Politik

Gegen Diskriminierung von Migranten Verbände fordern anonyme Bewerbungen

Migranten werden auf dem deutschen Arbeitsmarkt benachteiligt. Es werde Potenzial verschenkt, meint auch die Kanzlerin. Zum Integrationsgipfel gibt es einige Vorschläge, wie sich das ändern ließe.

Vor dem Integrationsgipfel im Kanzleramt haben mehrere Verbände anonyme Bewerbungsverfahren gefordert. Diese seien "ein ganz wichtiges Instrument für Chancengleichheit im Bewerbungsprozess", sagte die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, Christine Lüders, dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Kein Arbeitgeber könne es sich leisten, in Zeiten des Fachkräftemangels Bewerbende auszuschließen. Auch die Türkische Gemeinde sprach sich für das Verfahren aus.

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Der Integrationsgipfel im Kanzleramt dreht sich in diesem Jahr um den Schwerpunkt Ausbildung.

(Foto: picture alliance / dpa)

Probleme auf dem Ausbildungsmarkt für Migranten stehen im Mittelpunkt des siebten Integrationsgipfels mit Vertretern von Ministerien, Unternehmen, Gewerkschaften und Migranten-Organisationen im Kanzleramt. Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt hofft dabei auf konkrete Ergebnisse: "Unsere Erwartung ist klar: dass mehr als nur Empfehlungen herauskommen, dass wir klare Maßnahmenpakete bekommen, wie wir die Menschen, die zu uns kommen, besser integrieren können", sagte sie n-tv.

Bewerbungen von Menschen mit ausländisch klingenden Namen haben weniger Aussicht auf erfolgt, selbst wenn die Qualifikationen gut sind. Anonymisierte Bewerbungen sollen diesen Nachteil für Migranten minimieren.

Bundeskanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel hatte in ihrer Video-Botschaft am Wochenende Diskriminierungen von Einwanderern durch Firmen beklagt. Dass Menschen mit ausländischen Namen beispielsweise viel seltener zu Bewerbungsgesprächen eingeladen werden, sei "leider richtig", sagte Merkel. Von anonymen Bewerbungen hält die CDU-Chefin jedoch nichts.

DIHK fordert Abschiebestopp für Azubis

Noch immer werde zu viel Potenzial verschenkt, mahnte Merkel. Es müssten aber auch gute Deutsch-Kenntnisse selbstverständlich sein. "Ein gewisses Eigenengagement muss schon da sein, anders wird das nichts." Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz sprach ebenfalls von einer "Vergeudung von Potenzial".

Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), Eric Schweitzer, betonte die Wichtigkeit von Zuwanderung für die deutsche Wirtschaft: "Wir brauchen Sprachkurse. Es ist Voraussetzung, dass man fließend deutsch spricht. Und das Zweite ist: Wir brauchen einen Stopp der Abschiebung für junge Menschen, die in der Ausbildung sind", sagte er bei n-tv.

Bei Bildung, Ausbildung und Zugang zum Arbeitsmarkt sind Ausländer im Vergleich zu Deutschen noch deutlich im Hintertreffen. So bleiben 30,5 Prozent der ausländischen jungen Menschen ohne Berufsabschluss - dreimal so viele wie junge Deutsche. Jeder fünfte Deutsche hat eine Zuwanderungsgeschichte - das sind etwa 16 Millionen Bürger. Die größten Gruppen sind Menschen türkischer und polnischer Herkunft. Beim Integrationsgipfel sind für die Regierung unter anderen Özoguz, Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) und Bildungsministerin Johanna Wanka (CDU) dabei. Ergebnisse, wie die Lage junger Menschen aus Zuwandererfamilien verbessert werden kann, will Merkel am Nachmittag vorstellen. Kritiker der Veranstaltung beklagen, diese liefere zu wenig konkrete Ergebnisse und habe nur Symbolcharakter.

Quelle: ntv.de, che/dpa

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