Ratgeber

Befristung und Leiharbeit "Flexibilisierung der Arbeit"

Das Institut für Wirtschaftsforschung in Halle (IWH) sieht trotz des konjunkturellen Aufschwungs in Deutschland keinen großen Zuwachs an regulärer Beschäftigung.

"Es gibt zwar mehr sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse, aber diese sind zum Großteil befristet", sagte der Arbeitsmarktexperte des Instituts, Herber Buscher, in einem dpa-Gespräch. "Wir erwarten 2007 einen kräftigen Anstieg der Leiharbeit, im Osten mehr noch als im Westen", sagte Buscher. "Viele Unternehmen schaffen sich damit eine Rückversicherung, sollte sich das Blatt wenden", sagte er.

Der Arbeitsmarktexperte warnte die Politik zugleich eindringlich davor, den in Deutschland angesichts der Bevölkerungsentwicklung drohenden Fachkräftemangel zu unterschätzen. "Wir werden enorme Engpässe kriegen vor allem an hoch qualifizierten Arbeitskräften, wie Ärzten und IT-Fachleuten", sagte Buscher.

"Deshalb ist es wichtig, in der Arbeitsmarktpolitik viel mehr und gezielter als bisher vor allem in die Ausbildung junger Leute zu investieren", sagte Buscher. "Qualifikation ist fast schon eine Job-Garantie und je mehr man davon hat, desto besser", sagte er.

Der Trend gehe aber insgesamt zu einer massiven Flexibilisierung der Arbeit. "Immer mehr Menschen werden künftig mehrere Jobs haben, um ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können, darunter auch Mini- Jobs", sagte Buscher. Das betreffe vor allem Menschen mit geringer Qualifikation.

"Es ist eine Illusion zu glauben, dass es automatisch mehr sozialversicherungspflichtige Beschäftigte gibt, die auch noch einen tariflichen Arbeitsvertrag in der Tasche haben, wenn die Konjunktur anspringt, sagte Buscher. Außerdem warten vielen Firmen erst einmal ab, wie sich die Erhöhung der Mehrwertsteuer am Ende auf das Geschäft auswirken wird, sagte er. Leiharbeiter sind auch dafür ein Puffer.

Leiharbeit ist den Angaben zufolge in der Mehrzahl befristet auf ein halbes Jahr. Der Verdienst liegt laut Buscher im Durchschnitt unter Tarif und bei etwa 6 bis 7 Euro brutto pro Stunde und somit etwas niedriger als die Tariflöhne in vergleichbaren Berufen. Über Zeitarbeitsfirmen seien Leiharbeitskräfte - mit Ausnahme der Baubranche - häufig in der Verwaltung tätig, hätten oftmals technische Berufen und seien zu 60 Prozent vorher arbeitslos gewesen.

"Leiharbeit kann aber auch ein Sprungbrett sein, um in dauerhafte Beschäftigung zu kommen", sagte Buscher. In Deutschland gibt es den Angaben zufolge etwa 16.000 Zeitarbeitsfirmen und eine halbe Million Leiharbeiter. Von den rund 39,5 Millionen Erwerbstätigen in Deutschland sind laut Buscher rund 26,9 Millionen Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt.

Quelle: ntv.de

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