US-Wahl

Rednerliste und Vize-Wahl Romney plant seinen Parteitag

Wen beruft Romney zu seinem Vize?

Wen beruft Romney zu seinem Vize?

(Foto: Reuters)

Ende August wollen die Republikaner Mitt Romney offiziell zu ihrem Präsidentschaftskandidaten küren. Der sortiert vorab Vize-Anwärter aus, indem er ihnen Redezeit einräumt. Einige prominente Namen aber fehlen bisher auf der Liste.

Es ist einer der wichtigsten Einladungen, die einen US-amerikanischen Politiker im Wahljahr erreichen kann: die Bitte, auf den großen Nominierungsparteitagen der Republikaner oder Demokraten zu sprechen. Ausgesucht werden die Redner stets von den Kampagnen des jeweiligen Kandidaten, denn die wollen damit ein Zeichen setzen. So wie 2004, als die Demokraten mit Barack Obama ihren neuen Hoffnungsträger vorstellten. Oder 2008, als die angriffslustige Sarah Palin dem republikanischen Hauptkandidaten John McCain die Show stahl und den Aufstieg der ultra-konservativen Tea Party einläutete.

Am 30. August wird Mitt Romney das Podium beim Parteitag der Republikaner in Tampa, Florida erklimmen. Die Liste seiner Vorredner ist nun zum Teil veröffentlicht worden. Wer da draufsteht, soll eine prominente Stimme in der Partei unter einem möglichen Präsidenten Romney einnehmen – und ihm doch nicht als Vize dienen. Denn wer jetzt schon als Redner feststeht, kommt definitiv nicht mehr als Romneys Nummer 2 infrage.

Aus für Haley und Rice

Nikki Randhawa Haley zum Beispiel, die mit 40 Jahren jüngste amtierende US-Senatorin. Die Tochter einer indischen Sikh-Familie regiert seit 2010 den konservativen Bundesstaat South Carolina und gehört zur nächsten Generation der republikanischen Elite. Vor allem Frauen und Migranten, zwei für ihre Partei schwierigen Wählergruppen, soll Haley ansprechen. In ihrem eigenen Wahlkampf vor zwei Jahren bekam sie Hilfe von Romney und der Tea Party, nun schlug sie sich früh auf die Seite des Ex-Gouverneurs. Früh hatte sich Haley selbst aus dem Rennen genommen. "Wenn mir Romney einen Platz in seiner Regierung anbieten würde, ich würde ihn ablehnen", sagte sie bereits im April. Trotzdem wurde sie immer wieder ins Spiel gebracht, nicht zuletzt auch als Ersatz für die schrille Sarah Palin - die bislang noch keine Einladung zum Parteitag bekommen hat.

Genauso wie Condoleezza Rice, die frühere Außenministerin von Präsident George W. Bush. Sie wird Romney mit ihrer Rede beim Parteitag voraussichtlich den Stempel der außenpolitisch aggressiven "Hawks" aufdrücken, die einst den Krieg gegen Saddam Husseins Irak vorantrieben. Rice hat die zum Teil massive Kritik an der Bush-Ära relativ unbeschadet überstanden, ganz anders als der Ex-Präsident selbst, der dem Parteitag fernbleiben wird. Auf der in republikanischen Kreisen einflussreichen Polit-Webseite "Drudge Report" rangierte Rice zuletzt als eine Top-Kandidatin für den Job als Vizepräsidentin. Konservative Kommentatoren begehrten allerdings auf: Rice sei nicht zuverlässig gegen Abtreibung, so der Vorwurf. Und die 57-Jährige ließ verlauten, sie habe Spaß an der Regierungsarbeit, "nicht aber an Politik".

Handvoll Parteiprominenz bleibt

Auch die als mögliche "VPs" gehandelten Gouverneure Susana Martinez aus New Mexiko, John Kasich aus Ohio und Rick Scott aus Florida werden Reden halten und scheiden damit aus. Sie alle können sich allerdings noch Hoffnung auf eine Berufung in ein mögliches Romney-Kabinett machen. Damit verbleibt nur noch eine Handvoll Politiker – die aber lesen sich wie das Who-is-who der republikanischen Partei.

