Ratgeber

Plötzlich überschuldet Der Weg zurück

Von Alexander Klement

Die Zahl der überschuldeten Menschen ist auf Rekordniveau. Das geht aus dem Schuldenreport 2006 hervor, den die Verbraucherzentrale Bundesverband gemeinsam mit der Diakonie, der Caritas und dem Deutschen Roten Kreuz vorstellte. Demnach ist jeder zwölfte Haushalt in Deutschland nicht fähig, seine Verpflichtungen zu bezahlen. Die Zahl der überschuldeten Haushalte ist hat sich in den vergangenen 13 Jahren mit aktuell 3,1 Millionen mehr als verdoppelt. "Das geht durch alle Bildungsschichten", erklärt Claudia Kurzbuch, Geschäftsführerin der Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung, im Gespräch mit n-tv.de. Es sind einfach zu viele, dass man pauschal sagen könnte: die können alle nicht rechnen. "Arbeitslosigkeit ist sicherlich das Hauptproblem, aber auch andere Gründe wie Krankheit, Scheidung und andere unerwartete Lebensereignisse treiben diese Haushalte in die Schuldenspirale", so Kurzbuch.

Das Problem: Den Kunden wird es oft zu leicht gemacht, über die eigenen Verhältnisse zu leben. Inzwischen wird selbst in Werbeprospekten für Unterhaltungselektronik und Möbel mit Ratenkauf geworben. "Der Markt ist heute für die Unternehmen so eng, dass man hier auf sehr aggressive Absatzpolitik stößt", erläutert Kurzbuch. Mittlerweile gebe es Möbelhäuser, die damit werben, nicht nur den Kaufbetrag zu finanzieren, sondern sogar noch mal den gleich Betrag in bar auszahlen. Es gibt also sogar die Möglichkeit einer Kreditaufnahme. "Dass man das dann alles zurückzahlen muss, vergisst man sehr leicht", so Kurzbuch. Daneben gibt es weitere Finanzkaufmodelle wie die so genannte Zahlpause: Jetzt kaufen und erst in drei Monaten zahlen ist ein besonders beliebtes Modell in der Weihnachtszeit. Die Schuldnerberaterin weiß, dass diese Marketingstrategien aufgehen.

Schuldnerberatung hilft

Ganz platt ausgedrückt ist man überschuldet, wenn das Einkommen nicht mehr ausreicht, um die Verbindlichkeiten zu begleichen. Um es gar nicht erst so weit kommen zu lassen, helfen auch die gemeinnützigen Schuldnerberatungen. Allerdings werden die meistens nur in Anspruch genommen, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist. Die Schuldnerberatung verschafft sich dann zunächst einen Überblick über die Einkommens- und Ausgabensituation und sichert das nicht pfändbare Einkommen für den Überschuldeten. "Viele zahlen aus dem nicht pfändbaren Einkommen Verbindlichkeiten und sparen dann beispielsweise am Essen", weiß Kurzbuch. Das ist natürlich nicht nötig. Zudem schreiben die Schuldnerberatungen die Gläubiger an und versuchen gemeinsam Lösungen zu finden. Im Ergebnis können das vom teilweisen Erlass der Schulden über die Streckung über einen längeren Zeitraum mit kleineren Raten bis hin zu Umschuldungsplänen die verschiedensten Maßnahmen sein.

Wenn all diese Bemühungen nicht greifen und die Gläubiger nicht verhandlungsbereit sind, ist es lohnenswert, über eine Privatinsolvenz nachzudenken. Der Gesetzgeber hat auch Privatpersonen die Möglichkeit für eine zweite Chance eingeräumt. Wer sechs Jahre lang jede zumutbare Arbeit annimmt und seinen Lohn bis auf den pfändungsfreien Teil an die Gläubiger zurückzahlt, ist danach seine kompletten Schulden los. Der Privatkonkurs muss bei Gericht beantragt werden.

Ein bisschen Risiko muss sein

Schulden sind grundsätzlich nichts Schlimmes, so lange man nicht über seine Verhältnisse plant. Darüber sind sich die Kreditgeber und Schuldnerberater einig. "Allerdings ist das nicht immer möglich", meint Kurzbuch. Wer sich heute für den Kauf eines Eigenheims entscheide, ist nicht in der Lage, die Frage zu beantworten, ob er auch in einigen Jahren die Raten noch bezahlen könne. Aufgrund der Unsicherheiten am Arbeitsmarkt sei das überhaupt nicht mehr gewährleistet. Daher kommt die Schuldnerberaterin zu dem Schluss: "Das heißt, man könnte gar nichts mehr kaufen, was falsch wäre. Ein bisschen Marktrisiko brauchen auch die Verbraucher."

Quelle: ntv.de

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