Einfach drüber tapezieren? Das droht nach einem Wasserschaden
06.01.2014, 11:20 UhrStarkregen, Hochwasser oder ein schlichter Wasserrohrbruch - die Folgen sind meistens die gleichen: Der Keller steht unter Wasser und die Wände sind feucht. Oft dauert es lange, bis die Schäden behoben werden können.

Nicht nur Keller sind betroffen - bei starkem Hochwasser oder einem Wasserrohrbruch können auch Wohnräume unbenutzbar werden.
(Foto: dpa-tmn)
Statistisch gesehen war 2013 kein besonders nasses Jahr. Insgesamt regnete es nicht mehr als sonst. Trotzdem mussten sich viele Hausbesitzer mit nassen Wänden herumschlagen – denn wenn es regnete, dann bisweilen sehr heftig. Betroffen waren nicht nur Häuser, in die das Hochwasser von Elbe und Donau eingedrungen ist. Auch von der Kanalisation nicht aufgefangene Regengüsse oder durch Kellerwände eingedrungenes Grundwasser haben Untergeschosse unter Wasser gesetzt. Nach dem Abpumpen bleiben dreckige und durchfeuchtete Wände zurück. Ähnliche Schäden richtet ein Wasserrohrbruch an. Meist lassen sich die Folgen erst nach einiger Zeit beseitigen.
"Einfach über den Schaden zu tapezieren, funktioniert nicht", erläutert Ulrike Reich vom Deutschen Tapeten-Institut. "Hausbesitzer sollten sich vor dem Tapezieren unbedingt vergewissern, ob die Wand trocken ist." Sonst halte die Tapete nicht oder sie könne sich durch die Feuchtigkeit verfärben. Auch Farbe darf nicht früher an die Wand. Denn auf einem feuchten Untergrund blättert sie nach einiger Zeit einfach ab. Außerdem bringt so ein Neuanstrich noch zusätzlich Feuchtigkeit in den Raum.
Wie feucht die Wand tatsächlich ist, lässt sich einfach mit einem Viereck aus Folie überprüfen, erläutert Reich. Es wird luftdicht mit Klebeband an den Rändern auf den Putz geklebt. Bildet sich unter der Folie Kondenswasser, müssen die Besitzer die Wände weiter trocknen lassen. Bausachverständige und Architekten können mit Spezialgeräten prüfen, ob die Wände nicht nur oberflächlich getrocknet sind. Dann muss auch nicht gleich der Putz abgeschlagen werden.
Auch Luftentfeuchter brauchen Wochen
"Wände trocknen langsam", erklärt Thorsten Kuchel, vom Verband Privater Bauherren (VPB). Das gilt vor allem, wenn sie im Keller von Erdreich umgeben sind. Denn die Feuchtigkeit könne beim Trocknen nur in eine Richtung entweichen. Beschleunigen können Bewohner das Trocknen mit speziellen Geräten. Aber auch diese Luftentfeuchter müssten oft mehrere Wochen arbeiten, bis die Wände wieder trocken sind.
Wird ein Keller sich selbst überlassen, kann sich Schimmel bilden. Kuchel empfiehlt daher nach einem Wasserschaden eine Untersuchung des Mauerwerks und der Raumluft auf mögliche Schadstoffe, Keime und Pilze. Das beugt einer möglichen Ausweitung des Schadens vor. Gerade in Räumen mit schwimmendem Estrich müsse man an das Trocknen des Bodens denken, erläutert Kuchel. Sonst breite sich hier der Schimmel unter dem Estrich und in der Dämmebene des Bodens aus. Daher werde über Bohrlöcher und Kanäle trockene Luft durch das Material geleitet.
Wände abreiben
Bevor es ans Streichen geht, muss man die Oberflächen gut vorbereiten. Die Wand wird mit einem Tuch oder einem weichen Quast gründlich abgerieben, um Salze zu entfernen. Dann folgt eine Tiefengrundierung und anschließend ein Anstrich mit Dispersionsfarbe. Gut geeignet für Kellerräume ist auch Silikatfarbe, die diffusionsoffen ist. Sie nimmt bei Bedarf Feuchtigkeit auf und gibt sie auch wieder ab, wodurch das Raumklima reguliert wird. Wichtig: Sind Vorarbeiten wie Grundierungen notwendig, müssen diese Produkte aus dem gleichen System des Herstellers der Silikatfarbe stammen.
Meistens wissen Bewohner, warum der Keller feucht wurde - etwa, wenn Wasser zum Lichtschacht hereinlief oder ein Rohr geplatzt ist. Ist das nicht der Fall, sollte ein Fachmann auf Spurensuche gehen. Denn an einem feuchten Keller kann auch eine mangelhafte oder defekte Abdichtung schuld sein. Ist Wasser durch die Abwasserleitung hochgedrückt worden, könnte das auch an einer defekten Rückstauklappe liegen.
Quelle: ntv.de, ino/dpa