Schulz glaubt an EU-Einigung Tausende kommen über neue Balkanroute
21.09.2015, 11:08 Uhr
Der Grenzzaun zwischen Serbien und Ungarn schreckt die meisten Flüchtlinge inzwischen ab. Die Ausweichroute führt über Kroatien und dann nach Ungarn und Österreich. Das hat drastische Auswirkungen auf die Wirtschaft der Region.
In Ungarn sind in der Nacht erneut Flüchtlinge aus Kroatien angekommen und nun vermutlich nach Österreich unterwegs. Allein bei Barcs hätten 800 bis 1000 Menschen die Brücke über den Fluss Drau von Kroatien nach Ungarn passiert, berichtete das ungarische Staatsfernsehen. Sie seien aus Kroatien mit Bussen an die Grenze gebracht worden. Dort hätten ungarische Polizisten sie zu einem Zug begleitet, der mit 15 Waggons nach Hegyeshalom an der ungarisch-österreichischen Grenze starten sollte.
Auf österreichischer Seite der Grenze, wo der Ort Nickelsdorf liegt, waren am Sonntagabend rund 8500 Flüchtlinge in Bussen in Richtung Westen aufgebrochen.
N-tv Reporter Dirk Emmerich ist dort unterwegs und twittert regelmäßig, was er an der Grenze sieht und erlebt.
Ungarns Polizei zählte am Sonntag 6941 neue Flüchtlinge, wie sie auf ihrer Homepage bekanntgab. Nahezu alle dürften über den Umweg Kroatien nach Ungarn gekommen und nach Österreich weitergereist sein. Der Zugang nach Ungarn über Serbien ist den Flüchtlingen durch den neuen Grenzzaun erheblich erschwert.
Kein Lkw-Verkehr zwischen Serbien und Kroatien
Serbien und Kroatien haben derweil mit den Folgen weitreichender Grenzschließungen zu kämpfen. Der wichtigste serbisch-kroatische Grenzübergang Batrovci-Bajakovo an der Autobahn E70 zwischen Belgrad und Zagreb wurde für den Lkw-Verkehr geschlossen. Nachdem bereits sieben andere Grenzübergänge wegen des Flüchtlingsansturms von Zagreb geschlossen waren, war der gesamte Auto- und Lastwagenverkehr über diesen Grenzübergang umgeleitet worden.
Nachdem sich eine Abfertigungsschlange von über zehn Kilometern aufgestaut hatte, habe Kroatien den Übergang am Montagmorgen geschlossen, berichtete das serbische Staatsfernsehen RTS. Aufgrund der geschlossenen Grenzen entstehen inzwischen große wirtschaftliche Schäden.
Schulz: "EU wird sich einigen"
An diesem Dienstag treffen sich die EU-Innenminister, um über die Flüchtlingskrise zu beraten. Der Präsident des Europäischen Parlaments, Martin Schulz, erhofft sich davon vor allem eine Verständigung in der Frage der Verteilung der Menschen.
"Ich rechne morgen mit einer Einigung", sagte Schulz im Deutschlandfunk. "Am Ende wird man sich auf die Verteilung der 160.000 (Flüchtlinge) einigen, davon gehe ich fest aus". Allerdings glaubt Schulz nicht an eine Einigung auf eine verpflichtende Quote für jedes Land, sondern eine Verteilung auf freiwilliger Basis, an der dann 19 oder 20 EU-Länder teilnehmen.
Wenn die Verteilungsfrage geklärt werden könne, sollte das auch den Weg für einen Erfolg des EU-Gipfels der Staats- und Regierungschefs einen Tag später ebnen, sagte Schulz. Dort werde es vor allem um Finanzhilfen für Länder gehen, die zum Teil Millionen von Flüchtlingen in Lagern bei sich aufgenommen hätten - wie Jordanien, Libanon oder die Türkei. "Die zu finanzieren, ist sehr vernünftig", sagte Schulz.
Quelle: ntv.de, nsc/dpa/rts