Kurz vor Einheitsfeier in Dresden Unbekannte verüben Sprengstoffanschläge
27.09.2016, 08:59 Uhr
In Dresden verüben Unbekannte vor einer Moschee und einem internationalen Kongressgebäude zwei Anschläge mit selbstgebauten Sprengsätzen. Die Polizei geht von einem fremdenfeindlichen Motiv aus. Verletzt wird niemand.
In Dresden sind vor einer Moschee und einem internationalen Kongressgebäude zwei Sprengstoffanschläge verübt worden. "Auch wenn uns bislang kein Bekennerschreiben vorliegt, müssen wir von einem fremdenfeindlichen Motiv ausgehen", teilte die Polizei in Dresden am Morgen mit. Verletzt wurde niemand. Die Beamten wurden am Montagabend um 21.53 Uhr zunächst zu einer Ditib-Moschee in der Hühndorfer Straße gerufen. Dort sei es zu einer Explosion gekommen. Ermittler fanden vor Ort die Überreste eines selbstgebauten Sprengsatzes.

Im Januar 2015 hatten Unbekannte die Marwa-Moschee in Dresden beschmiert.
(Foto: picture alliance / dpa)
Den Angaben der Polizei zufolge waren zum Zeitpunkt der Detonation sowohl der Imam als auch seine Frau und seine beiden Kinder in dem Gebäude. Durch die Druckwelle sei die Eingangstür eingedrückt worden. Gegen 22.19 Uhr ging dann ein weiterer Anruf bei der Rettungsleitstelle ein. Am Internationalen Congress Center an der Devrientstraße habe es ebenfalls eine Detonation gegeben. Auch hier sei ein selbstgebauter Sprengsatz zum Einsatz gekommen. Ein Glasquader auf einer Freiterrasse sei beschädigt worden. Gäste, die in dem benachbarten Hotel wohnten, seien aufgefordert worden, sich von den Fenstern fernzuhalten.
Polizeipräsident Horst Kretzschmar sagte, vermutlich stünden die beiden Anschläge "zeitlich im Zusammenhang". Gleichzeitig sehe er "auch eine Verbindung zu den Feierlichkeiten anlässlich des Tages der deutschen Einheit am kommenden Wochenende." Die beiden Dresdner Moscheen würden nun von Einsatzkräften überwacht. Zudem sollen Polizeistreifen verstärkt das islamische Zentrum in der Stadt überwachen. "Die Ereignisse haben natürlich Auswirkungen auf unsere laufenden Einsatzvorbereitungen", sagte Kretzschmar. "Ab sofort arbeiten wir im Krisenmodus."
Einheitsfeier soll Image aufpolieren
Rund um den 3. Oktober werden zur diesjährigen zentralen Einheitsfeier in Dresden Hunderttausende Besucher erwartet. Unter dem Motto "Brücken bauen" will sich die sächsische Landeshauptstadt angesichts wiederholter Angriffe auf Ausländer sowie wegen der Pegida-Demos und zuletzt der Geschehnisse in Bautzen um ein besseres Image bemühen.
Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich verurteilte den "feigen Anschlag" unterdessen "auf das Schärfste". "Dies ist nicht nur ein Anschlag auf die Religionsfreiheit und die Werte einer aufgeklärten Gesellschaft, sondern hier wurde auch bewusst der Tod von den in der Moschee lebenden Menschen in Kauf genommen", sagte er.
Quelle: ntv.de, jug/dpa