Ratgeber

Macht der Schufa Es gibt kein Entrinnen

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Nach diesem Motto wird die Zahlungsmoral der Bundesbürger immer häufiger im Vorfeld unter die Lupe genommen: Ohne Segen der Schufa oder anderer Auskunfteien können Privatleute so gut wie keine Geschäfte mehr machen - ganz gleich, ob es um Bau- oder Ratenkredite geht, um Versicherungen, Kreditkarten, ums Auto, das Handy oder Versandware. Neuerdings verlangen auch private Vermieter von Interessenten eine Selbstauskunft bei der Schufa, der Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung.

Große Wohnungsunternehmen erfragen schon länger die Bonität ihrer Mieter. Und auch so mancher Zahnarzt durchleuchtet seine Patienten zunächst auf ihre Finanzkraft, bevor er teure Goldkronen und Inlays einbaut. Das Netz der Datensammler und -bewerter wird immer dichter. Ein Entrinnen gibt es kaum. Wer der Prüfung seiner Zahlungsfähigkeit nicht zustimmt, bekommt eben kein Konto, keine Wohnung, kein Handy. "Es geht nicht mehr nur um Kredite wie früher, sondern immer mehr um die Gesamtsituation von Verbrauchern", beobachtet Marius Stark von der Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung.

Fast jeder ist gespeichert

Allein bei der Schufa sind Informationen über etwa 64 Millionen volljährige Deutsche gespeichert, wie Firmensprecher Thomas Modig berichtet. Dabei sammelt die Schufa die Datenflut in der Regel gar nicht selbst ein. Sie wird damit gefüttert. Vertragspartner wie Banken, Versandhäuser oder Telekommunikationsfirmen übernehmen diesen Job. Jedes Mal, wenn jemand ein Konto eröffnet, etwas im Versandhandel bestellt oder einen Handyvertrag abschließt, melden sie das an die Schufa weiter. Andere Auskunfteien werden ähnlich gespeist.

Bevor ein Vertrag zustande kommt, wird immer erst bei der Schufa angefragt, ob der Kunde in spe einen negativen Eintrag hat - also beispielsweise einen Ratenkredit nicht zurückzahlen konnte, ob ein gerichtliches Mahnverfahren läuft, ein Offenbarungseid geleistet wurde. "93 Prozent der gespeicherten Personen haben positive Merkmale", betont Modig. Trotzdem könnten Zweifel auch an ihrer Bonität aufkommen, warnen Verbraucherschützer.
Denn die Schufa berechnet für ihre Vertragspartner nach Branchen getrennt, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass der Kunde seine Rechnung nicht bezahlt. Das Ergebnis wird im so genannten Score-Wert ausgedrückt: Je niedriger der ausfällt, desto schlechter die finanzielle Prognose.

Statistik entscheidet

Persönliche Daten spielen bei der Bewertung weniger eine Rolle, Informationen zu Einkommen, Vermögen, Geldanlage liegen der Schufa nämlich gar nicht vor. Beim Scoring geht es vielmehr um eine statistische Einstufung anhand von Daten einer Vergleichsgruppe, die in derselben Gegend lebt, ähnliche Autos fährt, ähnlich oft umzieht oder ebenso viele Kreditkarten hat.

"Das ist diskriminierend und unheimlich", sagt Markus Saller von der Verbraucherzentrale Bayern. Auch wer seine Finanzen im Griff habe, könne wegen eines schlechten Score-Werts trotzdem keinen Kredit erhalten. Mit Negativeinträgen sei nicht zu spaßen, warnt Saller. Schon bei einer strittigen Telefonrechnung sei es schnell passiert: Wer nicht zahlen wolle, weil er die Forderung der Telefonfirma für unberechtigt hält, laufe Gefahr, wegen der Außenstände bei der Schufa gemeldet zu werden.

Auch die Schufa macht Fehler

Sind gespeicherte Daten nachweislich falsch, sollte man handeln, und die Schufa zur Korrektur auffordern. Allerdings müssen Betroffene erst einmal selbst mitbekommen, dass sie ins schiefe Licht geraten sind - und sich dann selbst kümmern. Gelöscht werden Einträge erst nach bestimmten Fristen, Kredite etwa am Ende des dritten Jahres nach Rückzahlung. Drohe eine Firma bei Zahlungsverweigerung mit einem schlechten Schufa-Eintrag, müsse der Kunde das nicht auf sich sitzen lassen. So eine Erpressung sein nicht akzeptabel, entschied das Oberlandesgericht Düsseldorf (Aktenzeichen I-10 U 69/06).

Freiwillige Auskünfte über nicht gespeicherte, aber brav abbezahlte Kredite von früher, sollte man auf keinen Fall geben, raten Daten- wie Verbraucherschützer. Auch neuste Schufa-Pläne, wonach Kunden künftig ihre Bewertung durch Selbstmeldungen zu Einkommen oder Vermögen verbessern könnten, stoßen auf scharfe Kritik.

Wer wissen möchte, was die Schufa über ihn weiß, kann unter meineschufa.de eine Selbstauskunft einholen. Kosten derzeit: 7,80 Euro für das ganze Jahr. Der Score kostet extra: 3 Euro Grundgebühr plus 1 Euro für jeden Wert. Auskünfte gibt es auch in den Schufa-Filialen in 14 Großstädten.

Quelle: ntv.de

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