Im Osten tut sich einiges Akademiker-Nachwuchs sicher
13.05.2008, 12:10 UhrSpielecken in der Mensa, kostenloses Essen für Kinder und vergünstigtes Wohnen für Familien - an Hochschulen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen wird immer mehr für Studierende mit Kind getan. Das ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. Werdende Eltern müssten sich heute über die Fortführung ihres Studiums weniger Sorgen machen, sagte die Sprecherin des Studentenwerks Dresden, Hannelore Stephan. "Die Probleme sind aber noch nicht ganz ausgeräumt. Die Hochschulen müssen sich noch besser darauf einstellen. Es braucht einen Bewusstseinswandel."
Das Deutsche Studentenwerk geht laut seiner 18. Sozialerhebung davon aus, dass 2006 etwa sieben Prozent aller Studierenden - also 123.000 - in Deutschland bereits mindestens ein Kind hatten. In den neuen Bundesländern, denen der Familienatlas des Bundesfamilienministeriums eine stark überdurchschnittliche Familienfreundlichkeit bescheinigt, war 2006 sogar jede zehnte Studentin bereits Mutter. Genaue Zahlen können die Hochschulen nur schwer erfassen, Sprecher berichten jedoch über einen gefühlten Anstieg.
Dass sie die Bedürfnisse studentischer Eltern mehr berücksichtigen müssen, haben die Hochschulen jedoch erst vor ein paar Jahren erkannt. Mittlerweile sind einige bereits als "familienfreundlich" zertifiziert. Entsprechende Fördermaßnahmen werden etwa an der Friedrich-Schiller-Universität Jena bis 2010 mit 100.000 Euro von der Robert-Bosch-Stiftung unterstützt.
Auf Hilfe angewiesen
Bei dem Versuch, gleichzeitig Familie, Studium und Nebenjob zu managen, sind studentische Eltern auf Hilfe angewiesen. Am wichtigsten sei zunächst eine gute Beratung, "damit die jungen Menschen überhaupt merken, dass ein Studium mit Kind machbar ist", sagte Mario Steinebach von der Technischen Universität Chemnitz.
Um die Familienfreundlichkeit zu verbessern, arbeiten studentische Initiativen oder Arbeitsgruppen stetig an neuen Maßnahmen: In Magdeburg bietet eine Wohnungsbaugenossenschaft Studierenden mit Kind vergünstigte Wohnungen, an der Universität Leipzig dürfen studentische Mütter und Väter neuerdings Bücher aus dem Präsenzbestand der Bibliothek mit nach Hause nehmen und die Studentenwerke in Chemnitz, Jena und Halle lassen Kinder von Studierenden kostenlos in den Mensen mitessen.
Campusnahe Kinderbetreuung
Während eine Ganztagesbetreuung in von Hochschulen betriebenen Kindergärten oder kooperierenden Tagesstätten in Campusnähe längst keine Seltenheit mehr sind, fehlt es weiterhin oft an flexiblen Betreuungsangeboten. An der Fachhochschule Merseburg hilft der Fachbereich "Soziale Arbeit" aus - die Studierenden übernehmen die Kurzzeitbetreuung für den Nachwuchs.
Ein weiteres großes Manko sind unflexible Prüfungsordnungen. Die Erkenntnis, dass in diesem Bereich noch mehr getan werden muss, setze sich aber langsam durch, sagte Anja Schönherr von der Sozialberatung des Studentenwerks Chemnitz-Zwickau. Vielerorts gibt es deshalb vermehrt die Möglichkeit eines Teilzeit-Studiums oder flexiblerer Studienzeiten durch E-Learning.
Quelle: ntv.de