Politik

"Wer bleibt, gibt zurück" So wehrt sich die Regierung gegen Hater

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Auf der Facebookseite der Bundesregierung tobt sich der Mob aus. Das Presseamt hat Mühe, die vielen Hasskommentare zu bearbeiten. Nun wendet es sich grundsätzlich an die Community.

Deutschland wird bedroht. Rund 800.000 Flüchtlinge könnten dieses Jahr ins Land kommen. Doch das ist nicht die Bedrohung. Die Bedrohung kommt von Menschen, die diese Zahl zum Anlass nehmen, Hass und Gewalt zu schüren. In diesem Jahr wurden schon mehr als 200 Überfälle auf Flüchtlingsunterkünfte verübt. Die Aggression, die zu diesen Anschlägen führt, zeigt sich auch in den Kommentarspalten im Internet. Auf praktisch allen politischen Webseiten mit Kommentarfunktion ist das ein Problem.

Seit Februar betreibt auch die Bundesregierung eine solche Seite, und zwar bei Facebook. Seitdem hat auch sie mit beleidigenden Kommentaren zu kämpfen, mit verdrehten Fakten und Verschwörungstheorien. Schon mehrfach hat sie darauf reagiert und Dinge klargestellt. Nun hat sie einen langen Text veröffentlicht, der mittlerweile rund 11.000 "Likes" eingesammelt hat. Darin räumt sie mit einigen Mythen auf, die im Internet über Flüchtlinge kursieren. Gleichzeitig macht sie eine klare Ansage an die "Hater", die Kommentatoren, die das Forum dazu missbrauchen, ihren stumpfen Hass zu entladen.

"Jeder Mensch, der zu uns kommt, hat das Recht, würdig behandelt und sicher untergebracht zu werden", schreibt die Regierung. "Und jeder hat ein Recht darauf, dass wir seine Gründe, zu uns zu kommen, in einem ordentlichen Verfahren prüfen." Dann listet sie auf, was von Seiten der Bundesregierung bereits geschehen ist, um die hohen Flüchtlingszahlen in den Griff zu bekommen: 650 zusätzliche Mitarbeiter prüfen Asylanträge; 128.000 Anträge wurden in diesem Jahr bereits abgeschlossen; abgelehnte Asylbewerber werden zur Ausreise aufgefordert und notfalls abgeschoben; mit Videos informiert die Regierung Menschen auf dem Balkan darüber, dass sie in Deutschland nur geringe Aussichten auf ein Bleiberecht haben; das Verteidigungsministerium stellt Kasernen als Unterkünfte zur Verfügung; das Arbeitsministerium erleichtert die Aufnahme von Berufsausbildungen für Menschen, die nicht in ihre Heimat zurückkommen.

"Wer ein Zerrbild malt, muss dafür andere Gründe haben"

Die Stärke des Textes liegt darin, dass er die Kritik der Nutzer nicht verschweigt, sondern explizit darauf eingeht. Der Forderung "Grenzen dicht machen, die Boote zurückschicken!", stellt er entgegen, dass Deutschland durch Wegschauen und Abschotten seiner Verantwortung nicht gerecht würde. Auf die Parole "Kindergärten statt Flüchtlingsheime!" antwortet die Regierung, dass man solche Leistungen nicht gegeneinander aufrechnen könne. Denn "wer dauerhaft bei uns bleibt, gibt eines Tages zurück".

In diesem Zusammenhang wendet sich die Regierung auch gegen Behauptungen, in Deutschland gebe es ein "Heer von Obdachlosen, von hungernden Schulkindern und verarmten Rentnern". Den allermeisten Menschen in Deutschland gehe es so gut wie nirgends sonst in Europa. Zum Beleg verweist der Text auf eine Studie auf sozialkompass.eu. Auch andere Aussagen werden mit Links auf ausführliche wissenschaftliche Arbeiten untermauert. "Wer entgegen seriöser Studien ein Zerrbild von der Wirklichkeit malt, muss dafür andere Gründe haben", so die Regierung. Welche Gründe das sein könnten, lässt der Text offen. So viel eigenes Nachdenken darf dann doch sein.

Hier können Sie den Text der Bundesregierung nachlesen. Er ist auch für Internetnutzer zugänglich, die keinen Facebook-Account haben.

Quelle: ntv.de

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