Eigene Vorschläge im Gepäck Tsipras geht auf Roadshow durch Südeuropa
31.01.2015, 10:41 UhrDie Sparvorgaben der Troika will die neue griechische Regierung nicht akzeptieren, Kanzlerin Merkel ist nicht zu einem Schuldenschnitt bereit - die Lage für Athen und die übrigen Euroländer scheint schwer lösbar. Tsipras will nun für seinen Weg aus der Krise werben.
Der neue griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras will in der kommenden Woche vor allem südeuropäische Staaten besuchen, um seine Vorschläge zur Lösung der griechischen Schuldenkrise zu präsentieren. Dies erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Regierungskreisen.
Tsipras' "Roadshow" bei den Euro-Partnern startet am Montag mit einem Besuch auf Zypern. Anschließend ist am Dienstag ein Treffen mit dem italienischen Regierungschef Matteo Renzi in Rom geplant. Am Mittwoch spricht Tsipras in Paris bei Präsident François Hollande vor. Tsipras hat auch ein Gespräch mit EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker beantragt.
Am Vortag war es in Athen zu einem Eklat zwischen Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem und dem griechischen Finanzminister Gianis Varoufakis gekommen. Athen werde nicht mehr mit der "Troika" der Spar-Kontrolleure zusammenarbeiten, erklärte der griechische Finanzminister. Angeblich bereitet Athen nun ein eigenes Spar- und Reformprogramm vor. Dies werde alle Seiten zufriedenstellen, hieß es aus Regierungskreisen.
Kein Schuldenschnitt, kein neues Rettungspaket
Kanzlerin Angela Merkel hatte dem "Hamburger Abendblatt" gesagt: "Wir, also in Deutschland und die anderen europäischen Partner, warten jetzt erst einmal ab, mit welchem Konzept die neue griechische Regierung auf uns zukommen wird."
Merkel und Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) sprachen sich in diesem Zusammenhang erneut gegen einen weiteren Schuldenschnitt aus. "Es gab schon einen freiwilligen Verzicht der privaten Gläubiger, Griechenland wurden von den Banken bereits Milliarden erlassen. Einen weiteren Schuldenschnitt sehe ich nicht", sagte Merkel dem "Hamburger Abendblatt".
Ähnlich äußerte sich Schäuble. "Wenn ich ein verantwortlicher griechischer Politiker wäre, würde ich keine Debatten über einen Schuldenschnitt führen", sagte er der "Welt". "Wer die Finanzierung der griechischen Schulden kennt, weiß, dass es bis zum Jahr 2020 kein Problem gibt."
Schäubles Ministerium dementierte derweil einen Bericht des "Spiegel", nach dem die Bundesregierung zu einem weiteren Hilfsprogramm für Athen bereit sei. Die Frage nach einem weiteren Unterstützungspaket "stellt sich derzeit gar nicht", hieß es. Zunächst müsse ohnehin das laufende zweite Hilfsprogramm für das Land abgeschlossen werden.
Der "Spiegel" hatte unter Berufung auf Berliner Regierungskreise berichtet, das neue Rettungspaket müsse ein Volumen von bis zu 20 Milliarden Euro haben, weil die griechischen Steuereinnahmen einbrächen und Privatisierungen ausblieben. Ein Sprecher des Finanzministeriums sagte dazu, die von dem Magazin genannten Zahlen seien "völlig spekulativ".
Quelle: ntv.de, jog/dpa/AFP