Roaming adé EU-Parlament beschließt Gebühren-Aus
03.04.2014, 16:17 UhrRichtig teuer ist die Handynutzung im Ausland nicht mehr, schon seit Jahren sinken Jahr für Jahr die Roamingkosten. Jetzt drückt das Europaparlament aufs Tempo und will die Gebühren ganz abschaffen. Die Bitkom warnt vor "erheblichen Zusatzkosten".

Meistens haben Mobilfunkanbieter spezielle Auslandsoptionen. Damit lassen sich die Kosten im Rahmen halten.
(Foto: dpa)
Lange Gespräche auf dem Handy führen? Mal eben ein Bild per Facebook-App hochladen? Was zu Hause ganz selbstverständlich ist, verkneifen sich viele Menschen, we nn sie im Ausland unterwegs sind. Denn Roaming ist teuer. Doch das soll nicht so bleiben. Zum 15.Dezember 2015 sollen für Handynutzung und mobiles Internet in der ganzen EU keine Extrakosten mehr anfallen. Das hat heute das Europaparlament in Brüssel beschlossen. Die EU-Kommission wollte die Gebühren eigentlich erst zum 1. Juli 2016 abschaffen. Noch ist auch nicht ganz sicher, ob die Pläne durchkommen, denn jetzt müssen noch die EU-Staaten zustimmen.
Schon seit Jahren drückt die EU die Roaming-Kosten Stück für Stück nach unten. Jeweils zum ersten Juli werden die zulässigen Gebühren um ein paar Cent gesenkt. Die Sätze stehen schon fest. Abgehende Telefonate werden ab Juli nicht mehr als 19 Cent pro Minute kosten, derzeit liegt die Obergrenze bei 24 Cent. Für eingehende Telefonate werden nur noch 5 Cent statt 7 Cent berechnet und SMS sollen nur noch mit 6 statt 8 Cent zu Buche schlagen. Dazu kommt dann jeweils noch die Mehrwertsteuer. Deutliche Verbesserungen gibt es für Smartphone-Nutzer, der Preis für ein Megabyte Datendownload sinkt von 45 auf 20 Cent.
Nicht für jeden Tarif gültig
Wer nicht aufpasst, zahlt allerdings doch mehr als die EU-Höchstgrenze. Diese gilt nämlich nicht automatisch für alle Tarife. Vorgeschrieben ist nur, dass jedes Mobilfunkunternehmen einen Tarif zu den festgelegten Konditionen im Programm haben muss. Viele Telekom-Anbieter bieten inzwischen aber auch befristete Flatrates an, mit denen die Kunden die Kosten bei Auslandsaufenthalten im Rahmen halten können. E-Plus hat die Roaming-Gebühren für Prepaid-Kunden kürzlich abgeschafft, zumindest weitgehend. Datenübertragung kostet allerdings 23 Cent pro Megabyte.
Einen Freifahrtschein für gänzlich sorgloses Surfen und Telefonieren im europäischen Ausland wollen die Parlamentarier mit der Abschaffung der Roamingkosten nicht erteilen. Bei einer "zweckwidrigen oder missbräuchlichen Nutzung" sollen die Anbieter weiterhin "gedeckelte" Roaming-Gebühren verlangen können.
Breitbandausbau in Gefahr?
Der europäische Verbraucherverband Beuc begrüßte die Forderungen des EU-Parlaments. "Dabei gewinnt jeder. Derzeit nutzen 47 Prozent der Reisenden niemals mobiles Internet weil die Datenkosten so obskur sind", kommentierte die Organisation. Würden Roaming-Gebühren verboten, rechnen die Verbraucherschützer mit einer rasanten Zunahme bei der mobilen Internetnutzung im Urlaub. Die für Telekommunikation zuständige EU-Kommissarin Neelie Kroes erklärte: "Mit dieser Abstimmung bewirkt die EU etwas für die Bürger."
Das sieht der IT-Verband Bitkom ganz anders. "Eine Abschaffung der Roaming-Gebühren würde (...) die Verbraucher an anderer Stelle zusätzlich belasten", warnt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. "Die Preise für Inlandstelefonate und mobile Internetnutzung würden zwangsläufig steigen." Während vielreisende Geschäftsleute profitierten, würden einkommensschwache Bevölkerungsgruppen im Inland leiden. Zudem entgingen den Netzbetreibern dringend benötigte Einnahmen für den Breitbandausbau.
Quelle: ntv.de, ino/dpa