Kampf gegen IS und Assad Syrische Araber wollen auch Waffen
19.11.2014, 20:47 UhrDie Tatsache, dass der Westen im Kampf gegen den IS verstärkt Kurden bewaffnet, wird für Zulauf von arabischen Syrern zu der Terrormiliz sorgen, droht die syrische Opposition. Doch auch die Kurden sind unzufrieden.

Rauch über der syrischen Stadt Raqqa, die vom Islamischen Staat kontrolliert wird. Dieser konkrete Angriff soll nicht von der Anti-IS-Koalition ausgeführt worden sein - sondern von Truppen des Assad-Regimes.
(Foto: Reuters)
Die nationale Koalition der syrischen Revolutions- und Oppositionskräfte hat den USA vorgeworfen, die arabischen Syrer im Stich zu lassen. Der Vizepräsident der Koalition, Abdul Hakim Baschar, sagte, die fehlende Unterstützung für die Freie Syrische Armee spiele dem Assad-Regime in die Hände, das die Spannungen zwischen Arabern und Kurden in Syrien immer geschürt habe.
Der Kampf um die syrische Stadt Kobane werde "nicht das Ende, sondern der Beginn eines Konfliktes sein, bei dem die Angriffe extremistischer Gruppen gegen die Kurden zunehmen werden", sagte Baschar in einer Pressemitteilung.
"Die USA bewaffnen einige syrisch-kurdische Gruppen und schieben sie in den Kampf gegen den Islamischen Staat", sagte Baschar. "Zugleich ignorieren sie die Rufe der syrischen Araber für militärische Hilfe, die diese brauchen, um Isis zu bekämpfen. Wir fürchten, dass diese Strategie fehlschlagen wird, vor allem, dass die vielen der entrechteten arabischen Gruppierungen keine andere Lösung sehen, als sich Isis anzuschließen."
Türkei verweigert Hilfe
Die USA unterstützen die Freie Syrische Armee (FSA) zwar, aber nicht in dem Umfang wie von dieser gefordert. Eigentlich sollen ab Dezember rund 2000 FSA-Kämpfer in der Türkei ausgebildet werden, um gegen den IS zu kämpfen. Allerdings stellte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan diese Übereinkunft jetzt infrage.
Nach Angaben der türkischen Zeitung "Hürriyet" machte Erdogan deutlich, dass es noch keine endgültige Vereinbarung über die militärische Ausbildung moderater Oppositionsgruppen in der Türkei gebe. Dies ist der einzige Punkt, in dem die Türkei den USA bislang entgegengekommen war. Noch immer verweigert das Nato-Land den USA die Nutzung des türkischen Flughafens Incirlik.
Erdogan bekräftigte, sein Land werde der Anti-IS-Koalition nur beitreten, wenn alle Bedingungen der Türkei erfüllt seien. Die Türkei fordert von den USA, nicht nur gegen den IS, sondern auch gegen das Regime von Baschar al-Assad militärisch vorzugehen.
Außerdem verlangt die Türkei die Einrichtung einer Flugverbotszone über Syrien sowie Sicherheitszonen auf syrischem Territorium. Die Regierung in Ankara will damit zwei Dinge erreichen: Die syrischen Flüchtlinge sollen in Syrien bleiben können, und der syrisch-kurdischen PYD - die mit der türkisch-kurdischen PKK eng verbunden ist - soll ihre Machtbasis entzogen werden.
Kurden fordern bessere Waffen
Auch die Kurden sind unzufrieden mit der Unterstützung durch den Westen. Der Präsident der irakischen Kurden, Masud Barsani, warf der internationalen Gemeinschaft vor, die Peschmerga im Kampf gegen den IS nicht genügend zu unterstützen. "Die Hilfe, die wir bislang bekommen haben, ist nicht auf dem notwendigen Niveau", sagte Barsani dem französischen Sender France 24.
Barsani sagte, bislang hätten die kurdischen Kämpfer keine gepanzerten Mannschaftstransportwagen, keine Hubschrauber und keine Artillerie bekommen - solche Waffen bräuchten die Peschmerga aber für ihren Krieg gegen den IS.
Deutschland, Frankreich, Großbritannien und die USA haben Waffen an die Peschmerga geliefert, allerdings nicht die schweren Waffen, die Bersani fordert. Die Bundeswehr lieferte beispielsweise Panzerabwehrwaffen, Sturmgewehre und fünf gepanzerte Transportfahrzeuge vom Typ Dingo. Da der Westen die syrischen Kurden der PYD nicht unterstützen will, kämpfen die irakisch-kurdischen Peschmerga auch in der syrischen Stadt Kobane gegen den IS. Am Dienstag hieß es, die kurdischen Kämpfer hätten in Kobane zentrale Gebäude zurückerobert.
Quelle: ntv.de