Bankkarten-Chaos Bankkunden verzweifeln
05.01.2010, 15:44 UhrBeim Zahlen mit Giro- oder Kreditkarten wird es an Tankstellen oder Supermarktkassen in Deutschland auch in den nächsten Tagen noch millionenfach zu Problemen kommen. Allein bei den Sparkassen seien mehr als 20 Millionen der rund 45 Millionen ausgegebenen Girokarten (die früheren EC-Karten) von dem Softwareproblem betroffen, das die Banken seit dem Jahreswechsel in Atem hält, teilte der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) in Berlin mit. Bei den Privatbanken sind es dagegen nur 2,5 von 22 Millionen, wie der Branchenverband BdB erklärte. Bei den Raiffeisen- und Volksbanken betrifft das Problem vier von 27 Millionen Karten.
Insgesamt sind in Deutschland rund 120 Millionen Giro- und Kreditkarten im Umlauf, von denen rund ein Viertel von dem Problem betroffen sind. Ein Teil davon muss möglicherweise ausgetauscht werden. Das werde noch geprüft, sagte ein Sprecher der Postbank. Eine vom Kartenhersteller programmierte Software für den auf dem Plastik aufgedruckten Sicherheits-Chip hat Probleme mit dem Jahreswechsel, Automaten und Kassenterminals verweigerten daher seit dem 1. Januar die Annahme der Karten.
Problem-Chips aus Frankreich?
Produktionsfehler des französischen Kartenherstellers Gemalto sind nach Informationen des "Kölner Stadt-Anzeigers" die Ursache für den millionenfachen Ausfall der EC- und Kreditkarten deutscher Bankkunden. Eine Produktionslinie der Firma sei betroffen gewesen, hieß es dem Bericht zufolge aus Branchenkreisen. Das Unternehmen wollte dazu keinen Kommentar abgeben. Die Gemalto-Aktien gerieten Paris unter Druck: Sie fielen zeitweise um bis zu 3,7 Prozent auf 29,605 Euro.
Ein Gemalto-Sprecher sagte dem Bericht zufolge lediglich, es werde "fieberhaft nach einem Problem" gesucht. Karten der beiden großen Hersteller Sagem Orga und Giesecke-Devrient sind nach Angaben von Unternehmenssprechern nicht betroffen. Für Kunden ist es nicht möglich, anhand der Karte zu erkennen, von welchem Hersteller diese gefertigt wurde.
Der Fehler bei den Bankkarten könnte für die Geldinstitute auch finanziell zur Belastung werden. Mehrere Beteiligte von Zahlungsverkehrsdienstleistern, Branchenverbänden und einzelnen Banken bestätigten dem "Handelsblatt", dass mittlerweile zur Behebung der Panne auch ein Austausch von Karten diskutiert werde. Würden alle rund 30 Millionen fehlerhaften Karten ersetzt, käme auf die Banken laut dem Bericht vermutlich ein insgesamt dreistelliger Millionenbetrag zu. Dabei könne es sich um eine Viertelmilliarde Euro handeln.
Karten werden umprogrammiert
An Geldautomaten sei das Abheben mit Girokarten inzwischen wieder möglich, erklärten der DSGV, die Genossenschaftsbanken, die Commerzbank und die Postbank, auf die zusammen rund 90 Prozent aller Plastikkarten entfallen. Die Commerzbank räumte ein, dass es an einigen Automaten noch zu Störungen mit ihren EC-Karten kommen könne. Es sei allerdings nur ein kleiner Teil der Commerzbank-Karten überhaupt von dem Softwarefehler betroffen.
Im Handel habe etwa ein Drittel der elektronischen Kassen noch immer Probleme mit EC-Karten der Sparkassen. Nach dem Wochenende soll das Zahlen wieder überall möglich sein. Rund 40 Prozent der Sparkassen-Kreditkarten streikten an zwei von fünf Terminals. Die Karten sollen nun umprogrammiert werden, um sie nicht austauschen zu müssen.
Tipps für Urlauber
Während Kreditkarten von Postbank und Commerzbank sowie von den Genossenschaftsbanken nicht von dem Softwareproblem betroffen sind, sind es bei den Sparkassen rund 3,5 der acht Millionen ausgegebenen Kreditkarten. Der DSGV erklärte, diese sollten vorerst nicht zum Abheben am Geldautomaten verwendet werden.
Er riet den Sparkassenkunden, stattdessen EC-Karten zum Zahlen zu verwenden oder ausreichend Bargeld mitzunehmen. Auch im Ausland gebe es Probleme an Geldautomaten und beim Zahlen, räumte der Verband ein. Urlauber sollten stattdessen mit Kreditkarten am Bankschalter Geld abheben oder Reiseschecks mitzunehmen.
Quelle: ntv.de, rts/AFP