Grenzkontrollen zeigen Wirkung Schon 800 Schleuser in Bayern inhaftiert
18.09.2015, 12:29 Uhr
Sie sind auf die Dienste der Schleuser angewiesen.
(Foto: REUTERS)
Nachdem Ungarn sich gegen Zuwanderung abschottet und auch Kroatien seine Übergänge schließt, gehen die Flüchtlinge vermehrt über die "grünen Grenzen". Dabei sind die kriminellen Dienste der Schleuser gefragt. Doch auch die Polizei ist auf der Hut.
In Bayern werden immer mehr mutmaßliche Schleuser festgenommen. Fast 800 Menschen, die Flüchtlinge illegal über die Grenze gebracht haben sollen, sitzen inzwischen im Freistaat in Untersuchungshaft, wie eine Sprecherin des Justizministeriums in München mitteilte. Das ist ein Anstieg von 50 Prozent innerhalb von nur sechs Wochen. Im Vergleich zum vergangenen Jahr hat sich die Zahl mehr als versechsfacht.
Die Zahl der Festgenommenen ist bereits so hoch, dass inzwischen reguläre Haftplätze für die Untersuchungshaft genutzt werden müssen. Die Beschuldigten müssen auf Justizvollzugsanstalten in ganz Bayern verteilt werden. Bisher müssen die bayerischen Gefängnisse aber noch niemanden wegen Überfüllung in andere Bundesländer weiterschicken, erklärte die Sprecherin. "Die in Bayern zur Verfügung stehenden Haftplätze reichen derzeit aus." In Bayern gibt es 36 Justizvollzugsanstalten, in denen insgesamt 12.045 Haftplätze eingerichtet sind.
Allein am Donnerstag stoppte die Bundespolizei an der deutsch-österreichischen Grenze rund 3700 Flüchtlinge. Das waren rund 1000 Menschen weniger als am Vortag, jedoch etwas mehr als am Dienstag. Zudem wurden acht Schleuser festgenommen. Schwerpunkt war die Saalachbrücke zwischen Salzburg und dem deutschen Grenzort Freilassing. Auch die Bahnsteige in Freilassing seien teils voller Flüchtlinge gewesen, sagte der Sprecher.
Kontrollen auch in Sachsen
Die Bundespolizei hat inzwischen auch an der Autobahn A17 zwischen Tschechien und Sachsen Grenzkontrollen eingerichtet. Wie ein Sprecher der Bundespolizei in Pirna sagte, wird dort seit Mittwoch kontrolliert. Im Visier seien vor allem mögliche Schleuser. Die Lage sei aber "noch relativ entspannt", sagte der Sprecher. Vier Schleuser seien festgenommen worden. Nach der Registrierung in Sammelstellen der Region werden die Flüchtlinge auf ganz Deutschland verteilt. "Die Lage in Serbien, Kroatien und Slowenien könnte dazu führen, dass vermehrt Schleuser auftauchen", so der Sprecher.
Der tschechische Ministerpräsident Bohuslav Sobotka mahnte angesichts der deutschen Kontrollen eine rasche Lösung der Flüchtlingskrise an. "Je eher wir die Kontrolle über die EU-Außengrenzen zurückgewinnen und die Flüchtlingsströme eindämmen, desto eher können diese Notmaßnahmen innerhalb Europas aufhören", sagte der Sozialdemokrat. Am Übergang von Österreich nach Deutschland ist der Zugverkehr zwischen Salzburg und München derweil bis auf weiteres eingestellt.
Quelle: ntv.de, ppo/AFP/dpa/rts