Politik

Entlastung von Gaskunden Scholz preist Experten-Ideen als "sehr gute Grundlage"

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Bundeskanzler Scholz versuchte auf dem Maschinenbaugipfel, den Unternehmen Mut zu machen und pries die vereinbarten Entlastungen für Gaskunden.

(Foto: dpa)

Bundeskanzler Scholz lobt auf dem Maschinenbaugipfel die Vorschläge der Expertenkommission, Gaskunden zu entlasten. Verbandspräsident Haeusgen sieht viele Unternehmen betroffen und fordert einen reformierten Strommarkt auf EU-Ebene. Scholz will die Erneuerbaren massiv ausbauen.

Bundeskanzler Olaf Scholz hat den Vorschlag der Expertenkommission zur Entlastung der Gaskunden begrüßt. Der SPD-Politiker sagte beim Deutschen Maschinenbaugipfel in Berlin, der Vorschlag sei eine "sehr, sehr gute Grundlage" dafür, dass die Preise für Unternehmen und Bürger bezahlbar blieben und niemand vor seiner Rechnung Angst haben müsse. Alle Unternehmen müssten sicher sein können, dass sie ihre Produktion fortführen könnten.

Die von der Regierung eingesetzte Expertenkommission hatte am Montag ein Stufenmodell vorgelegt. Dieses sieht in diesem Jahr eine Einmalzahlung und im kommenden Jahr eine Gaspreisbremse für private Haushalte und kleine und mittlere Unternehmen sowie für industrielle Verbraucher vor. Vor allem hier hat die EU-Kommission aus wettbewerbsrechtlichen Gründen ein Wort mitzureden. Ein Regierungssprecher hatte am Montag gesagt, die Bundesregierung wolle den Vorschlag der Kommission zügig prüfen und über die Umsetzung beraten.

Der Präsident des Maschinenbauverbands VDMA, Karl Haeusgen, sagte, die Branche laufe insgesamt noch stabil. Viele Firmen seien aber von den enormen Preissteigerungen bei Energie betroffen. "Uns als Maschinenbau treffen sie nicht nur direkt, sondern auch durch die Gefährdung vieler Zulieferer. Diese beiden Aspekte sind vor allem für einige mittelständische Unternehmen extrem herausfordernd - insbesondere dann, wenn sie mittlerweile von ihren Versorgern gar keine Angebote für Strom- oder Gaslieferungen in 2023 mehr bekommen."

Merit-Order-Prinzip dringend reformieren

Haeusgen sagte, angekündigte Änderungen auch auf EU-Ebene auf dem Strommarkt duldeten keinen Aufschub. Das Merit-Order-System müsse reformiert werden. Als Merit-Order wird die Einsatzreihenfolge der an der Strombörse anbietenden Kraftwerke bezeichnet. Das teuerste für die aktuelle Stromerzeugung benötigte Kraftwerk bestimmt den Preis für Strom. Zurzeit sind das die Gaskraftwerke. Wegen der hohen Gaspreise sind dadurch auch die Strompreise gestiegen. Die Folge ist, dass Anbieter, die günstig produzieren - etwa Produzenten erneuerbarer Energien - vergleichsweise viel verdienen.

Scholz bekräftigte, "Sondergewinne" sollten abgeschöpft werden. Dafür sollten Höchstgrenzen eingeführt werden. Die Koalition hatte angekündigt, nach Einführung einer Erlösobergrenze aus deren Einnahmen eine Strompreisbremse für den Basisverbrauch einzuführen. Deutschland dürfe hoffen, gut durch den Winter zu kommen, sagte Scholz. Er verwies auf die gut gefüllten Gasspeicher und den Bau von Terminals in Norddeutschland zum Import von Flüssigerdgas. Außerdem seien Kohlekraftwerke wieder ans Netz gegangen, und die süddeutschen Atomkraftwerke sollten länger laufen - der FDP reicht das allerdings nicht.

Scholz kritisiert langsamen Ausbau Erneuerbarer

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Scholz sagte zudem, jetzt müsse es einen gigantischen Ausbau der erneuerbaren Energien geben, der "in einem dramatischen Tempo vorangeht". "Darum habe ich mir fest vorgenommen, dass wir in diesem Jahr all die Bremsen lockern, die dem Ausbau der erneuerbaren Energien entgegenstehen." Wenn er etwas zu kritisieren habe an den Entscheidungen der Bundesregierung der vergangenen Jahre, dann die Tatsache, dass aus Energieformen wie Atom und Kohle ausgestiegen wurde, aber nicht in erneuerbare Energien eingestiegen wurde, fügte Scholz hinzu.

Allererste Aufgabe müsse es sein, dass die Preise für fossile Energien wieder heruntergingen, sagte Scholz. Die Bundesregierung werde dies auch in Europa vorantreiben. Notwendig sei auch ein Prozess auf internationaler Ebene, sagte Scholz mit Blick auf die G7-Staaten, zu denen auch die USA gehören.

Quelle: ntv.de, als/dpa/AFP

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