Marco Rubio

Marco Rubio

(Foto: REUTERS)

Da wäre zum Beispiel noch der äußerst telegene Marco Rubio, Senator aus Florida, Sohn kubanischer Einwanderer und aktuell prominentester Latino-Republikaner. Der Tea-Party-Liebling schaffte zuletzt den Spagat zwischen dem besonders konservativen Flügel seiner Partei und der Mitte mit pragmatischen Lösungsansätzen bei der Einwanderungspolitik. Nun wird er laut Medienberichten von den Romney-Leuten auf Herz und Nieren geprüft.

Rob Portman

Rob Portman

(Foto: REUTERS)

Gleiches gilt wohl auch für Senator Rob Portman aus dem wichtigen "Swing State" Ohio. Dort muss Romney unbedingt gewinnen, um Präsident werden zu können, und zuletzt lag Obama hier vorn.

Schreihals, Budget-Genie, Dino?

Auch Chris Christie, der kantige Gouverneur von New Jersey, ist wohl noch nicht ganz aus dem Rennen. Er gilt als volksnah aber auch undiszipliniert, gelegentlich rutscht ihm verbal die Hand aus.

Paul Ryan

Paul Ryan

(Foto: REUTERS)

Dann wohl eher noch der smarte Paul Ryan, ein Abgeordneter aus Wisconsin. Ryan hat den republikanischen Gegenentwurf zu Obamas Budgetvorschlag geschrieben und gilt seitdem als Haushalts-Guru seiner Partei. Seine Ernennung zum Vize-Kandidaten wäre ein klares Bekenntnis zu Steuersenkung und Kürzungen der Regierungsausgaben. Allerdings könnte Ryan auch mit der Rolle des Mehrheitsführers im US-Abgeordnetenhaus liebäugeln, sollten die Republikaner bei der Wahl dort ihre Mehrheit verteidigen können.

Bleibt noch Tim Pawlenty, der frühere Gouverneur von Minnesota. Der hat den Ruf, treu und solide, aber auch langweilig zu sein – so langweilig, dass er Romney glatt interessant aussehen lasse, witzelte neulich der Komiker Jon Stewart.

Jeb Bush

Jeb Bush

(Foto: REUTERS)

So könnte am Ende vielleicht doch noch ein eigentlich schon abgeschriebenes Urgestein wie Jeb Bush triumphieren. Der ehemalige Gouverneur von Florida und Bruder von George W. Bush gilt bei vielen republikanischen Parteiführern als Lieblingskandidat, nicht wenige hätten ihn sogar Romney vorgezogen. Seine Ernennung zum Vize könnte für den Herausforderer den ersehnten Schub bringen, um das Duo Obama - Biden im Herbst zu überflügeln. Denn zumindest über die Unterstützung seiner eigenen Leute müsste sich Romney dann keine Sorgen mehr machen.

Santorum hofft noch

Rick Santorum

Rick Santorum

(Foto: Reuters)

Eine Gruppe aber fehlt bisher völlig auf Romneys Rednerliste: seine ehemaligen Gegner aus dem Vorwahlkampf. Michelle Bachmann könnte einen großen Auftritt gerade gut gebrauchen, sie muss um ihre Wiederwahl zum US-Kongress bangen. Und auch Rick Santorum, der kürzlich seine eigene Spendenorganisation gegründet hat, will in Tampa eine gewichtige Rolle spielen. Nun hat er angekündigt, einen Tag vor Romney Auftritt nochmal die Werbetrommel für ihn zu rühren - vor allem unter konservativen Republikanern, bei denen Santorum deutlich besser ankommt als Romney. Als Dankeschön erhofft sich der ehemalige Senator von Pennsylvania wohl ein paar Minuten vor den Kameras.

Und vielleicht sogar noch mehr.

Quelle: ntv.de

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