Politik

Dutzende Moscheen geschlossen Tunesien verhängt Ausnahmezustand

Eine Woche nach dem Anschlag gedenken Menschen am Freitag am Tatort den Opfern des Terroristen.

Eine Woche nach dem Anschlag gedenken Menschen am Freitag am Tatort den Opfern des Terroristen.

(Foto: AP)

Nach dem Attentat von Sousse geht die tunesische Regierung verstärkt gegen unabhängige Moscheen vor. Präsident Essebsi erklärt zudem den Ausnahmezustand. Der Polizei macht er schwere Vorwürfe.

Tunesien verhängt gut eine Woche nach der Ermordung Dutzender Urlauber durch einen Islamisten den Ausnahmezustand. Das berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Tap unter Berufung auf den Präsidenten Béji Caïd Essebsi.

Erst im März 2014 war den Ausnahmezustand, der seit dem Arabischen Frühling 2011 gegolten hatte, aufgehoben worden. Die Sicherheitskräfte hatten dadurch umfassende Rechte bekommen. So durften sie zum Beispiel schießen, wenn sich eine verdächtige Person widersetzte.

Hunderte bewaffnete Sicherheitskräfte patrouillieren derzeit in den tunesischen Urlaubsorten.

Hunderte bewaffnete Sicherheitskräfte patrouillieren derzeit in den tunesischen Urlaubsorten.

(Foto: REUTERS)

Die Regierung des Landes geht infolge des Attentats nahe des Urlaubsortes Sousse zudem verstärkt gegen Hassprediger vor. Wie Tap berichtete, sollen bis Sonntag die rund 80 Moscheen, die nicht unter staatlicher Kontrolle stehen, geschlossen sein.

Ferner gab die Regierung bekannt, den Vorsitzenden des Hohen Islamischen Rates, Abdallah Wassif, zu entlassen, weil er sich bei einem Radiosender über ein Programm beschwert hatte, durch das er die religiösen Werte des Landes beschädigt sah.

Polizei war zu langsam

In einem BBC-Interview räumte Ministerpräsident Habib Essid ein, dass die Polizei bei dem Terrorangriff vor gut einer Woche zu langsam gehandelt habe. Augenzeugen hatten berichtet, dass der Täter rund 30 Minuten um sich schießen und 38 Menschen töten konnte, bevor er gestellt und erschossen wurde. "Die Zeit der Reaktion - das ist das Problem", sagte Essid dem Sender.

Nach Angaben des Regierungschefs wurde der Täter in Libyen trainiert, "vermutlich" von der Miliz Ansar al-Scharia. Die salafistische libysche Gruppierung steht auf der Terrorliste der USA, weil sie an dem Angriff auf das US-Konsulat in Bengasi beteiligt gewesen sein soll, bei dem im September 2012 der Botschafter Christopher Stevens getötet wurde. Auch eine tunesische Gruppe diesen Namens ist in Libyen aktiv.

Seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Zine El Abidine Ben Ali im Januar 2011 hat die islamistische Gewalt in Tunesien deutlich zugenommen. Viele junge Menschen ziehen offenbar aus Frust über mangelnde Perspektiven in den "Heiligen Krieg". Mehr als 3000 Tunesier sollen sich bereits islamistischen Milizen im Irak, in Syrien und in Libyen angeschlossen haben.

Quelle: ntv.de, mli/dpa/AFP

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