Gescheiterte Schnäppchensuche Die Tricks von Saturn und Co.
26.05.2010, 15:00 UhrZur Kaufentscheidung gehört für kritische Verbraucher stets auch der Preisvergleich. Doch wer vorgebliche Schnäppchen aus massenhaft von Elektroketten verteilten Prospekten mittels Preissuchmaschinen überprüfen will, stößt dabei oftmals auf merkwürdige Barrieren.

(Foto: picture-alliance/ dpa)
Mit tollen Angeboten per Werbeprospekt überschütten Elektroketten wie Saturn und MediaMarkt Woche für Woche die Haushalte der Verbraucher. Groß angepriesen werden darin "Preisknüller" wie LCD-TV und Digitalkamera, wie Toaster und Waschmaschine.
Die vermeintlichen Schnäppchen lassen sich leicht enttarnen, wenn die Verbraucher den Preis mittels einer Preissuchmaschine im Internet vergleichen. Binnen weniger Sekunden könnte dann klar sein, dass noch so große Buchstaben und Zahlen nichts dazu beitragen, ob der Preis wirklich heiß ist.
Das haben auch die großen Elektronikketten erkannt und blasen zum Gegenangriff. Gezielt verzichten die Märkte auf genaue Typenbezeichnungen in ihren Prospekten und lassen die Hersteller eigens für die Märkte produzierte Geräte fertigen, die sonst nirgends zu finden sind. Das belegt eine Stichprobe der Verbraucherzentrale NRW.
Preisvergleichssuchmaschinen versagen
Die Tester nahmen rund zwei Dutzend Werbebeilagen der Technik-Anbieter Saturn und MediaMarkt, sowie von ProMarkt und Karstadt ins Visier. Der genaue Blick galt dabei vor allem besonders stark hervorgehobenen Artikeln.
Rasch zeigte sich, dass bei rund einem Fünftel der Top-Listings (33 Geräte) trotz des Einsatzes mehrerer Suchmaschinen kein Preisvergleich möglich war. Entweder hieß es: "keine Suchergebnisse" oder es fanden sich ein, zwei Onlineshops, die allerdings die beworbenen Geräte zumeist nicht kurzfristig liefern konnten.
Erklärbar war das immerhin bei knapp jedem Dritten der unvergleichlichen Schnäppchen. Die Anzeigen enthielten viele Schreibfehler und Auslassungen. So wurde etwa ein AEG-Wäschetrockner "Lavatherm" zum "Lavertherm", bei einem Philips-TV wiederum fehlten Ziffern der Typbezeichnung. Der Fehlerteufel schlug ebenso bei einem PC-Monitor von Acer sowie einem Kaffeeautomaten von Siemens zu.
Typenbezeichnungen fehlen
Doch es ging noch irritierender. Da wurden etwa - groß im Bild, aber mit dürftigen Worten - ein "Exquisit Tisch-Gefrierschrank" oder ein "Grundig 94 cm (37’’) LCD-TV" als Sonderangebote angepriesen. Weitere Angaben über Baureihe, Typbezeichnung oder Modell gab es nicht.

Mit dem vermeintlichen Schnäppchen geht es dann nach Hause.
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Solche preislich nicht überprüfbare Reklame schaltete neben Karstadt auch ProMarkt. "Typenangaben werden in unseren Prospekten nicht erwähnt, wenn sie aus unserer Sicht nicht relevant sind", heißt es dazu lapidar bei ProMarkt. So ein Satz erstaunt: Schließlich listet Grundig 37-Zoll-Fernseher, je nach Modell, zwischen rund 500 bis hin zu 2000 Euro.
Ein Rätsel in der Stichprobe ist auch das Phänomen des One-Hit-Wonder: Groß beworbene Geräte gab es allein im Prospekt; vollkommen ohne Ware präsentierte sich dagegen das Internet mit seinen tausenden Shops.
Beispiele dafür: eine Hoover-Waschmaschine aus einem Saturn-Flyer, die auch zwei Monate nach Reklame-Beginn nicht in Suchmaschinen auftauchte, obwohl sie als "Neuheit" vom Hersteller ausgerufen wurde. Oder ein Navi von Becker, das über Monate nicht den Weg in die Prospekte anderer Händler fand und allein bei Saturn und MediaMarkt herumkurvte.
Konkurrenzlose Offerten groß herausgestellt
Zwei Drittel (21) aller Schnäppchen in der Verbraucherzentralen-Stichprobe waren nirgendwo anders zu finden. Saturn und MediaMarkt erklärten solche Merkwürdigkeiten zu "Geschäftsinterna". Die Pressestelle des ProMarkts wiederum verweist darauf, dass einige Modellvarianten, etwa bei Waschmaschinen und Notebooks, eigens für die Elektromarktkette gefertigt oder konfiguriert - und "exklusiv" in eigenen Filialen verkauft werden. Ähnliche Auskünfte erhielten die Tester auch in Filialen anderer Ketten.
Immerhin kam es bei jedem zweiten Technikangebot im Test dazu, dass die Konkurrenz verzögert den Markt beschickte. Dabei sanken - wie zu erwarten - zumeist auch die Preise. Für einen Mini-Camcorder von Cisco beispielsweise, den MediaMarkt erst noch fast exklusiv für 199 Euro inserierte, fanden sich zehn Wochen später 58 Einträge bei Suchmaschinen. Der Preis war um gut ein Drittel gefallen. Weitere elf Wochen darauf gab es den Camcorder sogar für nur knapp 114 Euro: Über 100 Anbieter balgten sich mittlerweile um die Kundschaft.
Gar mehr als 300 Euro ließen sich für geduldige Käufer bei einem Kaffeeautomaten von Siemens sparen. Während Saturn als Alleinanbieter das Modell im Prospekt für brühwarme 1099 Euro abfeierte, offerierten Onlineshops den Kaffeebereiter zwei Monate später- nun preislich deutlich abgekühlt - für weniger als 900 Euro. Ein noch höherer preislicher Genuss erwartete schließlich diejenigen, die das Siemens-Gerät - Wochen später - für schlappe 786 Euro in der Preissuchmaschine fanden.
Quelle: ntv.de, akl