Nachzahlungen bei Medienfonds Das dicke Ende kommt noch
09.10.2010, 08:00 UhrMedienfonds waren zwischen 1998 und 2005 ein fabelhaftes Steuersparmodell. Anleger konnten in der Steuererklärung hohe Verluste geltend machen und gleichzeitig ruhig schlafen, weil sie wussten, dass sie ihr Geld am Ende wieder herauskriegen würden. Jetzt drohen ihnen Nachzahlungen in Milliardenhöhe.
"Terminator 3", "7 Zwerge – Männer allein im Wald" oder "Driven" sind Filme, die auf den ersten Blick nicht allzu viel gemeinsam haben. Abgesehen von einer Tatsache: Alle drei wurden mit dem Geld deutscher Anleger gedreht. Diese investierten ab 1998 rund zehn Milliarden Euro in Medienfonds. Nicht aus cineastischem Interesse, sondern um Steuern zu sparen.
Bis 2005 war das mit Filmfonds gut möglich: Bis zu 100 Prozent der Kapitaleinlage ließen sich als Verlustvortrag in der Steuererklärung geltend machen. Und das, obwohl gleichzeitig gesichert war, dass der Anleger am Ende der Laufzeit sein eingezahltes Geld wieder sehen würde. Um den Kapitalerhalt zu gewährleisten, floss nur ein Teil der eingezahlten Summe nach Hollywood oder Babelsberg, der andere Teil lag sicher in festverzinslichen Wertpapieren. Anleger konnten also unternehmerische Risiken geltend machen, ohne überhaupt einem solchen Risiko ausgesetzt zu sein.
Das "Zu schön um wahr zu sein"-Angebot hatte natürlich auch einen Haken: Die Finanzbehörden haben die Verlustvortrags-Möglichkeit nie verbindlich anerkannt. Das wussten die Fondsgesellschaften und das wussten die Berater – die Kunden hätten allerdings selbst darauf kommen müssen, in den Verkaufsprospekten tauchte der kleine Schönheitsfehler nämlich nicht auf. 2005 stopfte die Bunderegierung das Steuerschlupfloch, seitdem können Anleger nur noch zehn bis 30 Prozent ihrer Verluste schon im ersten Jahr gegenrechnen. Filmfonds haben seitdem als Steuersparmodell ausgedient. Doch auch jenen, die ihre Schäfchen schon im Trockenen glaubten, weil sie die Steuervorteile längst kassiert haben, droht nun ein dickes Ende. Von ihnen fordert die Finanzverwaltung Nachzahlungen, die "Süddeutsche Zeitung" spricht von 2,5 Milliarden Euro.
Lieber erstmal zahlen
Die Kapitalgarantie hätte von Anfang an bilanziert werden müssen, argumentieren die Finanzbehörden, dann wären die hohen Anfangsverluste gar nicht entstanden. Betroffen sind fast alle Anleger, die im entsprechenden Zeitraum vom Verlustvortrag profitiert haben. Eine Ausnahme macht die Finanzverwaltung lediglich für den Medienfonds "Kaledo III", der keine Garantiekomponente enthält. Letztlich wird die Frage der Nachzahlungen vorm Bundesfinanzhof entschieden, mehrere Fondsgesellschaften klagen gegen die geänderten Steuerbescheide. Doch bis das endgültige Urteil gesprochen ist, können noch mindestens drei Jahre vergehen. Die Betroffenen sollten nicht so lange warten, sondern lieber erst einmal die Forderungen der Finanzämter begleichen. Ansonsten werden auf die Steuerschuld nämlich auch noch sechs Prozent Zinsen pro Jahr fällig, falls das Urteil zugunsten des Fiskus ausfällt.
Quelle: ntv.de