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Im schlimmsten Fall ein Draufleger Die Riester-Micker-Renten

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(Foto: picture-alliance/ dpa)

Ex-Arbeitsminister Walter Riester ist oft mit einem Lachen im Gesciht unterwegs. Er ist Namensgeber der Riester-Rente.

Ex-Arbeitsminister Walter Riester ist oft mit einem Lachen im Gesciht unterwegs. Er ist Namensgeber der Riester-Rente.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Walter Riester freut sich. Er hat der Riester-Rente ihren Namen gegeben. Es gibt schlimmeres im Leben, als der Namensgeber eines Erfolgsprodukts zu sein, hat er mal gesagt. Ein Masse-Produkt ist die Riester-Rente inzwischen geworden. Seit dem Startschuss 2002 wurden über 12,5 Millionen Riester-Verträge abgeschlossen. Ob daraus allerdings eine Erfolgsgeschichte wird, darf mittlerweile bezweifelt werden.

 

Den größten Anteil am Riester-Geschäft verzeichnen Versicherungsverträge. Dabei muss man zwischen klassischen und den fondsgebundenen Riester-Rentenversicherungen unterscheiden. Von insgesamt 9,7 Millionen Versicherungsverträgen entfallen rund 3,5 Millionen auf die fongebundene Variante. Der Spruch "Gewinne laufen lassen" entwickelt hier eine nicht gewollte Dynamik. Manche Riester-Fondsprodukte seien der reine Selbstbedienungsladen, schreibt die Stiftung Warentest und kommt zu dem Urteil: "Unser Test ergibt, dass wir keine Fondspolice empfehlen können."

Unverschämt hohe Gebühren

Verteilung der Riester-Verträge.

Verteilung der Riester-Verträge.

(Foto: BVI)

Bei einigen Produkten werden Gebühren aufgerufen, dass einem ganz schwarz vor Augen werden kann. So verlangen beispielsweise nach Angaben der Stiftung Warentest die Aachen Münchener, der Deutsche Ring und die Vorsorge von jedem planmäßig eingehenden Beitrag knapp 12 Prozent, obwohl bei Vertragsabschluss bereits mindestens 4 Prozent auf die Beiträge für die gesamte Laufzeit fällig werden. Wer glaubt, dass von der Raffgier wenigstens die staatliche Riester-Zulage verschont bleibt, irrt gewaltig. Die Alte Leipziger kassiert 9 Prozent, die Vorsorge 9,15 Prozent, die Allianz 9,5 Prozent und die Gothaer satte 13 Prozent.

 

Wer unbedingt mit Fonds riestern will, sollte eher zu klassischen Fondssparplänen greifen. Doch auch hier kann die Kostenkeule zuschlagen. So vereinnahmt die DWS bei der RiesterRente Premium 5,5 Prozent der gesamten Beitragssumme, bei der Cominvest Riester-Förderrente sind es 5 Prozent. Besser kommen da Fondssparpläne wie zum Beispiel die UniProfirente oder die DWS Toprente weg, die regelmäßig für jede Einzahlung "nur" einen Ausgabeaufschlag berechnen, der sich im Fall der DWS Toprente aber noch umgehen lässt, wenn der Vertrag über einen Vermittler abgeschlossen wird.

Garantieverzinsung ausgehebelt

In Sachen Rendite-Grab sind dies allerdings noch nicht alle schlechten Nachrichten. Während man laut Stiftung Warentest um fondsgebundene Riester-Rentenversicherungsverträge lieber einen Bogen machen sollte, können auch die klassischen Riesterverträge nicht punkten. Zwar beträgt hier die versprochene Garantieverzinsung 2,25 Prozent, doch auch diese wird durch die Vertragskosten aufgezehrt. Nach Berechnungen der Zeitschrift Ökotest liegt die durchschnittlich garantierte Rente gerade einmal bei 0,04 bis 1,24 Prozent pro Jahr, die fondsgebundene Variante bringt es auf minimalistische 0,02 bis 0,18 Prozent pro Jahr – schlimmstenfalls ist sogar mit einer Minusrendite von bis zu 0,69 Prozent pro Jahr zu rechnen.

 

Selbst bei der klassischen Variante ist die Riester-Rente ein Verlustgeschäft, wenn man nicht wenigstens 80 Jahre alt wird. Bis zu diesem Zeitpunkt hat man nach Angaben von Ökotest mehr eingezahlt, als man wieder herausbekommt.

Unterschiedliche Sterbetafeln

Ein weiteres Ärgernis ist die kalkulierte Sterblichkeit. Riester-Renten sind Unisextarife. Es wird also bei Männern und Frauen von der gleichen Lebenserwartung ausgegangen. Der gleiche Beitrag führt unabhängig vom Geschlecht zu einer gleich hohen Rente. Während das Statistische Bundesamt hierbei von einer Lebenserwartung von 75,8 Jahren ausgeht, kalkulieren die Versicherer mit 98 Jahren. Das schmälert natürlich die monatliche Rente. Begründen tun sie dies mit der Annahme, dass die Versicherten, die Altersvorsorge betreiben, gesünder und besser verdienend sind als der Durchschnitt und schlagen darauf noch mal einen Risikopuffer auf.

 

Die Riester-Rente ist also ein Produkt für kerngesunde Besserverdiener? Wohl kaum. Beim Riestern gilt offensichtlich auch, was wir seit der Finanzkrise schon bei den Zertifikaten gelernt haben: Nichts kaufen, was man nicht verstehen kann. In diesem Licht könnten sich die langweiligen Riester-Banksparpläne letztlich doch noch zu einem gefragten Produkt mausern. Walter Riester zumindest ist wahrscheinlich froh, dass er nicht auf eine Riester-Rente angewiesen ist.

Quelle: ntv.de

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