Bundeskartellamt mahnt Fernwärme oft zu teuer
23.08.2012, 16:56 UhrViele Fernwärmekunden müssen für Heizung und Warmwasser viel zu viel bezahlen. Der Preisunterschied zwischen einzelnen Netzgebieten beträgt in einigen Fällen mehr als 100 Prozent. Das Bundeskartellamt beklagt den mangelnden Wettbewerb.

Für ein flächendeckend überhöhtes Preisniveau gibt es keine deutlichen Hinweise.
Hausbesitzer und Mieter müssen für Fernwärme in einzelnen Regionen Deutschlands teils über als das Doppelte zahlen als in anderen Kommunen. Die Preisunterschiede zwischen den Netzgebieten verschiedener Anbieter seien "erheblich und betragen in einigen Fälle über hundert Prozent", teilte das Bundeskartellamt am Donnerstag in Bonn mit. Hintergrund der massiven Unterschiede sei, dass die vor Ort etablierten Versorger "praktisch keinem Wettbewerb ausgesetzt" seien. Für ein flächendeckend überhöhtes Preisniveau gebe es jedoch keine deutlichen Hinweise.
Für mehr Wettbewerb in dem Markt zu sorgen, sei jedoch nicht einfach, da die Durchleitung von Fernwärme durch Drittanbieter in Fernwärmenetzen "technisch und ökonomisch schwierig" sei, erklärte Kartellamtschef Andreas Mundt. Es handle sich um abgeschlossene Kreisläufe. Eine staatliche Netzregulierung wie im Strommarkt sei bei der Fernwärme deswegen "nicht sinnvoll".
Der Wettbewerb könne jedoch gestärkt werden, indem Fernwärmepreise künftig verstärkt im Internet veröffentlicht werden und Anbieter kürzere Vertragslaufzeiten zuließen, erklärte Mundt. Zudem wäre es wünschenswert, dass das Kartellamt das Recht auf "verschärfte Missbrauchsaufsicht" erhalte, wie diese bereits in anderen Bereichen des Energiesektors gelte.
Das Bundeskartellamt befragte für die Sektoruntersuchung Fernwärme 74 Versorger und erhob Daten für 1200 Netzgebiete für die Jahre 2007 und 2008. Diese Daten sollen nach Angaben der Wettbewerbshüter nun aktualisiert werden. Die Nutzung von Fernwärme ist in ostdeutschen Haushalten deutlich weiter verbreitet als in westdeutschen. Insgesamt beziehen rund 14 Prozent der deutschen Haushalte Fernwärme.
In Gebieten mit großen Netzen ist Fernwärme für die Kunden erheblich günstiger als in Gebieten mit kleineren Netzen. Unterschiedlich waren die erzielten Gewinne auch in den einzelnen Bundesländern. Konkrete Fälle nennt die Behörde in ihrem Bericht nicht.
Quelle: ntv.de, dpa