Ukraine nicht unterrichtet Selenskyj will Absprachen nur zwischen USA und Russland nicht anerkennen
17.02.2025, 18:27 Uhr Artikel anhören
Selenskyj ist derzeit auf Besuch in der arabischen Region.
(Foto: picture alliance / SIPA)
Der Krieg in der Ukraine geht bald in sein viertes Jahr. Nun wollen Russland und die USA in Saudi-Arabien über den Krieg sprechen. Der ukrainische Präsident Selenskyj sagt jedoch, er wisse von nichts. Einen möglichen Deal wolle er so nicht akzeptieren und wirbt für eine europäische Friedenstruppe.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj will mögliche Absprachen zwischen den USA und Russland zum Krieg in seinem Land nicht anerkennen. "Die Ukraine betrachtet jegliche Verhandlungen über die Ukraine ohne die Ukraine als solche, die kein Ergebnis haben", sagte Selenskyj im Gespräch mit Journalisten bei einem Besuch in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Er erklärte, dass die Ukraine nicht über das amerikanisch-russische Treffen an diesem Dienstag in Saudi-Arabien unterrichtet sei und auch nicht daran teilnehmen werde. "Und wir können keine Dinge oder Vereinbarungen über uns ohne uns anerkennen", sagte der Staatschef der Nachrichtenagentur Interfax-Ukraine zufolge in Abu Dhabi.
In Riad treffen der russische Außenminister Sergej Lawrow und sein US-Kollege Marco Rubio zusammen, um über eine Wiederaufnahme des Dialogs zwischen ihren beiden Ländern zu sprechen. Dabei soll es auch um mögliche Verhandlungen zur Beendigung des Konflikts in der Ukraine gehen.
Selenskyj sagte, dass die USA und Russland Fragen ihres bilateralen Verhältnisses behandeln könnten, aber nicht das Schicksal der Ukraine. Er werde am Dienstag auch in Saudi-Arabien sein und mit der Führung des Landes sprechen. Der Besuch habe aber nichts mit den Gesprächen Lawrows und Rubios zu tun, betonte der Ukrainer. Der Leiter seines Präsidentenbüros, Andrij Jermak, hatte am Wochenende gesagt, dass es kein Treffen mit der russischen Seite geben werde, bis nicht ein Plan zur Beendigung des Krieges ausgearbeitet sei.
Dem US-Ukraine-Beauftragten Keith Kellogg zufolge wird niemand dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj ein Friedensabkommen aufzwingen. Die Entscheidung darüber werde Selenskyj zusammen mit dem ukrainischen Volk treffen, sagte Kellogg im Nato-Hauptquartier in Brüssel. Seine Reise in die Ukraine werde noch vorbereitet, er werde sich dann mit Selenskyj treffen.
Weiter sagte Kellogg zum Friedensprozess, die Diskussionsbeiträge von allen würden Gehör finden. Allerdings erklärte er auch, es sei nicht sinnvoll, wenn alle für ein Friedensabkommen mit am Tisch säßen. Am Samstag hatte Kellogg gesagt, die Europäer würden nicht bei den Gesprächen dabei sein.
Selenskyj wirbt für Friedenstruppe
Indes wollen europäische Staats- und Regierungschefs am heutigen Montag in Paris beraten, wie Europa auf den Kurswechsel der USA in der Ukraine-Politik reagieren soll. Vor diesen Spitzentreffen in der französischen Hauptstadt wirbt Selenskyj mit Nachdruck für europäische Friedenstruppen. "Ich finde, dass wir sehr stark vorangekommen sind bei der Frage eines Kontingents", sagte der Staatschef der Nachrichtenagentur Interfax-Ukraine zufolge Journalisten am Ende seines Besuchs in den Vereinigten Arabischen Emiraten.
Die Stationierung von Friedenstruppen auf dem Territorium der Ukraine könnte dabei der erste Schritt zu der von ihm vorgeschlagenen Schaffung einer Europäischen Armee sein. "Ich glaube, dass dies die erste Plattform für die künftigen Streitkräfte Europas ist, die im Falle eines unprovozierten Krieges durch Russland fähig ist, zurückzuschlagen", unterstrich Selenskyj.
Möglich sei eine Plattform der "starken Länder", die dabei sein möchten. "Das ist sehr wichtig. Nicht diejenigen, die wir dazu zwingen, sondern diejenigen, die möchten", sagte der ukrainische Präsident. Denn es mache einen Unterschied, ob eine Armee freiwillig dabei ist oder dazu gezwungen werde. "Wir wollen Sicherheitsgarantien nicht nur auf dem Papier, sondern auf dem Boden, im Wasser, in der Luft, Flugabwehr, Flugzeuge, Schiffe", sagte Selenskyj.
Kontroverse Debatte entbrannt
Erwartet werden zu dem Treffen in der französischen Hauptstadt neben Bundeskanzler Olaf Scholz die Staats- und Regierungschefs von Großbritannien, Italien, Polen, Spanien, den Niederlanden und Dänemark. Zudem sind EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, Ratspräsident António Costa sowie Nato-Generalsekretär Mark Rutte mit dabei.
Kurz vor dem Treffen preschte der britische Premierminister Keir Starmer vor und zeigte sich "bereit und willens", notfalls Soldaten in das von Russland angegriffene Land zu entsenden. In einem Gastbeitrag für den "Telegraph" schrieb er, Großbritannien könne bei der Arbeit an Sicherheitsgarantien für die Ukraine eine "führende Rolle" übernehmen. Der französische Präsident Macron treibt das Thema einer europäischen Friedenstruppe schon länger voran. Bundeskanzler Olaf Scholz hält die Debatte dagegen für verfrüht.
Offen für eine Entsendung von Truppen in die Ukraine haben sich dagegen auch die Niederlande und Schweden gezeigt. Spanien und Dänemark schlossen einen solchen Schritt zuletzt zumindest nicht mehr kategorisch aus.
Quelle: ntv.de, gut/dpa/rts