Schäuble lehnt Hilfen ab "Griechenland steht am Abgrund"
19.02.2015, 20:30 Uhr
Es ist ein harter Schlag für die griechische Regierung: Finanzminister Schäuble spricht sich klar gegen weitere Finanzhilfen für das Land aus. Auch Finnland will das marode EU-Mitglied nicht weiter finanzieren - eine richtige Entscheidung, findet die deutsche Presse.
Der Tagesspiegel meint: "Die bisher verordnete Medizin stärkt den griechischen Patienten nicht, sie schwächt ihn. Mehr davon zu verabreichen, könnte ihn umbringen. Daran kann gerade den Gläubigern nicht gelegen sein." Tsipras habe bereits Wasser in seinen Ouzo gegossen, wie der Antrag auf Verlängerung des Hilfsprogramms zeige. Jetzt müsse die EU einen Schritt auf die Griechen zugehen und es nicht bei einer brüsken Ablehnung des griechischen Antrags bewenden lassen, kommentiert das Blatt.
An diesem Freitag kommen die Euro-Finanzminister noch einmal zusammen, stellt die Berliner Zeitung fest. "Es könnte die letzte Chance sein, einen historischen Schaden für Europa abzuwenden. Ein Ausscheiden Griechenlands mag ökonomisch für andere Euroländer einigermaßen verkraftbar sein. Politisch könnte sich der Zerfall der Währungsunion jedoch als dramatisch für Europa erweisen und die Kräfte stärken, die die Union sprengen wollen."
Der Münchner Merkur schreibt: "So isoliert, wie manche dachten, war Griechenland in den letzten Tagen wohl doch nicht: In Brüssel führte EU-Chef Jean-Claude Juncker emsig Geheimverhandlungen mit dem pleitebedrohten Athen - und das hinter dem Rücken der allein zuständigen 18 Geldgeber aus der Eurogruppe. Das ist ein starkes Stück." Europa könne laut der Zeitung einpacken, wenn es einzelnen EU-Mitgliedern gelingt, einen Keil zwischen die Institutionen zu treiben. Jetzt werde auch klar, woher die neue Athener Linksregierung ihre Unverfrorenheit im Umgang mit ihren Gläubigern nahm, so das Blatt. Und warum sie sich erst in letzter Sekunde zu einem Hilfsantrag herbei bequemte. "Schäubles postwendende Ablehnung des neusten Athener Kreditantrags war eine harte Lektion. Für Tsipras. Vor allem aber: für Juncker."
"Bei genauem Hinsehen zeigt sich, dass sich Athen nach wie vor viele Hintertürchen offen lassen will", meint die Stuttgarter Zeitung. Die griechische Regierung wünsche sich zwar neue Kredite der Geldgeber und Bankenhilfen der Europäischen Zentralbank. Athen wolle sich aber nicht auf einen Reform- und Sparkurs festlegen lassen, schreibt die Zeitung. Griechenland möchte die Abmachungen "flexibel" umsetzen, heißt es in dem Brief. "Was das bedeutet, lässt sich erahnen. Die deutsche Skepsis ist angebracht."
Die Linksregierung in Athen scheint unter Realitätsverlust zu leiden, kritisieren die Lübecker Nachrichten. "Verantwortungslos genug, dass sie ihrem Volk vorgaukelt, es gebe ein Recht auf Einlösung von Wahlversprechen zu Lasten Dritter. Sie droht auch noch mit Selbstmord ihres Landes, sollten die Gläubiger die Rechnung nicht übernehmen und frisches Geld auf den Tisch legen." Nicht Europa stehe dem Blatt zufolge am Abgrund, sondern Griechenland. Nicht das verordnete Reformprogramm sei Ursache seiner Misere, sondern die lange verweigerte Reformbereitschaft. "Über Korrekturen bei den verhassten Auflagen lässt sich verhandeln. Sicherlich wurden auch Fehler gemacht. Aber das Grundprinzip ist richtig: Hilfe ja, aber im Gegenzug muss das Land effizienter werden."
Zusammengestellt von Lisa Schwesig
Quelle: ntv.de