesperrt. An einer Straße sei ein Linienbus quergestellt worden, um den Verkehr zu stoppen. Ein Hubschrauber kreise über den Häusern. Zahlreiche schwer bewaffnete Soldaten und Polizisten seien im Einsatz, sie seien auch in ein Hotel gegangen. Laut RTBF waren Polizeieinheiten auch im Stadtteil Etterbeek aktiv.

Angst vor Anschlägen wie in Paris

Belgische Soldaten am Bahnhof von Brüssel.

Belgische Soldaten am Bahnhof von Brüssel.

(Foto: imago/Belga)

Zuvor war die höchste Terrorwarnstufe für die belgische Hauptstadt bis Montag verlängert worden. Nach Angaben der Regierung besteht die Gefahr von Anschlägen wie in Paris, es wird nach Terrorverdächtigen gesucht.

Der belgische Premierminister Charles Michel erklärte nach einer Sitzung des nationalen Sicherheitsrates, die Behörden befürchteten weiterhin einen Anschlag wie in Paris. Mögliche Ziele seien Geschäftsviertel, Einkaufszentren und der öffentliche Nahverkehr. Die Präsenz von Polizei und Armee werde verstärkt. Die U-Bahn fährt auch am Montag nicht. Schulen und Universitäten bleiben geschlossen. Viele Firmen fordern ihre Mitarbeiter auf, von zu Hause aus zu arbeiten.  

Seit Samstag gilt in Brüssel die höchste von vier Sicherheitswarnstufen. Die Warnstufe 4 bedeutet, dass eine "ernste und unmittelbare" Bedrohung besteht. Das öffentliche Leben steht in der Stadt weitgehend still. Viele Bars und Cafés sind geschlossen, ebenso wie Museen, Einkaufszentren und Kinos. Die Metro stellte ihren Betrieb ein. An Bahnhöfen wurden Passagiere verstärkt kontrolliert, Soldaten sind allgegenwärtig.

Aufruf zur Ruhe

Am Montagnachmittag solle die Lage neu bewertet werden, sagte Michel. Das Ziel sei, so schnell wie möglich zu einem normalen Leben zurückzufinden. "Für eine Rückkehr zum normalen Leben wird alles getan", versicherte er und kündigte an, dass von Tag zu Tag neu entschieden werde. "Wir sind nicht glücklich über diese Situation, aber wir müssen die Verantwortung übernehmen." Er rief die Bevölkerung auf, ruhig zu bleiben. Für den Rest Belgiens gilt die zweithöchste Terrorwarnstufe.

Vorausgegangen war eine neue Beurteilung der Lage durch die Sicherheitsbehörden. Das Krisenzentrum empfiehlt, belebte Orte wie Bahnhöfe und Flughäfen zu meiden sowie Konzerte und Großereignisse abzusagen. Nach Angaben belgischer Medien sind die Sicherheitsmaßnahmen so noch nie dagewesen.

Trotz der höchsten Terrorwarnstufe werden am Montag die Treffen der EU-Finanzminister und der EU-Bildungsminister stattfinden. Die Euro-Finanzminister oder ihre Vertreter treffen sich am Nachmittag, um über die Auszahlung von weiteren Hilfsmilliarden an Griechenland und die Haushaltsentwürfe der Eurostaaten für das kommende Jahr zu beraten. Die Minister für Kultur und Bildung wollen unter anderem über die Migrationspolitik sprechen. Andere Treffen in dem Ratsgebäude sind dagegen abgesagt.

Sicherheitskräfte fahnden nach Terroristen von Paris

Die Ermittler sind auf der Jagd nach "mehreren Verdächtigen", wie Innenminister Jan Jambon sagte. In Brüssel sollen sich zwei gefährliche Terroristen aufhalten, die im Zusammenhang mit den verheerenden Anschlägen von Paris gesucht werden. "Es gibt diese Gefahr. Wir haben erfahren, dass sich zwei Terroristen auf Brüsseler Territorium befinden und gefährliche Taten verüben könnten", sagte auch der Bürgermeister der Brüsseler Gemeinde Schaerbeek, Bernard Clerfayt, im belgischen Rundfunk RTBF. Deshalb müsse man sehr wachsam bleiben.

Seit mehr als einer Woche fahndet die Brüsseler Polizei nach Salah Abdeslam, dem Bruder eines der Pariser Selbstmordattentäter. Abdeslam, der im Brüsseler Stadtteil Molenbeek wohnte, soll an den Anschlägen in Paris beteiligt gewesen sein und danach wieder nach Brüssel zurückgekommen sein. Er steht im Verdacht, eine Sprengstoffweste bei sich zu haben.

Jambon forderte ein Register darüber, wer eigentlich in Molenbeek lebt, aus dem mehrere der Attentäter von Paris stammten. Dies sei völlig unklar, so dass derzeit Beamte von Haus zu Haus gingen und nachfragten, wer dort tatsächlich wohne. In der Wohnung eines Verdächtigen wurden nach Angaben der Staatsanwaltschaft Waffen gefunden. Die Ermittler äußerten sich nicht dazu, welcher Art diese Waffen waren. Es seien jedoch weder Sprengstoff noch Sprengstoffgürtel entdeckt worden.

Quelle: ntv.de, ghö/dpa/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen