Ratgeber

Entertainment am Tisch Frau lässt Kugel rollen

Die ersten Gäste warten schon eine Viertelstunde vorher auf den Einlass. Rentner, gepflegt gekleidet. Viele von ihnen treffen sich nachmittags mehrmals in der Woche am Tisch von Nora Kohlhase. "Heute geht es rund", sagt die charmante 37-Jährige.

Voller als sonst wird es bei ihr sein, hektischer. Nora Kohlhase wird am großen Roulettetisch der Spielbank Hannover darüber wachen, dass das Glück fließt, dass Gewinner und Verlierer gleichermaßen charmant unterhalten werden.

Kohlhase arbeitet im Casino der Landeshauptstadt als Croupier. Früher gab es nur Männer in diesem Job, inzwischen sind Frauen keine Seltenheit mehr - auch wenn in Hannover von rund 100 Croupiers gerade mal 6 weiblich sind. "Am Anfang gab es Vorbehalte gegen Frauen, aber das hat sich inzwischen eher ins Gegenteil verkehrt", berichtet Kohlhase. Was macht einen guten Croupier aus? "Ich schaue mir vor allem an, wie er mit den Leuten umgeht", sagt die junge Frau. Mitleid mit den Spielern hat sie nicht. "Sicherlich gibt es auch Gäste, die ihre Grenzen überschreiten." Aber harte Zocker, Spielsüchtige, die seien eh nicht am Roulettetisch zu treffen. "Die gehen in die kleinen Daddelbuden und hocken vor den Automaten."

Black-Jack-Kurs

Nora Kohlhase fand den Weg an den Spieltisch eher durch Zufall. "Ich war damals Studentin in Kassel und suchte einen Nebenjob." Die dortige Spielbank bot einen Black-Jack-Kurs an, nach erfolgreichem Abschluss winkte ein Stundenlohn von 17 D-Mark. "Das war vor 13 Jahren keine schlechte Bezahlung für einen Studentenjob", erinnert sich Kohlhase. "Allerdings wollte mich der Ausbilder nach zwei Wochen rausschmeißen."

Denn der Job ist weitaus schwieriger als er wirkt: Ein Croupier muss nicht nur feinfühlig mit Gewinnern und Verlierern gleichermaßen umgehen können, sondern auch rasante Fingerfertigkeit für das Hantieren mit den Jetons haben. Und ohne ausgezeichnete Kopfrechnen-Fähigkeiten und ein unbestechliches Kurzzeitgedächtnis geht auch nichts: Welcher Gast hat welchen Jeton gesetzt, wer bekommt wie viel ausbezahlt? Schließlich geht es um bares Geld, manchmal hohe Summen. "Da kann die Stimmung schnell kippen, wenn es Unklarheiten gibt - auch wenn ein Gast eben noch dein bester Freund war, weil er bei Dir immer gewonnen hat."

Weniger Trinkgeld

Nora Kohlhase schaffte es schließlich doch, den Kurs erfolgreich zu beenden, obwohl 40 von 45 Anfängern ausgesiebt wurden. Später hängte sie ihr Wirtschaftswissenschafts-Studium an den Nagel, stieg mit einer Vollzeitstelle ein, wechselte nach Hannover. Sie kann gut leben von ihrer Arbeit, auch wenn die Trinkgelder nicht mehr so üppig sind wie früher, als Casinos ein exklusiver Ort waren, in denen sich nur eine vermögende Elite traf.

Doch so sehr die 37-Jährige an ihrem Job hängt, die Schattenseiten liegen auf der Hand: Nachtarbeit ist nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Wenn andere abends ausgehen oder auf dem Sofa relaxen, hat für Nora Kohlhase der Arbeitstag oft erst begonnen. "Familie ist schwierig, es ist nicht einfach, einen Partner zu finden, der das mitträgt", sagt sie - ihren jetzigen Freund lernte sie per Internet kennen.

Gelegentlich zockt sie auch selbst, zuletzt im März im Casino in Potsdam; nie im eigenen Haus, dafür sind alle Mitarbeiter und deren Angehörige gesperrt, damit gar nicht erst der Verdacht von Schieberei aufkommt. "Als ich 140 Euro gewonnen hatte, bin ich ausgestiegen", berichtet Kohlhase. "Und dann habe ich mir einen netten Abend an der Bar gemacht."

Quelle: ntv.de

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