Arbeitslosigkeit, Scheidung, Sucht Die Gründe für Überschuldung
21.10.2008, 14:09 UhrArbeitslosigkeit ist der häufigste Grund für schwere finanzielle Probleme. Diese wenig überraschende Kenntnis hat eine Auswertung von Statistischem Bundesamt und der Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung ergeben.
Mehr als 30 Prozent aller Menschen, die im vergangenen Jahr eine Schuldnerberatungsstelle aufsuchten, hatten keinen Job. Trennung, Scheidung oder Tod des Partners trieben 14 Prozent der Menschen in die Überschuldung. Bei weiteren zehn Prozent führte ein Unfall, eine Krankheit oder Sucht in die Schuldenfalle. Dabei waren Menschen, die allein leben, überproportional stark von Überschuldung betroffen: 44 Prozent von waren Singles. Der Anteil von Singles an der Gesamtgesellschaft liegt bei 38 Prozent.
Bei mehr als der Hälfte der überschuldeten Menschen lag das Einkommen unter 900 Euro und damit unter der Grenze von 990 Euro, ab der das Einkommen nicht zur Begleichung offener Schulden gepfändet werden darf. Bei alleinstehenden Frauen und Männern mussten sogar rund drei Viertel aller Überschuldeten mit weniger als 900 Euro im Monat auskommen.
Nur rund drei Prozent der überschuldeten Menschen hatten ein Einkommen von mehr als 2.000 Euro im Monat. Das durchschnittliche Nettoeinkommen betrug 1.165 Euro. Mehr als ein Drittel davon musste davon im Schnitt für die Wohnung aufgewendet werden, so dass durchschnittlich rund 750 Euro blieben.
Überschuldung sei in Deutschland einer der wichtigsten Gründe für Armut und soziale Ausgrenzung, sagte Heribert Rollik von der Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung. Das Problem der Überschuldung betreffe nicht nur soziale Randgruppen, sondern weite sich hierzulande auf weite Schichten der Bevölkerung aus. Oft seien die Betroffenen starkem Stress und psychischem Druck ausgesetzt.
Die deutschlandweit rund 950 Schuldnerberatungsstellen mit rund 2.000 Beratern seien bei weitem nicht ausreichend. Derzeit sei es nur zwischen zehn und 15 Prozent der Überschuldeten möglich, Hilfe in den Beratungsstellen zu erhalten.
Für die Statistik wurden die Daten von rund 57.000 überschuldeten Menschen in Deutschland ausgewertet. Knapp ein Viertel der deutschen Schuldnerberatungen hatten dem Statistischen Bundesamt dafür anonymisierte Informationen zur Verfügung gestellt.
Quelle: ntv.de