Terroranschläge von Paris "Es wird noch viele Tote geben"
14.11.2015, 19:49 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Der Schock und die Anteilnahme nach den Anschlägen von Paris, bei denen mindestens 129 Menschen starben, sind groß. Auch die internationale Presse trauert. Die Kommentatoren bewundern den Zusammenhalt der Pariser und nennen mögliche Konsequenzen, die Frankreich und seine Verbündeten aus den Anschlägen ziehen könnten. Stimmen aus Frankreich, Deutschland, Großbritannien und den USA.
Frankreich
Le Parisien: "Wut und Abscheu: Das empfindet man angesichts der Morde, die die Täter in Paris mit der üblichen Feigheit der Terroristen verübt haben. Im Namen der Märtyrer vom Freitag, der unschuldigen Opfer und im Namen der Republik wird Frankreich vereint bleiben und dem Terror die Stirn bieten."
Libération: "Die terroristische Barbarei hat eine historische Dimension erreicht. Ein koordiniertes Massaker wurde im Herzen von Paris und in der Nähe des Fußballstadions mit kalter Entschlossenheit verübt, mit dem Ziel, möglichst viele Menschen zu treffen. (…) Die Täter zielen dabei auf die Politik und die internationale Rolle Frankreichs, mittels einer entfesselten Grausamkeit, die ein ganzes Volk terrorisieren soll."
Großbritannien
Guardian: "Muslime in Frankreich müssen jetzt verstärkt befürchten, mit Fanatikern und Terroristen in einen Topf geworfen zu werden. Rechtsextreme Gruppen könnten sehr wohl mehr Hass schüren. Für die französische Regierung wird es jetzt die wichtigste Aufgabe sein, beruhigend aufzutreten und eine soziale Aufspaltung und Zerrissenheit zu verhindern, die die Verantwortlichen dieses jüngsten Angriffs zweifellos provozieren wollen. Für viele im übrigen Europa dürften diese Angriffe eine brutale und traumatische Mahnung sein, dass wir immer noch in der Zeit nach den Anschlägen vom 11. September (2001 in New York) leben."
Independent: "Mit den Anschlägen in Paris ist der Terror in die französische Hauptstadt zurückgekehrt, nur zehn Monate nach dem Angriff auf das Satire-Magazin "Charlie Hebdo" mit 17 Toten. Damals identifizierten sich die Täter als Angehörige der Terrorgruppe Al-Kaida im Jemen."
Deutschland
Spiegel Online: "Diese Attentate werden Frankreich und Europa mehr verändern als alle anderen Anschläge zuvor. Was ist die richtige Antwort auf den Terror? Es wird jene geben, die nach noch mehr Polizei rufen. Sie werden auch eine härtere Gangart in Syrien einfordern. Noch mehr Waffen, Bomben und womöglich sogar mit dem massiven Einsatz von Bodentruppen gegen die Dschihadisten. (…) Natürlich muss das Problem des islamistischen Terrors der heutigen Zeit an seiner Wurzel bekämpft werden. Aber das ist nichts, was sich von heute auf morgen mit einfachen Antworten lösen lässt. Wir müssen uns darauf einstellen, das wird ein langer Prozess, und es wird noch viele Tote geben, wohl auch bei uns."
Frankfurter Allgemeine: "Bisher hat Deutschland ungeheures Glück gehabt. (…) Weder haben die Deutschen vergleichbare Areale wie die Banlieues, noch haben sie sich bisher in den Kriegen des Nahen Ostens so weit eingemischt, dass sie in die oberste Kategorie der Feindbilder aufgerückt wären. Beides kann sich rasch ändern. Wenn durch zu viele Flüchtende und Einwanderungswillige die Integrationsfähigkeit der Gesellschaft überfordert wird, sind Hoffnungslosigkeit, Verelendung und Abschottung die Folge - ein fruchtbarer Boden für Extremismus."
USA
New York Times: "Die Kaltblütigkeit, mit der die Terroristen Menschen niederschossen, die in Restaurants saßen, und die Geiseln im "Bataclan" auswählten, ist erschreckend. Aber die Pariser bleiben wehrhaft und vereint. (…) Diese Anschläge werden die Entschlossenheit der Franzosen im Kampf gegen die Brutalität des IS verstärken, so wie sie die der gesamten Welt stärken müssen."
Washington Post: "Was die Anschläge im Vergleich zu den vorangegangenen besonders furchterregend macht, ist ihr fehlender Fokus. Sie sind mehr als eine Reaktion darauf, religiös gekränkt worden zu sein, oder ein Ausdruck kruden Antisemitismus'. Die Ziele waren verstreut und undifferenziert - es waren zufällige Opfer, ausgewählt, weil sie gerade zur Verfügung standen."
Quelle: ntv.de, kbe