Pressestimmen

US-Präsidentschaftskandidaten "Eine Wahl zwischen Pest und Cholera"

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(Foto: picture alliance / dpa)

Auch der zweite "Super Tuesday" in den USA zeigt: Donald Trump und Hillary Clinton marschieren mit großen Schritten Richtung Präsidentschaftskandidatur. Die deutsche Presse sieht den möglichen Einzug von Trump ins Weiße Haus als Horrorszenario.

Die Berliner Zeitung meint, seit Trump am Dienstag auch noch die republikanischen Vorwahlen in den wichtigen Bundesstaaten Florida, Illinois und North Carolina für sich entschieden habe, "wollen nur noch kühne Optimisten daran glauben, dass es noch gelingen könnte, Trump auf seinem Weg zur offiziellen Nominierung als Kandidat der Konservativen aufzuhalten." Dann aber hätten die Amerikaner nur noch eine Chance, den endgültigen Triumph des Trumpismus zu verhindern. "Das sind die Präsidentschaftswahlen Anfang November." Doch angesichts der bizarren Vorgänge in den letzten Monaten, in denen sich bewahrheitete, was undenkbar schien, meint das Blatt, "sollte darauf allerdings nur wetten, wer viel Geld hat."

"Nachdem die Politologen in dieser Wahlperiode so falsch lagen wie noch nie, sollte man sich besser nicht so sicher sein, dass ein Präsident Trump im Weißen Haus ausgeschlossen ist", meint Die Welt aus Berlin. In ihrer langen Geschichte habe die amerikanische Demokratie der autoritären Versuchung stets widerstanden. Doch nun scheine ein nicht unerheblicher Teil der amerikanischen Wählerschaft mit demselben autoritär-populistischen Virus angesteckt zu sein, der seit geraumer Zeit auch in Europa grassiere. "Sicher, Clinton wäre in einem Rennen gegen Trump immer noch die wahrscheinlichere Siegerin. Aber sie ist wie Trump eine Kandidatin, der eine Mehrheit der Amerikaner negativ gegenübersteht. Sie hat viele Schwächen, die Trump genüsslich ausnutzen wird", stellt der Kommentator fest.

Die Volksstimme aus Magdeburg findet, "wer den meisten Schnee erzählt, wird Präsidentschaftskandidat". So laufe der Vorwahlkampf bei den US-Rpublikanern. "Verrücktes Amerika? Vielleicht. Aber gar nicht so weit weg von aktuellen deutschen Verhältnissen." Der politische Newcomer Donald Trump versammele hinter sich die vom etablierten System Enttäuschten und Verbitterten, die sich einen Wiederaufstieg der Vereinigten Staaten erhoffen. Enttäuschte und Verbitterte gäbe es auch in Deutschland reichlich, meint das Blatt. "Ihre Alternative heißt AfD, die sie am vergangenen Sonntag zu Hunderttausenden gewählt haben. Derartige fragwürdige Protestbewegungen diesseits und jenseits des Atlantiks entfalten ihre eigene Dynamik." Es scheine keineswegs ausgemacht, dass der Geiferer Trump von der wahrscheinlichen Gegnerin Hillary Clinton bei der Wahl im November geschlagen werden kann. Die Ex-Außenministerin sei zwar Politprofi, doch gehöre sie zum Establishment. "Das klingt heute fast wie unrein."

Auch die Bild-Zeitung wittert eine negative Entwicklung der Ereignisse: "Bisher waren die Vorwahlen für die Nachfolge von US-Präsident Obama ein Krieg der Worte. Die Warnungen des bösen Polit-Clowns Donald Trump lassen ahnen, dass es noch schlimmer kommen könnte." Dann nämlich, wenn seine Partei, die Republikaner, versuchen würde, ihm die Kandidatur auf den letzten Metern zu nehmen. Massen-Demos mit Straßenschlachten rund um den Parteitag der "Grand Old Party" - das wäre das Allerletzte, was Amerika und die Welt brauchen! "Die Strategen der Republikaner in Washington haben die Wahl zwischen Pest und Cholera", meint das Blatt: "Trump unterstützen - und gemeinsam mit ihm im November bei der Präsidentschaftswahl untergehen. Oder dem Versuch, ihn zu stürzen - und dabei die sichere Spaltung der 162 Jahre alten Partei in Kauf nehmen." Die gute Nachricht: Donald Trump würde in beiden Fällen nicht Präsident der USA werden. Wahrscheinlich nicht. Hoffentlich nicht ...

Das Handelsblatt aus Düsseldorf bringt noch einen weiteren Aspekt auf den Tisch: Donald Trump, eindeutiger Favorit bei den Republikanern, schüre mit seiner Antifreihandelsrhetorik bewusst die Ängste und Wut der amerikanischen Mittelschicht. Und Hillary Clinton, der nach ihren Vorwahlsiegen diese Woche die Kandidatur für die Demokraten kaum noch zu nehmen sei, habe sich aus wahltaktischen Motiven von Freihandelsabkommen wie der Trans-Pacific Partnership  distanziert und wolle selbst das 20 Jahre alte Nafta-Abkommen mit Mexiko und Kanada neu aushandeln. Damit ist dem Kommentator klar: "Selbst wenn es US-Präsident Barack Obama bis zum Ende seiner Amtszeit im Januar 2017 noch gelingt, das transatlantische Freihandelsabkommen TTIP mit Europa unter Dach und Fach zu bringen, ist keinesfalls ausgemacht, dass sein Nachfolger den Vertrag auch unterschreiben wird."

Zusammengestellt von Hanna Landmann

Quelle: ntv.de

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