Ratgeber

Umkehrhypothek Flüssig im Alter mit Nebenwirkung

Auf dem Weg zur eigenen Immobilie haben viele kräftig Federn gelassen und nicht selten die finanzielle Absicherung im Alter vernachlässigt. Die Rentner sind zwar schuldenfrei und wohnen mietfrei in den eigenen vier Wänden, doch das nötige Kleingeld für einen angenehmen Lebensabend, eine Weltreise, einen Pflegedienst oder den altersgerechten Umbau der Immobilie fehlen.

Erst abstottern, dann Geld kassieren: Die Umkehrhypothek macht's möglich.

Erst abstottern, dann Geld kassieren: Die Umkehrhypothek macht's möglich.

(Foto: tommyS, pixelio.de)

Wer keine Kinder hat oder mit diesen geklärt hat, dass das Erbe nicht hoch ausfallen wird, kann mit einer so genannten Rückwärtshypothek das eigene Haus wieder zu Geld machen und trotzdem darin wohnen bleiben.

"Für Rückwärtshypotheken gibt es ein großes Potenzial auch in Deutschland. Bei immer mehr älteren Menschen reicht die Rente nicht mehr aus, um die finanziellen Verpflichtungen zu bestreiten", sagt Gunnar Lang, Experte für Finanzmanagement beim Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung. "Gleichzeitig wächst die Gruppe der Menschen, die keine Erben haben oder deren Erben kein Interesse am Haus der Eltern haben."

Bei der Rückwärtshypothek erhält der Rentner einen Einmalbetrag oder eine monatliche Rentenzahlung. Im Gegenzug wird – wie bei einer richtigen Hypothek – die Bank im Grundbuch eingetragen. Der Rentner muss zwar selbst keine monatliche Rate bezahlen, trotzdem fallen Zinsen an und erhöhen Jahr für Jahr den Darlehensbetrag. So entsteht ein Risiko für beide Seiten. Ein langes Leben des Hauseigentümers wirkt sich negativ für die Bank aus, denn sie kann ihre Forderung nur aus der Verwertung des Hauses decken, wenn der Eigentümer gestorben ist. Umgekehrt macht die Bank ein gutes Geschäft. Übersteigt der erzielte Verkaufspreis allerdings den aufgelaufenen Darlehensbetrag, erhalten die Erben die Differenz. Die Erben haben auch die Möglichkeit, den Darlehensbetrag zu begleichen und so das Haus in ihrem Besitz zu halten.

Kaum Anbieter

Anders als in den USA oder im europäischen Ausland gibt es hierzulande bislang kaum Anbieter von Umkehrhypotheken. Als erstes trat das Unternehmen Immokasse auf den Markt, das die Umkehrhypothek zusammen mit der Deutschen Kreditbank (DKB) anbietet. Die Stiftung Warentest hat die ersten Produkte zur Immobilienrente durchgerechnet und ein überwiegend negatives Fazit gezogen. Es könne wirtschaftlich sinnvoller sein, das Haus zu verkaufen und anschließend in eine Mietwohnung zu ziehen, wenn man Liquiditätsbedarf hat.

Relativ enttäuschend dürfte für viele Interessenten auch die Höhe des möglichen Betrags ausfallen, der über die Umkehrhypothek ausgezahlt werden kann. Die DKB zahlt - je nach Alter des Rentners - höchstens 15 bis 35 Prozent des Immobilienwertes aus. Trotzdem wird eine Grundschuld über den vollen Wert der Immobilie für die Bank im Grundbuch eingetragen, denn da der Hausbesitzer die Zinsen nicht selbst zahlen muss, wächst der Schuldenberg stetig an. Je nach vereinbartem Zinssatz kann sich die Schuldenlast innerhalb von nur zehn Jahren verdoppelt haben, da der Betrag nicht in monatlichen Raten sondern auf einen Schlag ausgezahlt wird.

Mindestalter als Voraussetzung

Neben der Immokasse bietet auch noch die Investitionsbank Schleswig-Holstein die IB-ImmoRente an. Hier sind, im Gegensatz zur DKB auch monatliche Rentenzahlungen möglich. Die DKB setzt ein Mindestalter von 65 Jahren voraus, bei der IB-ImmoRente sind es 60 Jahre. Dabei geht die Bank davon aus, dass in vielen Fällen die monatliche Auszahlungssumme bei rund 200 Euro liegen wird.

Wieder zurückgerudert ist die Hannoversche Leben. Der auf dem Baufinanzierungsmarkt sehr aktive Versicherer bietet jetzt ein Produkt mit dem Namen "Rentenhypothek" an. Hierbei handelt es sich allerdings um einen fast klassischen Baukredit, der monatlich zurückgezahlt werden muss. Die Hannoversche Leben schreibt den Zinssatz bis zum Lebensende fest und verzichtet auf Tilgungszahlungen, so dass der Immobilienbesitzer nur die monatlich anfallenden Zinsen zu begleichen hat. Mit einer Rückwärtshypothek hat das Produkt allerdings wenig zu tun.

Quelle: ntv.de

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