Stabiler und mehr Reichweite E-Bikes werden immer besser
24.07.2014, 20:43 UhrAls die Stiftung Warentest im letzten Jahr zahlreiche E-Bikes durchfallen ließ, handelte sie sich Ärger mit der Zweiradbranche ein. Jetzt gibt es einen neuen Test und der zeigt: Viele Hersteller haben nachgebessert.
In Deutschland verkaufte Elektrofahrräder werden immer besser und sicherer. Nachdem bei einer Untersuchung der Stiftung Warentest im vergangenen Jahr die meisten E-Bikes noch mit eklatanten Mängeln durchgefallen war en, schnitten beim neuen Vergleich für das "Test"-Magazin drei von zehn Pedelecs mit der Note "Gut" ab. Geprüft wurden - wie im letzten Jahr - Räder mit Motorunterstützung bis 25 km/h und tiefem Durchstieg. Alle spielen in der Preisklasse um 2500 Euro, im letzten Test waren auch günstigere Räder vertreten. Die Prüfungen waren weitgehend die gleichen, einige Methoden wurden weiterentwickelt. Doch anders als im Mai 2013 mussten die Tester diesmal kein "Mangelhaft" vergeben.
Damals monierte die Stiftung Warentest unter anderem instabile Rahmen und Komponenten. Bei den jetzt geprüften E-Bikes gibt es solche Schwachstellen nicht mehr. Mehrere Räder haben dickere und stabilere Lenker als die Kandidaten im letzten Test. Alle sind mit gut abgestimmten hydraulischen Bremsen ausgestattet. Zudem besteht bei keinem der E-Bikes der Verdacht, dass sie durch die elektromagnetische Strahlung den Funkverkehr etwa von Polizei, Feuerwehr und Krankenwagen stören könnten. Dies war nach dem letzten Test ein heftig umstrittener Punkt zwischen den Testern und den Herstellern. Eine Störung sei unwahrscheinlich, räumte die Stiftung Warentest schließlich ein. Aber weil die zulässigen Grenzwerte überschritten waren, blieb es beim mangelhaften Urteil für die elektrische Sicherheit.
Reichweite bis 100 Kilometer
Eine weitere gute Nachricht für E-Bike-Käufer: Die Akkus sind leistungsstärker geworden, mit einer Akkuladung können die Räder also länger rollen. Lag die Reichweite im Vortest noch zwischen 25 und 80 Kilometer, sind es nun 60 bis 100 Kilometer. Leichte Fahrer kommen womöglich noch weiter, denn für den Test wurde ein Systemgewicht von 90 kg zugrundegelegt. Auch wenn nur niedrige Batterieunterstützung zugeschaltet wird, steigt die Reichweite.
Trotz aller Fortschritte der aktuell geprüften E-Bike-Generation sehen die Warentester noch Verbesserungspotenzial. Ein Rad hatte eine funzelige Lichtanlage, zwei schwächelten zudem bei der elektrischen Sicherheit. Drei Räder zeigen ein instabiles Fahrverhalten, besonders mit Gepäck. Bei Rädern mit tiefem Einstieg ist das nicht ungewöhnlich, gerade bergab oder bei hohen Geschwindigkeiten bietet ein Oberrohr mehr Stabilität. Beim Diamant-Modell geriet der Lenker allerdings schon ab einer Geschwindigkeit von 15 km/h ins Flattern.
Den Härtetest über 20.000 Kilometer überstanden vier E-Bikes nicht unbeschadet. Beim Diamant gab es einen Felgenriss, beim Kalkhoff-Rad riss am Ende das Sattelrohr, was einem Totalschaden am Rahmen gleichkommt. In zwei Fällen war die Sattelstütze angerissen, doch die lässt sich wenigstens günstig austauschen. Beim getesteten Stevens brach in der Rüttelprüfung die Akkuhalterung. So etwas kann teuer werden, denn ein heruntergefallener Akku muss gewechselt werden, ansonsten droht ein Kurzschluss.
Flyer war am besten
Am besten kam im Test das Modell von Flyer weg. Als einziges Modell bekam es sowohl fürs Fahrverhalten also auch für Antrieb und Handhabung gute Noten. Ginge es allein nach dem Fahren, hätte das Raleigh Dover den Testsieg verdient. Doch wegen der angerissenen Sattelstütze gab es am Ende nur ein befriedigendes Gesamturteil.
Bei dem Test im vergangenen Jahr hatte die Stiftung Warentest bei vielen E-Bikes "eklatante Sicherheitsmängel" festgestellt und den meisten Rädern die schlechteste Note gegeben. Mehrere führende Hersteller von Elektrofahrrädern warfen der Stiftung anschließend schwerwiegende Fehler vor. Sie befürchteten enorme Umsatzeinbußen. Nach Angaben des Zweirad-Industrie-Verbandes (ZVI) sind in Deutschland bereits mehr als 1,6 Millionen Fahrräder mit Elektromotor unterwegs.
Quelle: ntv.de, ino/AFP